Julia Quinn: A Night Like This

Es ist eine ganze Weile her, seitdem ich das letzte Mal einen Julia-Quinn-Roman gelesen habe, umso mehr freute ich mich auf den zweiten Band der Smythe-Smith-Reihe. Ich habe gestern einen netten Nachmittag mit „A Night Like This“ verbracht, obwohl mich der Roman nicht so packen konnte wie andere Titel der Autorin. Aber ich war – dank Irinas Rezension – auch schon vorgewarnt, dass diese Geschichte nicht zu den Besten von Julia Quinn gehört.

Die Grundidee fand ich sehr nett. Daniel Smythe-Smith – ältere Bruder von Honoria, die in „Just Like Heaven“ die Protagonistin war – musste drei Jahre lang außerhalb Englands vor Auftragsmördern flüchten, nachdem er sich betrunken mit einem seiner besten Freunde duelliert und diesen schwer verletzt hatte. Wieder zurück in England verliebt er sich auf den ersten Blick in die Unbekannte, die statt seiner Cousine bei einem der berühmt-berüchtigen Smythe-Smith-Konzerte am Klavier sitzt. Diese Unbekannte ist Anne Wynter, Gouvernante im Haus von Daniels Tante.

Als Leser bekommt man schnell mit, dass Anne stets bestrebt ist kein Aufsehen zu erregen, denn sie hat nicht nur ein großes Geheimnis, sondern muss sich ebenfalls vor einem Verfolger fürchten. Ihr ist nur zu gut bewusst, dass eine Beziehung zwischen einem Earl und einer Gouvernante alles andere als angemessen wäre, aber Daniels sympathisches Wesen und seine Zuneigung zu seiner Familie findet sie trotzdem sehr anziehend. Beide Figuren für sich genommen sind eigentlich etwas langweilig – so nett und so kantenlos -, aber ich muss zugeben, dass ich Annes Geheimnis mal gut und stimmig fand.

Was ihr acht Jahre zuvor passiert ist, wäre zu dieser Zeit und in dieser Schicht der Ruin für eine junge Frau gewesen, was bedeutet, dass es in dieser Geschichte mal kein banales Problem, sondern ein echtes Hindernis für eine Ehe gibt. Allerdings löste sich für meinen Geschmack das Ganze viel zu schnell in Wohlgefallen auf – sogar der große Bösewicht hat am Ende einfach den Schwanz eingezogen und das war es … Auch die – sonst doch so amüsanten Dialoge – litten unter dem Mangel an Ecken und Kanten der Figuren (und daran, dass Anne und Daniel sich aufgrund der gesellschaftlichen Unterschiede nicht auf Augenhöhe unterhalten konnten) und waren deutlich weniger lustig als sonst.

Letztendlich würde ich sagen, dass ich von „A Night Like This“ langfristig nicht viel in Erinnerung behalten werde, aber immerhin einen netten und entspannenden Nachmittag mit dem Buch verbracht habe. Und es war eine lustige Abwechslung zu den ganzen geisterhaft-fantastisch-skurrilen Geschichten, die ich in den letzten Tagen gelesen habe.

2 Kommentare

  1. Ich finde, es ist wichtiger, einen unterhaltsamen Nachmittag mit einem Buch zu verbringen, als es in Erinnerung zu behalten. Insofern macht Julia Quinn ja vielleicht doch alles richtig. 🙂 Ihr großes "Problem" sind wahrscheinlich wirklich die immens hohen Erwartungen, die man wegen der alten Bücher/Bridgerton-Serie hat. Leider scheint es aber ja normal zu sein, dass eine Autorin nicht dauerhaft richtig durchschlagende Bücher schreiben kann, man kennt das ja wirklich von unzähligen Autoren.

  2. Ich glaube, sie ist so in ihrer Bridgerton-Smythe-Smith-Welt drin, dass sie inzwischen für den Leser wichtige Elemente weglässt, weil sie sie als selbstverständliche empfindet, oder sich lieber auf Details konzentriert, die wiederum für den Leser unwichtig sind, weil der nicht so vertraut und verliebt in ihre Charaktere ist. 😉 Außerdem darf man den Zeitdruck, der durch Fans und Verlage entsteht wohl auch nicht unterschätzen.

    Aber letztendlich kann ich auch gut damit leben, dass es "nur" ein unterhaltsamer Nachmittag war. 😀

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