Mit „Dragos dunkle Reise“ präsentiert der Autor Fortunato eine düstere und spannende Trilogie für Jugendliche.
(Entschuldigt bitte diesen Einschub, aber selbst bei einem Kinderbuchautor reizt mich dieses Pseudonym eher zu einem spöttischen Grinsen und es fällt mir schwer, die Person hinter dem Namen ernst zu nehmen. Über das Autorenfoto möchte ich lieber erst gar nichts sagen, aber wer sich mit Suchmaschinen auskennt und neugierig genug ist, wird es schnell auf seiner Homepage finden und sich eine eigene Meinung bilden können. Bestimmt hat sich Thomas Montasser etwas bei dem Bild und dem Pseudonym gedacht – und wer weiß, vielleicht fliegen die Kinder, die ja seine Zielgruppe sind, auf diese Selbstdarstellung des Autors. 😉 )
Doch nun weiter mit „Die Spur der Drachen“! Die Hauptfigur dieses Romans ist der junge Drago. Er gehört zu einer Einwandererfamilie, die aus Illyrien floh, weil dort Krieg herrschte. Aber auch in Venedig ist das Leben für die Fremden nicht einfach. Die Stadt ist nass und kalt und die Einwohner sind den Einwanderern gegenüber nicht gerade wohlgesonnen. So kommt es, dass der Vater mit einem gemieteten Boot gerade mal genug verdient, um seine Familie vor dem Verhungern zu bewahren, während die Mutter aufgrund des unfreundlichen Klimas erkrankt ist.
Drago versucht in dieser schweren Zeit mit ein paar kleinen Gelegenheitsarbeiten und mit Taschendiebstahl etwas Geld zu verdienen. Ihm ist zwar bewusst, dass in diesem historischen Venedig sehr harte Strafen auf ihn warten, wenn er beim Klauen erwischt wird, doch der Junge bangt um das Leben seiner Familie. So ist er auch bereit sich gegen einen finsteren Hehler und seine Handlanger zu behaupten, obwohl er dabei mit seinem Leben spielt. Bei einem seiner Beutezüge lernt Drago den Gelehrten Hannibal Rabe kennen.
Zu seiner großen Überraschung wird der Junge von Rabe engagiert, um ihm in Venedig als Führer zu dienen und kleine Aufträge für ihn auszuführen. Doch was anfangs wie ein großer Glücksfall wirkte, führt dazu, dass Drago in eine unheimliche Geschichte gezogen wird. Hannibal Rabe forscht nach uralter Magie – und er ist nicht der einzige, der sich in Venedig mit diesem Thema auseinandersetzt. So wird Drago schnell zu einem unwissenden Spielball zweier mächtiger Parteien, denen das Leben des Jungen nichts wert zu sein scheint.
Ich muss zugeben, dass ich den Anfang dieses Jugendbuchs etwas verwirrend fand. Man findet sich in einem historischen Venedig wieder, welches sehr überzeugend, aber auch überaus düster geschildert wird. Und so wie Drago anfangs keine Ahnung hat, was in seiner Umgebung vorgeht, so ist man auch als Leser erst einmal nur verwirrt. Doch je weiter die Geschichte fortschreitet, desto mehr zieht einen die Handlung in ihren Bann. Es entsteht eine faszinierende Mischung aus den atmosphärischen Beschreibungen der verschiedenen Schauplätze (düstere Gassen, dunkle Kanäle, strahlende Palazzi und das trostlose und doch durch die Familie heimelig wirkende Zuhause von Drago) und der rätselhaften und spannenden Handlung, die voller Magie, Intrigen und Gefahren steckt. Auch Drago und seine Schwester Luzia sind mir ans Herz gewachsen und so habe ich das ganze Buch über gehofft, dass die beiden heil aus der Geschichte herauskommen.
Wenn man sich also erst einmal in diesem fremdartigen historischen Venedig zurechtgefunden und die verschiedenen Personen soweit kennengelernt hat, dass man sie zuordnen kann, erwartete einen eine ungewöhnliche und sehr reizvolle fantastische Geschichte. Oh, und da ich den zweiten Teil auch schon gelesen habe, kann ich jetzt schon sagen, dass die Serie ebenso fantastisch und spannend weitergeht!
Das Hörbuch zu „Die Spur der Drachen“ hat mir hingegen nicht ganz so gut gefallen. Der Sprecher Bernd Reheuser liest die Geschichte sehr „märchenhaft“ und etwas getragen und das passt nicht so gut zu der düsteren und spannenden Handlung. Außerdem hebt seine Art der Betonung die kleinen sprachlichen Mängel des Textes, die mir persönlich beim Lesen nicht so aufgefallen sind, noch hervor. Wer also die Wahl hat, sollte auf jeden Fall zum Roman greifen!
Du erwähnst an zwei Stellen das "historische" Venedig… Ich bin jetzt am überlegen, ob Drago und seine Familie irgendwie in ein für sie "historisches" Venedig (zeitlich gesehen) oder "rückständig" gelangen?
Das aber nur nebenher um meine erste Neugierde zu befriedigen 🙂 Beim Lesen Deiner Rezension ging mir nämlich durch den Kopf, diese Trilogie auf meine "to read Liste" zu setzen … Mal sehen, was die Biliothek(en) so sagen *g*
Lg Natira
ps
Mal wieder eine reizende Wortbestätigung: Wings 🙂
@Natira: Die Geschichte spielt ganz eindeutig in einem historischen Venedig (ohne jegliche Zeitreise oder so, auch wenn die im zweiten Band vorkommt), allerdings kann ich aufgrund der Beschreibungen keine genaue Zeit für die Handlung festlegen. Der einzige Hinweis für mich liegt in den kleinen Aussagen, die eher nebenbei einfließen – und bei denen ich wirklich viel recherchieren müsste, um einen Zeitraum eingrenzen zu können.
Der greifbarste Hinweis sind vielleicht die Taschenuhren, die bei den wohlhabenden Männern zu klauen sind …
Was dein Interesse an den Büchern angeht: NZS-Stapel?
So geht es auch *g*