Von Mrs. Pollifax hatte ich ja schon in meinem Figurenkabinett geschrieben, sie ist wirklich eine der Romanfiguren, die mir sehr am Herzen liegen. So ist es vielleicht kein Wunder, dass ich mit ihr meinen ersten erfolgreichen englischen Hörbuchversuch unternommen habe, nachdem mir Natira das Hörbuch geliehen hat. „The Unexpected Mrs. Pollifax“ ist der erste Roman von Dorothy Gilman rund um die rüstige Rentnerin, die sich nach einer erschreckend depressiven Phase bei der CIA vorstellt und als Agentin bewirbt. So naiv das klingt, so stimmig finde ich diesen Schritt in der Geschichte dargestellt. Emily Pollifax hat das Gefühl im Leben zu nichts mehr nutze zu sein, sie langweilt sich nach dem Tod ihres Ehemannes und dem Auszug der Kinder und als ihr Arzt sie fragt, ob es nicht irgendetwas gebe, das sie schon immer machen wollte, erinnert sie sich an ihre Träume von einem Leben als Spionin, die sie als kleines Mädchen während des 2. Weltkriegs hegte.
Ihr ist bewusst, dass sie keine Ausbildung in diesem Gebiet hat, aber gute Nerven, Lebenserfahrung und Kenntnisse in erster Hilfe sollten doch auch etwas wert sein und so macht sie sich auf den Weg. Überraschenderweise bekommt sie wirklich einen kleinen Auftrag, da man ein unbekanntes Gesicht benötigt, um ein brisantes Päckchen aus Mexiko nach Amerika zu schmuggeln. So genießt Mrs. Pollifax ein paar wunderbare Tage als amerikanische Touristin, bis sie am vereinbarten Tag den ausgemachten Übergabeort betritt – und gefangen genommen wird. Wenig später findet sie sich hinter dem Eisernen Vorhang wieder und muss um ihr Leben ebenso bangen wie um das eines weiteren – deutlich erfahreneren, aber dafür verletzten – CIA-Agenten.
Ich liebe, liebe, liebe Mrs. Pollifax und die Sprecherin Barbara Rosenblat hat die Geschichte so wunderbar gelesen. Ihre Stimme machte die so vertrauten Figuren noch ein Stückchen lebendiger, und egal, ob Barbara Rosenblat Frauen oder Männer darstelle, es klang stimmig. Dank der überzeugenden Sprecherin habe ich mit Mrs. Pollifax mitgelitten, weil sie sich so wenig nützlich fühlte, habe ihre Aufregung und Freude über die Reise nach Mexiko erlebt und das Schwanken zwischen Angst und dem festen Willen Rückgrad zu beweisen und angesichts des Todes keine Schwäche zu zeigen.
Während ich Mrs. Pollifax Abenteuer hörte, haben meine Nachbarn bestimmt das eine oder andere Kichern aus meinem Garten gehört. Ich finde es so wunderbar, wie sie auch in extremen Situationen nicht von ihren Grundsätzen abweicht. So zeigt sie deutliches Bedauern, als einer ihrer Wärter von seinem schmerzenden Rücken erzählt, und besteht energisch darauf ihm eine Massage mit Alkohol zu verabreichen, um sein Leiden zu lindern. Einer ihrer Mitgefangenen wirft ihr im Laufe der Geschichte vor, dass sie – wie so viele Frauen – viel zu vertrauensselig ist, aber das ist gar nicht mal der Punkt. Sie hat genaue Ansichten wie man sich gegenseitig zu behandeln hat – nämlich mit Respekt und Mitgefühl – und solange man sie nicht zu wütend macht, dann handelt sie eben auch nach diesen Ansichten.
Auf der anderen Seite macht sie im Laufe der Geschichte auch die Entdeckung, dass es doch überraschend viel … ähm … Spaß machen kann, wenn man jemandem einen Stein auf den Kopf haut, um ihn bewusstlos zu schlagen. Auch beweist Emily Pollifax im Laufe der Geschichte, dass sie einfallsreich ist, aufmerksam beobachtet und nicht bereit ist die Hoffnung aufzugeben. Mit all diesen Eigenschaften reißt sie auch immer wieder ihren Leidensgenossen mit, ohne dass sie dabei unrealistisch oder übertrieben dargestellt wird. Mir hat es so viel Freude bereitet ihr erstes Abenteuer im Auftrag der CIA zu verfolgen, dass ich in den nächsten Monaten bestimmt noch weitere Hörbücher mit ihr hören werde – vor allem, da diese ebenfalls von Barbara Rosenblat gelesen werden.
Ich freue mich (immer noch) so sehr, dass Du Dich mit diesem Hörbuch an ein englisches herangewagt hast. Und an Barbara Rosenblat habe ich als Sprecherin ja auch einen Narren gefressen. 😀
An "meiner" Mrs. Pollifax kann ich doch nicht vorbeigehen – nicht mal bei einem englischen Hörbuch. *g* Barbara Rosenblat macht ihre Sache wirklich fantastisch – ich denke, ich werde noch einiges von ihr hören. 🙂
Klasse. 🙂
Hach, ich habe gerade alle Mrs. Pollifax-Romane wiedergelesen und kurz erwägt, die, die ich nur auf Deutsch habe, noch auf Englisch nachzukaufen. Ich liebe sie sehr.
Hast du auch "Kaleidoscope" und den anderen Roman mit der übersinnlich begabten Gräfin von Dorothy Gilman gelesen? Die liebe ich auch sehr, weiß aber nicht, ob das was für dich ist.
@Susanne: Ich glaube, ich werde mich erst einmal auf die Hörbücher konzentrieren – und da kann ich dann auch die Romane mitnehmen, die nicht ins Deutsche übersetzt wurden. 🙂
Nein, die anderen Bücher von der Autorin kenne ich nicht. Wieso weißt du nicht, ob die etwas für mich sind?
Oh, das klingt super! Das Hörbuch sollte ich dann wohl mal auf meine Merkliste (oder die Hörbüchertauschliste? *zu Natira rüberschiel*) setzen …
@Ariana: Es ist super! 😀 Aber du solltest es nicht auf irgendeine Liste setzen, sondern gleich hören. Also jetzt und sofort, weil so ein wunderbares Hörbuch. 😉 (Naja, und wenn das nicht geht, dann eben recht weit oben auf die Liste setzen.)
@ariana: Lass uns mailen. 🙂
Ein bisschen hat es zwar schon gedauert, aber ich habe nun doch endlich mit dem ersten Mrs.-Pollifax-Hörbuch angefangen – und amüsiere mich bereits köstlich, dabei habe ich gerade mal 30 Minuten gehört. Ich werde natürlich ausführlich berichten, wenn ich fertig bin, aber ich kann jetzt schon gut verstehen, warum du mir dieses Hörbuch so sehr ans Herz gelegt hast. 🙂
@Ariana: Nur ein gutes halbes Jahr, aber jetzt hast du es ja in Angriff genommen! 😀 Ich freu mich so sehr, dass dir meine Mrs. Pollifax – zumindest in den ersten Minuten so gut gefällt! Ich bin mir sicher, dass es dir weiter so ergeht! 🙂
Und natürlich hattest du recht – das Hörbuch ist toll. Bin gerade damit fertig geworden und die Rezension ist auch schon online. Danke für diesen tollen Tipp!
@Ariana: Ich bin doch immer so glücklich, wenn ich jemanden mit "meiner" Mrs. Pollifax anstecken kann! 🙂 Sie begleitet mich schon so lang und ich finde, dass sie viel zu wenig Menschen kennen.