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Julia Quinn: A Night Like This

Es ist eine ganze Weile her, seitdem ich das letzte Mal einen Julia-Quinn-Roman gelesen habe, umso mehr freute ich mich auf den zweiten Band der Smythe-Smith-Reihe. Ich habe gestern einen netten Nachmittag mit „A Night Like This“ verbracht, obwohl mich der Roman nicht so packen konnte wie andere Titel der Autorin. Aber ich war – dank Irinas Rezension – auch schon vorgewarnt, dass diese Geschichte nicht zu den Besten von Julia Quinn gehört.

Die Grundidee fand ich sehr nett. Daniel Smythe-Smith – ältere Bruder von Honoria, die in „Just Like Heaven“ die Protagonistin war – musste drei Jahre lang außerhalb Englands vor Auftragsmördern flüchten, nachdem er sich betrunken mit einem seiner besten Freunde duelliert und diesen schwer verletzt hatte. Wieder zurück in England verliebt er sich auf den ersten Blick in die Unbekannte, die statt seiner Cousine bei einem der berühmt-berüchtigen Smythe-Smith-Konzerte am Klavier sitzt. Diese Unbekannte ist Anne Wynter, Gouvernante im Haus von Daniels Tante.

Als Leser bekommt man schnell mit, dass Anne stets bestrebt ist kein Aufsehen zu erregen, denn sie hat nicht nur ein großes Geheimnis, sondern muss sich ebenfalls vor einem Verfolger fürchten. Ihr ist nur zu gut bewusst, dass eine Beziehung zwischen einem Earl und einer Gouvernante alles andere als angemessen wäre, aber Daniels sympathisches Wesen und seine Zuneigung zu seiner Familie findet sie trotzdem sehr anziehend. Beide Figuren für sich genommen sind eigentlich etwas langweilig – so nett und so kantenlos -, aber ich muss zugeben, dass ich Annes Geheimnis mal gut und stimmig fand.

Was ihr acht Jahre zuvor passiert ist, wäre zu dieser Zeit und in dieser Schicht der Ruin für eine junge Frau gewesen, was bedeutet, dass es in dieser Geschichte mal kein banales Problem, sondern ein echtes Hindernis für eine Ehe gibt. Allerdings löste sich für meinen Geschmack das Ganze viel zu schnell in Wohlgefallen auf – sogar der große Bösewicht hat am Ende einfach den Schwanz eingezogen und das war es … Auch die – sonst doch so amüsanten Dialoge – litten unter dem Mangel an Ecken und Kanten der Figuren (und daran, dass Anne und Daniel sich aufgrund der gesellschaftlichen Unterschiede nicht auf Augenhöhe unterhalten konnten) und waren deutlich weniger lustig als sonst.

Letztendlich würde ich sagen, dass ich von „A Night Like This“ langfristig nicht viel in Erinnerung behalten werde, aber immerhin einen netten und entspannenden Nachmittag mit dem Buch verbracht habe. Und es war eine lustige Abwechslung zu den ganzen geisterhaft-fantastisch-skurrilen Geschichten, die ich in den letzten Tagen gelesen habe.

Julia Quinn: Das geheime Tagebuch der Miss Miranda

Obwohl ich mir mit meinem neuen Julia-Quinn-Roman wieder ein paar nette Stunden gemacht habe, muss ich doch zugeben, dass das wirklich nicht die beste Geschichte ist, die ich bislang von der Autorin gelesen habe. Auf ihrer Homepage kann man nachlesen, dass dieser Roman auf einem ihrer früheren Manuskripte basiert und dass sie nicht so viel an diesem Text geändert hat, um ihn zu veröffentlichen. Ich kann verstehen, dass sie in ihre beiden Hauptfiguren ein bisschen „verliebt“ ist und die Idee immer noch mag, aber ich wünschte mir trotzdem, sie hätte die Handlung noch einmal gründlich umgeschrieben.

Dabei ist der Anfang wirklich bezaubernd. Die zehnjährige Miss Miranda Cheever verliebt sich gleich bei ihrem ersten Treffen in Viscount Turner, den neunzehnjährigen Bruder ihrer besten Freundin Olivia. Turner sieht nicht nur gut aus, sondern benimmt sich dem jungen Mädchen gegenüber sehr freundlich und aufmerksam. Neun Jahre später hat sich an Mirandas Gefühlen für den Viscount nichts geändert, er hingegen musste gerade erst seine junge Ehefrau beerdigen und leidet noch unter den Nachwirkungen dieser Beziehung.

Seine Leticia war nämlich ein berechnendes und untreues Miststück – und auch wenn Turner sich bewusst ist, dass nicht jede Frau so ist, so hat er doch nicht vor sich jemals wieder zu binden. Abgesehen davon, dass seine Ehe mit Leticia ihm nur Qualen bereitet hat, ist er sich sicher, dass sein inzwischen verbittertes Wesen keiner unschuldigen jungen Frau zuzumuten sei. Trotzdem genießt er die Wortwechsel mit Miranda, die gemeinsam mit seiner Schwester Olivia von seiner Mutter in die Gesellschaft eingeführt wird.

Soweit fand ich diese Geschichte wirklich wunderbar. Turner ist – trotz seiner Wesensveränderung – erst einmal kein unsympathischer Charakter, während mir Miranda mit ihrer eigentlich recht vernünftigen Art ans Herz gewachsen ist. Vor allem, da die junge Frau nicht nur intelligent ist, sondern hier und da auch einiges an Temperament zeigt – wobei diese impulsiven Handlungen sie auch immer wieder in Schwierigkeiten bringen. Aber kaum gesteht Miranda Turner ihre Liebe und die beiden kommen sich näher, benimmt er sich wie ein Idiot, während sie irgendwann stumm leidend alles hinnimmt.

Das führte soweit, dass ich im letzten Drittel nur noch das Bedürfnis hatte, die beiden Figuren zu schütteln, damit sie sich wieder etwas mehr so benahmen wie zu Beginn der Geschichte. Vermutlich hätte mich dieses Verhalten auch nicht so extrem gestört, wenn es Julia Quinn gelungen wäre etwas mehr Spannung in ihre Geschichte einzubauen. So aber plätscherte das Ganze ohne Höhepunkte oder besonders witzige Dialoge auf sein vorhersehbares Ende zu – und ich sehnte mich nach einem Roman von Georgette Heyer, da diese Autorin ein deutlich besseres Händchen für solche Handlungen hat.

Auch wenn „Das geheime Tagebuch der Miss Miranda“ für mich keine absolute Zeitverschwendung war und ich bestimmt irgendwann noch einmal zu dem Buch greifen werde (und sei es nur um den Anfang noch einmal zu genießen), so denke ich, dass Julia Quinn heutzutage doch ein deutlich befriedigenderes Ende hinbekommen würde. Wenn sie also schon auf alte Manuskripte zurückgreift (die gewiss nicht ohne Grund in der Schublade dahinvegetieren), dann doch bitte mit einer radikaleren Überarbeitung der Handlung.

Julia Quinn: Penelopes pikantes Geheimnis

„Penelopes pikantes Geheimnis“ ist das vierte der Bridgerton-Bücher von Julia Quinn und handelt von Colin, dem drittältesten Sohn der Familie Bridgerton, und Penelope Featherington, einer Freundin seiner jüngere Schwester Eloise. Bevor ich auf den Inhalt eingehe, muss ich mich (mal wieder) über den deutschen Verlag beschweren. Sowohl der Titel (der im englischen einfach nur „Romancing Mr. Bridgerton“ lautet), als auch der Klappentext verraten den Knackpunkt der Geschichte. Wirklich sehr geschickt …

Die Handlung spielt im Jahr 1824 und zwölf Jahre zuvor erlebte Penelope Featherington ihre erste Saison. Da sie kaum siebzehn Jahre alt war, hätte sich ihre Mutter noch etwas Zeit damit lassen können, vor allem, da Penelope damals nicht nur recht reizlos war, sondern auch noch gut 12 Kilo Babyspeck zuviel auf den Hüften hatte. Bei all diesen Minuspunkten half es auch nicht, dass das Mädchen extrem schüchtern und unbeholfen im Umgang mit anderen Menschen war – und von ihrer Mutter ständig in gelbe Kleider gesteckt wurde, obwohl diese Farbe ihr so gar nicht stand.

Eine Saison nach der anderen stand Penelope also am Rand der Tanzfläche, versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr es sie kränkte, dass sie so wenig beachtet wurde und fand nur Trost in ihrer Freundschaft zu Eloise Bridgerton. Diese hingegen schätzte die Intelligenz und den Humor ihrer Freundin – und da Eloise keine Lust hatte einen ihrer vielen Anbeter zu heiraten, planten die beiden Mädchen zusammen in einem netten Häuschen in Bath alt zu werden, sobald ihr Status als „alte Jungfer“ von der Gesellschaft akzeptiert wurde. Doch bis zu diesem Zeitpunkt spielt die inzwischen 28jährige Penelope auf Bällen die Anstandsdame für ihre jüngere Schwester und ist heilfroh, dass sie sich zu den anderen „älteren“ Frauen zurückziehen darf und nicht mehr am Rande der Tanzfläche auf einen Kavalier warten muss.

Und doch gibt es einen Tanzpartner, der ihr Herz höher schlagen lässt: Colin Bridgerton, der ältere Bruder ihrer Freundin Eloise. In diesen hatte sich Penelope schon vor vielen Jahren verliebt und das Gefühl hatte sich im Laufe der Zeit nur vertieft. Obwohl ihr bewusst war, dass er ihr gegenüber nur genauso freundlich war, wie zu allen anderen Freundinnen seiner Schwestern, genießt sie seine kleinen Aufmerksamkeiten und die Höflichkeit, mit der er sie bei jedem Ball um einen Tanz bat (auch wenn beide wussten, dass er von seiner Mutter geschickt wurde, der das Mädchen am Rande der Tanzfläche leid tat). Auch Colin war – trotz seiner 33 Jahre und den diversen Verkupplungsversuchen seiner Mutter – noch nicht verheiratet und es war allgemein bekannt, dass er regelmäßig auf ausgedehnte Reisen ging, wenn seine Familie zu offensiv versuchte, ihn mit einer Ehefrau zu versorgen.

Zu Beginn dieser Geschichte war Colin gerade erst wieder nach London zurückgekehrt, um auf dem Geburtstagsball seiner Mutter anwesend zu sein. Was weder er noch irgendein anderer Ballbesucher ahnt, ist, dass die ältere – und als exzentrisch verrufene – Lady Danbury gerade auf diesem Ball beschließt, dass sie eine hohe Belohnung für denjenigen aussetzt, der ihr die Identität der geheimnisvollen Lady Whistledown verrät. Denn sie ist es leid, dass sich jeder darüber beklagt, wie langweilig diese Saison doch sei und erhofft sich durch die Jagd nach der beliebten, aber anonym schreibenden, Klatschkolumnistin gute Unterhaltung. Und während sich die feine Gesellschaft gegenseitig verdächtigt, all die pikanten Details, die mit spitzer Feder niedergeschrieben wurden, verfasst zu haben, kommen sich Colin und Penelope näher.

Auch dieses Bridgerton-Buch hat mich wieder wunderbar unterhalten. Obwohl die Geschichte nicht so zauberhaft ist, wie die Aschenputtel-Variante in „Wie verführt man einen Lord?“ und weder Penelope noch Colin so … hm … herausragend sind, wie die anderen Charaktere der Bridgerton-Reihe, mag ich die beiden einfach. Ich finde es bewundernswert mit wieviel Haltung Penelope durch’s Leben geht, wie sie auf einen ruhigen Lebensabend mit der Freundin hofft und versucht etwas Befriedigung in den kleinen glücklichen Momenten in ihren langweiligen Alltag zu finden. Colin hingegen ist keine so dramatische Gestalt wie seine älteren Brüder oder Simon Basset, der mit Colins Schwester Daphne verheiratet ist, aber ein netter Kerl, der es leid ist, dass alle Welt in ihm nur „einen Bridgerton“ und kein Individuum sieht. Für Penelope sind seine „Probleme“ nur Jammern auf hohem Niveau und doch erkennt sie, dass es für ihn fast genauso schlimm ist, dass er kein Aufgabe im Leben hat, wie für sie, dass keiner von ihr mehr als das eher reizlose Äußere wahrnimmt.

Auch wenn mich diese Geschichte nicht so mitgerissen hat, wie es die anderen Bücher taten, so fand ich es doch sehr angenehm mal so ein normales Pärchen verfolgen zu dürfen. Zu sehen wie Colin so nach und nach entdeckt, dass hinter Penelopes unauffälligem Äußeren (wobei sie sich auch da deutlich gemausert hat, seitdem nicht mehr ihre Mutter ihre Kleidung aussucht) ein scharfer Verstand und ein wunderbarer Humor stecken, hat mir gefallen. Ebenso wie Penelopes Einsicht, dass der jahrelang angehimmelte Colin auch nur ein ganz normaler Mann mit Ecken und Kanten – und nicht gerade wenigen Schwächen ist. Sie liebt ihn trotzdem, auch wenn sie anfangs befürchten muss, dass er nicht alle Seiten an ihr respektiert.

Ein wenig schade ist es, dass der restlichen Bridgerton-Familie dieses Mal eine recht kleine Rolle zugebilligt wurde. Colin wohnt eigentlich nicht mehr zuhause und so ist es kein Wunder, dass seine Mutter und seine Geschwister in diesem Roman nur „Gastrollen“ übernehmen. Aber stattdessen habe ich mich über all den Szenen mit der eigenwilligen Lady Danbury gefreut. Niemand will freiwillig etwas mit dieser resoluten Dame zu tun haben und die gesamte Londoner Gesellschaft hat regelrecht Angst vor ihr und ihren spitzen Bemerkungen. Doch da sie Penelope ins Herz geschlossen hat, gibt es viele wunderbare Momente mit diesen beiden Figuren, die mir mindestens ebenso viel Freude bereitet haben, wie die Liebesgeschichte zwischen Penelope und Colin.

Julia Quinn: Wie verführt man einen Lord?

… oder auch: Cinderella lässt grüßen! Die ersten Seiten hat es Julia Quinn für meinen Geschmack nämlich ein bisschen zu sehr mit der Märchenanlehnung übertrieben – obwohl ich solche „armen Verwandtengeschichten“ (z.B. bei Georgette Heyer *dumdidum*) normalerweise sehr mag. Zum Glück gelang es der Autorin dann die Handlung so weiterzuführen, dass ich sie rundum genießen konnte – und ich liebe das Ende! Aber erst einmal der Reihe nach: Nach „Wie erobert man einen Duke?“ und „Wie bezaubert man einen Viscount?“ ist „Wie verführt man einen Lord?“ der dritte Band der Bridgerton-Reihe und dieser dreht sich um Sophie und den zweiten Bridgerton-Sohn Benedict.

Sophie Beckett ist ein Bankert, das Ergebnis eine Affäre zwischen dem Earl of Penwood und eine Frau aus dem gemeinen Volk. Als ihre Mutter verstarb, wurde das kleine Mädchen von ihrer Großmutter bei dem Earl abgeliefert und lebte von nun an als „Mündel“ und „verwaisten Tochter eines verstorbenen Freundes“ im Hause des Adeligen. Obwohl ihr Vater ihr keinerlei Aufmerksamkeit schenkt, wird Sophie gut erzogen. Erst als der Earl eine Witwe mit zwei Töchtern heiratet, verändert sich ihr Leben drastisch. Der neuen Herrin (mit dem hübschen Vornamen Araminta) ist auf den ersten Blick bewusst, dass das Mädchen die Tochter ihres Mannes ist und verbietet ihr jeglichen Kontakt mit ihren Kindern Posy und Rosamund. Und da sich die beiden Mädchen am Verhalten ihrer Mutter orientieren, wird Sophie in den nächsten Jahren auch kräftig von ihnen gepiesackt.

Nach dem Tod des Earl hofft die böse Stiefmutter … äh … die Countess, dass sie das verhasste Mädchen endlich loswerden könnte, doch der Verstorbene hat testamentarisch für sein Mündel gesorgt. Um nicht in Zukunft auf dem Trockenen zu sitzen, muss sich Araminta mit Sophie arrangieren – und sorgt deshalb dafür, dass das Mädchen ihr als „bessere Zofe“ zu Diensten ist. Als die Londoner Saison anfängt werden Rosamund und – die nicht so hübsche – Posy von ihrer Mutter von einer Veranstaltung zur anderen geführt, während Sophie davon träumt auch nur einmal einen Ball besuchen zu dürfen. Doch eines Abends kommt ihre große Stunde, als eine Verschwörung der Dienstboten dazu führt, dass die junge Frau einen Maskenball im Hause Bridgerton besuchen kann.

Hier erreichen dann die unglaubwürdigen Momente in meinen Augen ihren Höhepunkt, denn welcher Dienstbote (und hier ist es quasi der gesamte Haushalt) würde in dieser Zeit schon so ein Vergehen auf sich nehmen? Aber da es alles so nett beschrieben wurde, kann ich mit diesen Unglaubwürdigkeiten leben – und das erste Zusammentreffen von Sophie und Benedict auf dem Ball genießen. Die junge Dame ist mit einer Halbmaske getarnt und so verliebt sich Benedict erst einmal nur in ihre Augen, ihre Haltung und ihre wunderbare Ausstrahlung. 😉 Wie es mit den beiden weitergeht, will ich eigentlich nicht verraten, aber natürlich ist alles fürchterlich kompliziert und es dauert unendlich lange, bis sie sich gegenseitig ihre Zuneigung gestehen können. Vor allem Sophies Abstammung ist natürlich ein großes Hindernis und würde dafür sorgen, dass sie niemals in der Gesellschaft akzeptiert würde.

Ich weiß, dass sich das jetzt vielleicht nicht so anhört, aber mir gefiel dieser dritte Band noch besser als die ersten beiden. Sophie und Benedict haben sich ganz schnell einen Platz in meinem Herzen erschlichen. Er ist ein wunderbarer romantischer Romanheld, auch wenn er ein bisschen braucht, um den richtigen Weg zu Sophie zu finden – aber was wäre eine solche Liebesgeschichte ohne solche Wirrungen? Und Sophie ist einfach toll. Anfangs ein kleines liebes Mädchen, das nicht verstehen kann, warum die neue Frau im Haus und ihre Kinder so unfreundlich sind, dann eine junge Frau, die versucht das Beste aus jeder Situation zu machen und dabei immer ihren Prinzipien treu zu bleiben. Und wie es sich für einen Bridgerton-Roman gehört, mischt auch Benedicts restliche Familie wieder gewaltig mit, was für wunderbar amüsante Szenen sorgt!

Bislang muss ich zugeben, dass Irinas Julia-Quinn-Empfehlung mir wirklich viel Freude bereitet hat. Der vierte Band „Penelopes pikantes Geheimnis“ ist schon lange gelesen und nun warte ich sehnsüchtig auf den fünften Teil „In Liebe, Ihre Eloise“, der leider erst im Juni veröffentlicht wird. Wie soll ich nur all die Wochen bis dahin überstehen? *g* Oh, und für diejenigen, die meine Georgette-Heyer-Vergleiche vermisst haben: Auch diese Autorin hat gern mittellose und von der Verwandtschaft ausgenutzte Heldinnen in den Mittelpunkt ihrer Bücher gestellt, aber Sophie wäre bei ihr wirklich ein Mündel des Hauses oder das verwaiste Kind eines entfernten Verwandten gewesen. 😉

Julia Quinn: Wie bezaubert man einen Viscount?

Ich hatte ja schon erzählt, dass ich nach dem Genuss von „Wie erobert man einen Duke?“ der Versuchung nicht widerstehen konnte und mir auch noch die folgenden beiden Bände „Wie bezaubert man einen Viscount?“ und „Wie verführt man einen Lord?“ gekauft habe (und ja, „Penelopes pikantes Geheimnis“ ist auch inzwischen – und natürlich ganz zufällig! – in meinen Besitz gelangt). Da mir der erste Teil rund Daphne Bridgerton so viel Spaß gemacht hat und mich an die amüsanten Romane von Georgette Heyer erinnerte, habe ich „Wie bezaubert man einen Viscount?“ auch gleich verschlungen.

Das Buch handelt von Daphnes ältestem Bruder Anthony und Kate, die gerade zusammen mit ihrer jüngeren Schwester in die Gesellschaft eingeführt wird. Üblich ist es nicht, dass zwei Schwestern gleichzeitig das gesellschaftliche Parkett betreten, aber die verwitwete Mutter hat einfach nicht genug Geld, um eine zweite Saison in London zu finanzieren. So hoffen alle, dass die wunderschöne und liebenswerte Edwina einen Mann erobern wird, der in der Lage ist ihre Familie in eine gesicherte finanzielle Situation zu versetzen.

Ob Kate hingegen einen potenziellen Ehemann von ihren Vorzügen überzeugen kann, ist fraglich – und so konzentriert auch sie sich darauf, ihre Schwester so weit wie möglich zur Seite zu stehen. Und ihre Aufgabe erstreckt sich, nach Ansicht der energischen jungen Dame auch darauf, unerwünschte Bewerber um Edwinas Hand zu vergraulen. So auch Anthony Bridgerton, der nicht nur einen Ruf als Schürzenjäger hat, sondern auch unumwunden zugibt, dass Edwina ihm eigentlich recht gleichgültig ist – von der Tatsache abgesehen, dass sie einfach eine passende Ehefrau für einen Mann seiner Position abgeben würde.

Was Anthony allerdings verschweigt, ist die Tatsache, dass der junge Mann seit dem überraschenden Tod seines Vaters vor einigen Jahren nicht nur davon überzeugt ist, dass er selber auch früh sterben wird, sondern auch, dass er keine Ehe führen will, in der sich die Partner so sehr lieben, wie seine Eltern es taten. So richtig überzeugend fand ich Anthonys gesamte Argumentation nicht, eigentlich schien er viel zu vernünftig zu sein, um sich auf solche Ideen zu versteifen, aber nun gut, die Autorin benötigte halt eine konfliktfördernde Grundvoraussetzung.

Natürlich verlieben sich Kate und Anthony auf den ersten Blick in einander – und wollen es beide nicht wahrhaben. Für sie ist er der Schurke, den sie von ihrer Schwester fernhalten muss, während Kate für den Viscount eine viel zu große Versuchung darstellt, da er doch eine Vernunftehe eingehen will. Nachdem sie aber auf einem Ball – vollkommen unverschuldet natürlich – in eine pikante Situation geraten sind, müssen sie heiraten und sich miteinander arrangieren.

Ich muss zugeben, dass der Teil der Handlung rund um Kate, die ihre Schwester beschützen will, mich sehr an Georgette Heyer erinnerte – und mir schon gefallen hat, auch wenn Julia Quinn diesen Part der Geschichte recht flüchtig abgehandelt hat. Und auch mit Anthonys seltsamen Überzeugungen konnte ich gut leben, da der Roman einfach wunderbar unterhaltsam geschrieben ist. Ich mag die amüsanten Dialoge, ich mag die verschiedenen Charaktere und ich liebe die Familie Bridgerton! So war es für mich überhaupt kein Problem eventuell störende Elemente zu ignorieren und mich einfach nur in dieses Buch fallen zu lassen.

Die schwachen Grundvoraussetzungen vergiss man beim Lesen einfach, wenn man verfolgt, wie die beiden Protagonisten mal bissig, mal doppeldeutig miteinander diskutieren, wenn man miterlebt, wie Kates Hund mal wieder für eine gesellschaftliche Katastrophe verantwortlich ist oder wie die Bridgertons zusammen Kricket spielen. Hier kommen die verschiedenen Charaktere ebenso schön zum Tragen, wie die Fähigkeit der Autorin kurzweilige Dialoge zu schreiben, die einem ein beständiges Schmunzeln ins Gesicht zaubern. Wenn man bereit ist den inneren Kritiker mal abzuschalten, dann bekommt man mit „Wie bezaubert man einen Viscount?“ einfach ein Buch mit Wohlfühlfaktor präsentiert.

Julia Quinn: Wie erobert man einen Duke?

Nach einer Woche, in der ich zu krank zum Lesen war (was für ein ekelhaftes Gefühl!), hatte ich gestern Lust auf etwas leichte Unterhaltung und habe zu „Wie erobert man einen Duke?“ von Julia Quinn gegriffen. Dieser Roman ist der erste in einer ganzen Reihe, die sich um die Familie Bridgerton dreht, und stellt die Vierte der acht Bridgerton-Nachkommen (Anthony, Benedict, Colin, Daphne, Eloise, Francesca, Gregory, Hyacinth) in den Mittelpunkt.

Daphne ist die älteste Tochter der Familie und verbringt im Jahr 1813 schon ihre zweite Saison in London. Die hübsche junge Frau ist nicht gerade der Mittelpunkt der Gesellschaft, sondern wird von den sie umgebenden Männern eher als netter Kumpel als als begehrenswerte Geliebte gesehen. Trotzdem gab es schon Bewerber um ihre Hand, die sie aber allesamt abgelehnt hat. Denn Daphne ist zwar nicht so blauäugig, dass sie auf eine Liebesheirat hofft, aber sie wünscht sich doch eine Zukunft mit einem Mann, den sie mögen und akzeptieren kann – und der dem Alter nach nicht ihr Vater sein könnte!

Da scheint eine Absprache mit Simon Basset, Duke of Hastings, die perfekte Lösung für Daphne zu bieten. Der attraktive junge Mann will den heiratswilligen Töchtern der Gesellschaft (und ihren wesentlich aggressiveren Müttern) deutlich machen, dass er nicht auf der Suche nach einer Frau ist und trotzdem am gesellschaftlichen Leben seiner alten Schulfreunde teilhaben können. So verabredet er mit Daphne, dass sie so tun, als ob sie aneinander interessiert wären. Er wäre so sicher vor den Avancen anderer Damen, die ihn damit in festen Händen vermuten, während Daphne – durch die Tatsache, dass ein Mann sich für sie interessiert – für die anderen Junggesellen deutlich attraktiver würde. Anfangs scheint der Plan der beiden sogar aufzugehen, doch dann entwickelt Daphne für den freundlichen Duke intensivere Gefühle und auch Simon ist von der Frau an seiner Seite bezaubert – doch eine Ehe kann und will der junge Mann trotz all seiner Verliebtheit nicht in Erwägung ziehen.

„Wie erobert man einen Duke?“ gehört zu einer ganzen Reihe von Liebesromanen, die mir Irina empfohlen hat – und die Geschichte war perfekt für einen Samstag, an dem ich einfach nur etwas schöne und entspannende Unterhaltung gesucht habe. Ich liebe ja die Geschichten von Georgette Heyer und so musste es sich auch dieser Regency-Roman gefallen lassen, dass ich ihn mit den Werken einer meiner Lieblingsautorinnen verglichen habe.

Julia Quinn schreibt deutlich direkter als Georgette Heyer es je getan hätte, was auch kein Wunder ist, wenn man überlegt, dass die eine Autorin gerade mal vier Jahre alt war, als die andere im Alter von 72 Jahren verstarb. Aber die Grundstimmung, der Humor und das Gefühl in eine andere Zeit eintauchen zu können, sind bei beiden Autorinnen sehr ähnlich. Die Dialoge von Georgette Heyer finde ich noch amüsanter, aber dafür bekommt man bei Julia Quinn eine Innensicht der Charaktere geboten, die ich sehr genossen habe. Es wird Julia Quinn zwar nicht gelingen Georgette Heyer von meinem ersten Platz unter den Regency-Roman-Autorinnen zu stoßen, aber mir haben die sympathischen Figuren, die unterhaltsame Geschichte und die Darstellung der Zeit so gut gefallen, dass ich Lust auf weitere Romane der Autorin bekommen habe.