Joe Donnelly: Jack Flint und der Bann des Herzsteins (Jack Flint 1)

„Jack Flint und der Bann des Herzsteins“ von Joe Donnelly ist der erste Band der Jack-Flint-Trilogie. Die Geschichte wird aus der Sicht des vierzehnjährigen Jack Flint erzählt, dessen Vater ihn vor vielen Jahren in die Obhut des Majors gegeben hat. Der Major lebt am Rande des schottischen Cromwath Blackwood – ein von einer hohen Mauer umschlossener Wald, über den im Ort diverse Schauergeschichten im Umlauf sind. Jack und seinem besten Freund Kerry Malone, der ebenfalls beim Major lebt, ist es streng verboten den Wald zu betreten, doch sie sind wild entschlossen sich am kommenden Tag über dieses Verbot hinwegzusetzen und den unheimlichen Wald zu erkunden. Doch erst einmal steht an diesem Abend das Samhain-Fest an – an dem sich Jack und Kerry unverhofft auf der Flucht vor unheimlichen Wesen finden, die in den Besitz des Majors eingedrungen sind.

Noch in den Kostümen (Jack als Cuchulainn inklusive Bogen und Köcher, Kerry als David inklusive Schleuder), die sie für das Samhain-Fest gewählt haben, und ausgestattet mit einem geheimnisvollen Buch und einem ebenso mysteriösen Stein, die ihnen der Major im letzten Moment in die Hand gedrückt hat, fliehen die beiden Jungen in den Cromwath Blackwood. Erst als Jack und Kerry in einen Steinkreis flüchten, können sie die angsteinflößenden Schattenwesen abschütteln, die hinter ihnen her sind, – nur um sich kurz darauf in einer anderen Welt wiederzufinden. Temair ist keine harmlose Welt, was den beiden Jungen schon in den ersten Momenten bewusst wird, finden sie sich doch auf einem Schlachtfeld wieder, auf dem vor kurzem erst viele Kämpfer den Tod gefunden haben.

Wenige Zeit später treffen Jack, der durch die unheimlichen Wesen verletzt wurde, und Kerry auf das Mädchen Corriwen Redthorn, das ihnen mehr über Temair und die Schlacht, die dort vor kurzem stattgefunden hat erzählt. Gemeinsam ziehen die drei los, um das Schwert der Redthorn zu finden, mit dem Corriwen ihr Volk, die Dalriada, wieder vereinigen und in den Kampf gegen den bösen Mandrake führen kann. Die Geschichte ist nicht besonders neu und wird sehr gradlinig erzählt, aber das fand ich angenehm und passend. Joe Donnelly verwendet vertraute keltische Elemente, mischt sie mit eigenen Ideen wie die Scree (monströse Figuren, die im Wasser wie Steine sinken), bei denen ich es schön finde, dass die einzige (englische) Definition, die man für den Begriff findet, sich auf Geröll (am Fuß eines Berges oder Vulkans) bezieht. Man muss keine Ahnung von keltischer Mythologie haben, um die Geschichte zu genießen, aber wenn man etwas Vorwissen hat, ist es umso schöner zu sehen, was der Autor aus den bekannten Elementen gemacht hat.

Jack, Kerry und Corriwen müssen im jedem Kapitel neue Gefahren bestehen und für manche finden sich überraschende Lösungen. Dabei geht Joe Donnelly nicht gerade sanft mit seinen Protagonisten um, auf der anderen Seite ist der Roman aber immer noch für Jugendliche (die Altersangabe des Verlags liegt bei 12-14 Jahren) geeignet. Der Autor bekommt es auch ganz gut hin, dass die Jungen mit dem „Weltenwechsel“ auf einmal besondere Fähigkeiten besitzen, ohne dass sie dabei wie unmenschliche Superhelden wirken. Natürlich wäre es noch schöner gewesen, wenn er darauf verzichtet hätte, dass Jack, der vorher beklagte, dass er nicht kämpfen könnte, nun ein erstklassiger Bogenschütze ist, aber ich kann damit leben.

Insgesamt erinnert mich der erste Jack-Flint-Band vom Aufbau und von der Erzählweise her an so einige fantastische britische Kinder- und Jugendbücher, die ich als Jugendliche gelesen und gemocht habe. Jack, Kerry und Corriwen müssen um das Überleben von Temair und allen anderen Welten kämpfen, wobei Mandrake nur ein Zwischengegner im Kampf gegen das Böse ist. Dabei reisen sie quer durch Temair, begegnen Bösewichten und neuen Freunden und erleben schreckliche und wundersame Sachen. Ich mag Joe Donnellys Variante des „Kleinen Volks“, ich mag es, wie er die Morrigan darstellt und welche Rollen die Barden in dieser Geschichte übernehmen. „Jack Flint und der Bann des Herzsteins“ ist nicht gerade die Neuerfindung des Genres und es gibt einige Kritikpunkte, die ich nicht übersehen kann, aber es ist ein unterhaltsames Jugendbuch mit sympathischen Figuren und ein paar wirklich schönen Ideen rund um bekannte keltische Elemente.

2 Kommentare

  1. Hm, Romane mit keltischen Elementen sind eigentlich nicht so mein Fall. Aber das Buch klingt sehr nett, mal sehen, was meine Bücherei dazu sagt…

  2. Die Reihe ist wirklich sehr nett. Die keltischen Elemente sind einfach da … es ist ein bisschen, als ob man einen Jugend-Fantasyroman lesen würde, der in eine Art historischem Schottland oder Irland spielt. Außerdem muss man sich in der Mythologie nicht auskennen, um all die Figuren zu würdigen, man kann sie auch einfach als skurrile fantastische Elemente mitnehmen.

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