„Nijura“ lag schon eine ganze Weile auf meinem SuB. Der Klappentext meiner Ausgabe beginnt mit folgendem Textauszug: „Einen Augenblick lang stand der neue König reglos vor den Elfen. Dann hob er die Hände und schon sich die Kapuze zurück: Die steinerne Krone Elrysjar schmiegte sich um seine Stirn, glänzend wie Sumpföl. Der Regen wusch ihm über das Gesicht, wusch Erde und Schmutz fort und enthüllte das lächelnde Gesichte eines Menschen.“ Danach folgt der eigentliche Klappentext, der mich darüber informiert, dass alle Hoffnungen die Elfen und den Rest der Welt vor der Vernichtung zu bewahren auf der jungen Halbelfe Nill ruhen, und da liegt auch schon der Punkt, der mich so lange vom Lesen abgehalten hat.
Ich fand die Grundvoraussetzung spannend, dass die Krone der Elfen in den Besitz eines Menschen gelangte und dieser nun ihr König wurde, aber wieder einmal eine Halbelfe in der Hauptrolle eines klassischen Fantasyromans zu sehen, schreckte mich doch ab. So langsam reicht es mir mit diesen armen kleinen Waisenkindern, die von den Menschen, bei denen sie aufwachsen, nur missachtet werden. Oh, und wenn die Halbelfen bei den Elfen aufwachsen ist es nicht anders, denn selbst wenn diese wunderbaren Wesen sanft und freundlich sind, so ist das halbmenschliche Geschöpf doch im Vergleich ungelenk und wird sich nie in ihre Kultur einfügen. Doch genug der Vorurteile, vor ein paar Tagen war es endlich soweit, dass ich das Buch in Angriff nahm – und nun bin ich mal wieder zwiegespalten …
Aber erst einmal noch ein paar Worte zum Inhalt: Auch wenn der Klappentext nur von der Halbelfe Nill spricht, so beginnt das Buch aus der Perspektive von Scapa. Der Junge schlägt sich als Dieb in der Kesselstadt durch, einem Ort, in dem von ihrem Volk verstoßene Elfen und die verschiedensten Menschen zusammenleben. Nebeneinander leben wäre vielleicht der bessere Ausdruck, denn die Völker vermischen sich nicht, jeder bleibt für sich und die einzigen Berührungspunkte ergeben sich, weil die Elfen als Hehler für die Verbrecher der Stadt dienen.
Scapa und Arane, ein Mädchen, dass er über alles liebt, versuchen zusammen mit den anderen Straßenkindern die Oberhand über das Gesindel in Kesselstadt zu gewinnen. Sie wollen keine Abgaben mehr an andere zahlen, erhoffen sich mehr Sicherheit und vor allem wollen sie endlich von dem Leben können, was sie sich im Laufe eines Tages so ergaunern. Erst nachdem man den Kampf der Straßenkinder verfolgt hat und Scapa, Arane und ein paar der anderen besser kennen gelernt hat, gibt es nach einer dramatischen Wendung einen Sprung in der Geschichte.
Drei Jahre später und ein Stückchen von Kesselstadt entfernt bekommt man einen kleinen Einblick in Nills Leben. Das Mädchen ist (wie schon im Klappentext angekündig) eine Halbelfe und – wie ich es schon vermutet hatte – sie ist nicht glücklich in ihrem Leben! Sie wird von den anderen Kindern gehänselt, ihre Pflegemutter ist ein Biest und nur der Pflegevater scheint freundliche Gefühle für sie zu hegen. So beschließt der Fürst des Ortes, dass die Halbelfe auch diejenige sein soll, die das seltsame magische Messer (das Nill praktischerweise im Wald gefunden hatte) zum neuen König der Moorelfen bringen soll, denn das Mädchen ist schließlich entbehrlich und niemand im Dort hängt an ihr.
Dieser König ist angeblich ein Mensch und schon seit Jahren verfolgen die Bewohner des Landes besorgt, wie die Grauen Krieger (warum nur will ich hier immer „Graue Reiter“ schreiben? *grübel), die unter seinem Befehl stehen, immer mehr Macht im Reich an sich ziehen und im Namen ihres Königs Gräueltaten verrichten. So will Nills Fürst vorsorgen und deshalb dem König – so als Versuch ihn wohlwollend zu stimmen – das Messer überreichen, von dem man glaubt, das es die einzige Waffe sei, die den Herrscher töten kann. Praktischerweise trifft Nill auf ihrem Weg auch noch auf eine Handvoll „Freier Elfen“, die sowieso in die gleich Richtung wollten und ihr Geleitschutz geben können.
Hört sich meine Inhaltsangabe ein bisschen biestig an? Wenn ja, dann liegt es vielleicht daran, dass ich zwar klassische High-Fantasy-Geschichten wirklich mag, aber mir hier doch ein wenig die eigene Grundidee fehlt. Genauso wie eine fundiert aufgebaute Fantasywelt, wenn ich das noch eben anmerken darf, denn über so einige Details darf man sich keine Gedanken machen, wenn man die Geschichte ohne grummeln erleben will. Trotzdem habe ich „Nijura“ genossen, da Jenny-Mai Nuyen eine schöne Erzählweise hat, die wirklich gut zu lesen ist. Auch hat sie die verschiedenen Charaktere angenehm vielschichtig angelegt.
Ich habe Scapa und seinen Freund Fesco, den Elfen Erijel und die andere Figuren in mein Herz geschlossen – sogar Nill und ihren Lerneifer mochte ich! Keiner der Charaktere ist zu simpel gestrickt, vor allem Scapa wird vor so einige Herausforderungen gestellt, bei denen es um seine Gefühle und Träume geht. Aufgrund der gewählten Perspektiven (Scapa und Nill sind diejenigen, durch deren Augen man hauptsächlich die Geschichte verfolgen kann) bleiben zwar einige Beweggründe zum Beispiel bei Arane offen, aber das führt nur dazu, dass man sich seine eigenen Gedanken zu der Vergangenheit der Personen macht. So haben mich die vielschichtigen und liebenswerten Charaktere über die verschiedenen Unstimmigkeiten oder Klischees getragen und ich habe mich gut unterhalten gefühlt. Obwohl die Geschichte in meinen Augen nur wenige überraschende Wendungen parat hatte, hatte ich das Gefühl, dass das Ende genau den richtigen Abschluss für diese Handlung bildete.
Der Klappentext hätte mich auch abgeschreckt.^^
Naja, falls es mir mal in die Hände fällt – warum nicht. Aber es klingt nicht so, als wäre es lohnenswert, dafür Geld auszugeben, finde ich.
Danke für die Renzension. Ich falle so oft auf weniger gute Elfenbücher rein 😉
Hallo Treibholz – und herzlich Willkommen auf meinem Blog! 🙂
Und du hast recht, das Buch ist nett, wenn man es mal in die Hände bekommt, aber es lohnt sich nicht danach besonders Ausschau zu halten. Da gibt es deutlich bessere (Elfen-)Bücher. 🙂
Ich freu mich, dass dir meine Rezension gefallen hat! Zu den Buchtexten gibt es in der Regel doch immer deutlich weniger Rückmeldungen als zu den "gemischten Beträgen". *g*
Ich kenne nur ein Buch der Autorin, aber das hat mir gut gefallen. Was man aber nicht vergessen darf ist das Alter der Autorin. Sie ist noch ziemlich jung und ich denke daran liegt es auch, dass sich die Geschichten so stark ähneln und noch zu wenig innovativ sind. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass sie das noch hinbekommt.
Werde das Buch aber erstmal nach hinten setzen und ein anders von ihr wählen. 😉
@Soleil: Wenn ich das Alter der Autorin in Betracht ziehe, dann müsste ich sie mit Eva Dumann vergleichen – und die hat mit 14 Jahren eine Geschichte veröffentlicht, die deutlich komplexer ist und mit einer wesentlich ausgearbeiteteren Welt überzeugt. Aber ich weigere mich in der Regel das Alter eines Autors in meine Rezi miteinzubeziehen, auch wenn ich gern erwähne, dass "Nijura" der Debütroman ist und somit zu hoffen ist, dass ihre Geschichten im Laufe der Zeit vielschichter werden. 😉
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