„The Killing Beach“ von Skyla Dawn Cameron habe ich schon vor ein paar Wochen gelesen und es gibt Elemente an dem Buch, die mich bis heute nicht ganz losgelassen haben. Auf den ersten Blick scheint „The Killing Beach“ ein ganz normaler Thriller zu sein. Die Protagonistin Waverly Jones (ehemals Milton) kommt nach vielen Jahren Abwesenheit zurück in ihre Heimatstadt Port Milton, um dort als Privatdetektivin zu arbeiten. Genau genommen hat eine Reihe von Morden Waverly zurück in ihren Geburtsort gebracht. Die Opfer dieser Morde sind Männer sind, deren äußere Beschreibung die junge Frau an den vor elf Jahren verschwundenen Detective-Sergeant Sebastian Kyle erinnern. Denn diese Mordserie ist nicht die erste, die die kleine Stadt erschüttert: Als Waverly noch eine Teenagerin war, wurden einige junge Mädchen ermordet und Detective-Sergeant Sebastian Kyle hatte vor seinem unerklärlichen Verschwinden die Ermittlungen übernommen.
Da Waverlys gleichaltrige Schwester Meadow vermutlich ebenfalls dem Serienmörder zum Opfer fiel und Waverly schon vor dem Verschwinden ihrer Schwester mit einer Intensität für Sebastian Kyle schwärmte, wie sie nur eine (einsame) Teenagerin aufbringen kann, lässt sie dieser alte Fall natürlich nicht los – womit wir alle Elemente für einen klassischen Thriller hätten. Doch Skyla Dawn Cameron hat mit Waverly eine sehr ungewöhnliche und nicht gerade sympathisch wirkende Figur in den Mittelpunkt ihrer Geschichte gestellt. Ihre Protagonistin ist abweisend und manipulativ, und all die Jahre, die sie in Therapie war, haben weniger dafür gesorgt, dass sich Waverly ein „gesellschaftlich akzeptableres“ Verhalten zugelegt hat, als dass sie sich ihrer Probleme definitiv bewusst ist und deshalb einfach keine Beziehungen zu anderen Menschen eingehen möchte. Dazu kommt, dass das Verschwinden ihrer Schwester Meadow und die Tatsache, dass ihre Leiche nie gefunden wurde, Waverly nachhaltig traumatisiert hatte – was dazu führt, dass sie sich regelmäßig vorstellt, dass ihre Schwester sie begleitet. (Also nicht als Geist, sondern als eine – recht eloquente – Projektion ihres Unterbewusstseins.)
Ich fand es sehr spannend, dass Waverly so gar keine sympathische Figur war und dass ich es trotzdem genossen habe, aus ihrer Perspektive die Handlung zu verfolgen. Skyla Dawn Cameron verzichtet auf reißerische Details rund um die Opfer und die Dinge, die ihnen angetan wurden, und konzentriert sich stattdessen auf die Folgen solcher Verbrechen. Auf die Folgen nicht nur für die Angehörigen und Freunde der Opfer, sondern auch für eine Generation junger Frauen, die mit der Angst vor einem Serienmörder aufwachsen musste, auf all die Bewohner des Ortes, die sich fragen mussten, wer von ihnen wohl der Täter ist und welche Hinweise sie eventuell übersehen, und auf die Ermittler, die mit ihrem Scheitern fertigwerden mussten. Diese Elemente sind es, die bis heute bei mir hängengeblieben sind und die mich auch darüber hinweggetragen haben, dass der Roman in der Mitte ein kleines bisschen langatmig wurde. Ich fand die Geschichte aus Waverlys Perspektive faszinierend zu lesen, und das sorgt – ebenso wie der Cliffhanger am Ende (und die Hoffnung, dass Skyla Dawn Cameron auch bei diesem Punkt nicht den ausgetretenen Pfaden des Genres folgen wird) – dafür, dass ich ziemlich ungeduldig auf den im November erscheinenden zweiten Teil der Reihe warte.