Julia Quinn: Das geheime Tagebuch der Miss Miranda

Obwohl ich mir mit meinem neuen Julia-Quinn-Roman wieder ein paar nette Stunden gemacht habe, muss ich doch zugeben, dass das wirklich nicht die beste Geschichte ist, die ich bislang von der Autorin gelesen habe. Auf ihrer Homepage kann man nachlesen, dass dieser Roman auf einem ihrer früheren Manuskripte basiert und dass sie nicht so viel an diesem Text geändert hat, um ihn zu veröffentlichen. Ich kann verstehen, dass sie in ihre beiden Hauptfiguren ein bisschen „verliebt“ ist und die Idee immer noch mag, aber ich wünschte mir trotzdem, sie hätte die Handlung noch einmal gründlich umgeschrieben.

Dabei ist der Anfang wirklich bezaubernd. Die zehnjährige Miss Miranda Cheever verliebt sich gleich bei ihrem ersten Treffen in Viscount Turner, den neunzehnjährigen Bruder ihrer besten Freundin Olivia. Turner sieht nicht nur gut aus, sondern benimmt sich dem jungen Mädchen gegenüber sehr freundlich und aufmerksam. Neun Jahre später hat sich an Mirandas Gefühlen für den Viscount nichts geändert, er hingegen musste gerade erst seine junge Ehefrau beerdigen und leidet noch unter den Nachwirkungen dieser Beziehung.

Seine Leticia war nämlich ein berechnendes und untreues Miststück – und auch wenn Turner sich bewusst ist, dass nicht jede Frau so ist, so hat er doch nicht vor sich jemals wieder zu binden. Abgesehen davon, dass seine Ehe mit Leticia ihm nur Qualen bereitet hat, ist er sich sicher, dass sein inzwischen verbittertes Wesen keiner unschuldigen jungen Frau zuzumuten sei. Trotzdem genießt er die Wortwechsel mit Miranda, die gemeinsam mit seiner Schwester Olivia von seiner Mutter in die Gesellschaft eingeführt wird.

Soweit fand ich diese Geschichte wirklich wunderbar. Turner ist – trotz seiner Wesensveränderung – erst einmal kein unsympathischer Charakter, während mir Miranda mit ihrer eigentlich recht vernünftigen Art ans Herz gewachsen ist. Vor allem, da die junge Frau nicht nur intelligent ist, sondern hier und da auch einiges an Temperament zeigt – wobei diese impulsiven Handlungen sie auch immer wieder in Schwierigkeiten bringen. Aber kaum gesteht Miranda Turner ihre Liebe und die beiden kommen sich näher, benimmt er sich wie ein Idiot, während sie irgendwann stumm leidend alles hinnimmt.

Das führte soweit, dass ich im letzten Drittel nur noch das Bedürfnis hatte, die beiden Figuren zu schütteln, damit sie sich wieder etwas mehr so benahmen wie zu Beginn der Geschichte. Vermutlich hätte mich dieses Verhalten auch nicht so extrem gestört, wenn es Julia Quinn gelungen wäre etwas mehr Spannung in ihre Geschichte einzubauen. So aber plätscherte das Ganze ohne Höhepunkte oder besonders witzige Dialoge auf sein vorhersehbares Ende zu – und ich sehnte mich nach einem Roman von Georgette Heyer, da diese Autorin ein deutlich besseres Händchen für solche Handlungen hat.

Auch wenn „Das geheime Tagebuch der Miss Miranda“ für mich keine absolute Zeitverschwendung war und ich bestimmt irgendwann noch einmal zu dem Buch greifen werde (und sei es nur um den Anfang noch einmal zu genießen), so denke ich, dass Julia Quinn heutzutage doch ein deutlich befriedigenderes Ende hinbekommen würde. Wenn sie also schon auf alte Manuskripte zurückgreift (die gewiss nicht ohne Grund in der Schublade dahinvegetieren), dann doch bitte mit einer radikaleren Überarbeitung der Handlung.

4 Kommentare

  1. Mir ging's mit dem Buch ähnlich, ich fand auch nur die erste Hälfte gut. Die zweite hat mich gelangweilt und genervt, weil ich diese Form von Konflikt einfach auch nicht mag.

    Das ist alles in allem eh nicht ihre stärkste Serie.

  2. Ich fand die zweite Hälfte immer noch lesbar und hatte das Buch schnell durch, aber sie kann deutlich bessere Geschichten schreiben! Und dieser Kniff am Ende ist ja wohl billig gewesen! *schnaubt empört*

  3. Ohne Frage war die zweite Hälfte lesbar, sonst hätt ich dem Buch auch nicht 8/15 Punkten gegeben, aber gut fand ich das Rumgeeier halt auch nicht. Schon gar nicht gemessen an den Maßstäben, die Quinn mit einigen anderen Büchern gesetzt hat.

  4. Da sind wir ja mal wieder einer Meinung. *g* Ich verkneife mir übrigens schon die ganze Zeit einen Hinweis auf ein Buch meiner Lieblings-Regency-Autorin … *plinker*

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