Ella Theiss: Die Spucke des Teufels

Das Jahr 1755 ist ziemlich ereignisreich für Lisbeth, die kürzlich verwitwete Wirtin des Gasthauses zum Ochsen. Erst musste sie ihren recht alten Mann begraben – und kaum ist er unter der Erde, stehen auch schon preußische Gardisten vor der Tür. Während ein Major ihr gewaltig nachstellt, steht Lisbeth vor der Aufgabe seinen Soldaten aus den ungenießbaren Tartüffeln jeden Tag eine neue Mahlzeit kochen zu müssen. Doch auch der benachbarte Pachtmüller ist an der hübschen Witwe interessiert, diese kümmert sich aber lieber um zwei Waisenkinder, statt ihm ihre Gunst zu schenken.

Ella Theiss gelingt es hervorragend einem das Gefühl zu vermitteln in eine andere Zeit zu reisen. Leicht hatte es das gewöhnliche Volk zu dieser Zeit nicht, Kriege erschütterten das Land und jeder Winter kostet viele Menschenleben. Durch Zwang und Gewalt versucht Friedrich II. die Kartoffel in seinem Herrschaftsgebiet populär zu machen. Doch solange die Menschen nur wissen, dass viele Teile diese Pflanze giftig sind – und sie keine Ahnung haben, wie sie diese neue Frucht – die sogar von den meisten Tieren verschmäht wird – zubereiten sollen, hat er mit seinen Bemühungen wenig Erfolg.

Lisbeth versucht das Beste aus ihrer Situation zu machen – und ist doch trotz ihrer eigentlich recht guten Position als Wirtin, so vielen Dingen hilflos ausgeliefert. Aber nicht nur aus ihrer Perspektive wird die Geschichte erzählt, auch der fahrende Händler Jost, der Müller und ein paar Personen mehr kommen zu Wort. Das ist auch der Punkt, der bei mir verhindert hat, dass ich so richtig in das Buch abtauchen konnte.

Immer wieder gibt es so Passagen, die eine distanzierte Sicht auf Lisbeth zeigen. Während ich anfangs mit der Witwe und ihrem Schicksal mitgelitten habe, schlug meine Teilnahme schnell um in eine Art historisches Interesse. Lisbeth hat ein Geheimnis und auch wenn die Menschen in ihrer Umgebung davon keine Ahnung haben, so gibt es für den Leser eigentlich keine große Überraschungen mehr. Obwohl die Handlung (trotz vieler Höhen und Tiefen) nicht so mitreißend ist wie sie hätte sein können, so ist die geschilderte Zeit in all ihren Details faszinierend und die Charaktere sind zum großen Teil liebenwerte Figuren, deren Leben man gerne eine Weile lang verfolgt.

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