Über „Der Duft des Regens“ von Frances Greenslade bin ich auf mehreren Blogs gestolpert und wurde dadurch so neugierig auf das Buch, dass ich es in der Bibliothek vormerkte. Die Grundgeschichte dieses Romans ist schnell erzählt: Maggie und Jenny erleben eine (scheinbar) glückliche Kindheit mit ihren Eltern in einer kleinen Ansiedlung in Kanadas Wäldern. Doch nach dem Tod des Vaters dauert es nicht lange, bis die beiden Mädchen von ihrer Mutter bei einem fremden Ehepaar zurückgelassen werden. Man erlebt die Geschichte aus der Sicht von Maggie, die beim Verschwinden ihrer Mutter gerade mal elf Jahre alt ist und die sich viele Jahre an den Gedanken klammert, dass es die Aufgabe ihrer Mutter sei, sie zu finden, und nicht ihre Aufgabe, ihre Mutter zu suchen.
Frances Greenslade hat für diesen Roman wunderbare Charaktere geschaffen. Während die ältere Jenny recht mädchenhaft ist, gern Zeit mit ihren Freunden verbringt und sich zu einem „ganz normalen“ lebenslustigen Teenager entwickelt, ist Maggie burschikoser. Sie fühlt sich in der Natur wohl, sie steht gern auf eigenen Beinen und sie hat das Bedürfnis, sich um alles zu kümmern. Auch die Beschreibungen all der kleinen und größeren Momente, die Maggie mit ihrer Familie in ihrer Kindheit erlebt hat, sind wunderschön. Die Autorin beschreibt kleine Zeltausflüge, gemütliche Abende daheim – und wie geborgen sich Maggie an der Seite ihres Vaters fühlt und wie wunderschön und verheißungsvoll die Autofahrten mit ihrer Mutter sind.
Hier betonen die meisten Rezensionen, die ich gelesen habe, wie harmonisch und heil die Kindheit der beiden Mädchen war und wie wenig sie doch davon ahnten, dass auch ihre Eltern Probleme hatten. Diese Einschätzung kann ich beim besten Willen nicht teilen. Maggie macht sich schon als kleines Kind ständig Sorgen. Sie registriert Verstimmungen zwischen ihren Eltern, sie macht sich Sorgen, dass sie ihren Vater verlieren könnte, und sie steht nachts auf, um nachzugucken, ob ihre Schwester und ihre Eltern noch sicher in ihren Betten liegen und ob sie noch atmen. Das zeigt mir, dass das Mädchen schon merkt, dass bei aller Harmonie und bei all der Liebe, die die Eltern für sie haben, das Leben keine Sicherheit bietet, dass auch Eltern Menschen sind, die Bedürfnisse haben und Fehler machen, und dass ihre kleine und relativ heile Welt sehr zerbrechlich ist.
Gerade diese Zerbrechlichkeit macht für mich diese Szenen so eindringlich. All die Schönheit, diese Liebe und dieses Verständnis, die Großartigkeit der Natur und die stimmungsvollen Winterabende am Ofen, all das hat eben auch seine Schattenseiten – und selbst wenn Maggie dies als Kind nicht richtig begreifen oder gar in Worte fassen kann, so ist es ihr schon bewusst. Jahre später, als sie vierzehn ist, macht sich Maggie auf die Suche nach ihrer Mutter und lernt ihre Eltern als Menschen mit einer eigenen Persönlichkeit und einer nicht ganz einfachen Vergangenheit kennen. Das alles macht „Der Duft des Regens“ zu einer melancholischen Geschichte vom Erwachsenwerden, zu einer Geschichte voller zerbrochener Hoffnungen und Träume, aber auch zu einer Geschichte von starken Menschen und von dem berauschenden Gefühl, zu lieben. Sehr leise erzählt und bei aller Traurigkeit wunderschön.
Hört sich interessant an – dass packe ich mir auch mal auf den Wunschzettel 😀
Ich mag so stille, eindringliche Bücher sehr gern… Scheint es leider nicht als Hörbuch zu geben – das wäre perfekt… Liebe Grüße und Dank für die Inspiration!
@Sayuri: Ich bin mir sicher, dass es dir gefällt! Lass es also nicht so lange auf dem Wunschzettel liegen. 😉
Hm, falls Sayuri es sich gönnt … 😉
*kicher* An dich musste ich beim Lesen auch denken. Wenn es mein Exemplar wäre, dann säße es auch schon in der Kiste mit deinen Leihbüchern. 😀
*g* Ich war auch zuerst bei skoobe und habe geschaut, ob es dort verfügbar ist, aber nein. 😉
Vielleicht eine der Bibliotheken, zu denen du Mitgliederausweise hast?
leider kein Erfolg in den Büchereien.
Dann muss Sayuri dich wohl damit versorgen. *g*
Das klingt schön – sowas mag ich ja gerne! *notiert das Buch auf die Wunschliste*
@Hermia: Ich kann mir auch gut vorstellen, dass dir das Buch gefällt! 🙂
Wie gut, dass ich gerade nichts kaufe oder ausleihe … Auf die "mal lesen"-Liste ist es aber doch gewandert … 😉
@Ariana: Wie gut, dass Bücher nicht schlecht werden und auch in ein paar Monaten oder Jahren gut lesbar sind, wenn die Liste doch mal abgearbeitet wird. 😀
Ich habe mich endlich mit den "Duft des Regens" belohnt … Bin schon ganz aufgeregt u freu mich drauf – morgen ist u.a. Lesetag 🙂
@Sayuri: Das ist toll – dann wünsche ich dir morgen eine wunderschöne Lesezeit! 🙂