Schwarzweiße Sehnsucht

Ein blöder Beitragstitel, ich weiß, aber so recht fiel mir einfach kein passender Begriff ein, um mein aktuelles Bedürfnis nach Büchern und Filmen zu beschreiben, die für mich in die „schwarzweiße“ Zeit fallen. Und ich kann nicht mal sagen, dass das eine neue Leidenschaft für mich ist, denn dann gäbe es nicht so viele Dinge in unserem Haushalt, die in diese Kategorie passen. Nur zu blöd, dass es keinen allgemeingültigen Überbegriff gibt, denn so muss ich jetzt versuchen, eine einigermaßen vollständige Liste zu machen, um euch begreiflich zu machen, worüber ich rede.

Ich habe immer wieder große Lust auf Kriminalromanen wie die Miss-Daisy-Geschichten, die ich in den letzten Wochen verschlungen habe, aber auch eine unsterbliche Schwäche für Raymond Chandler, Dashiell Hammett, Erle Stanley Gardner und ähnliche Autoren. Einige von ihnen vermitteln mir ein „Nachkriegsgefühl“ („Miss Daisy“ spielt nach dem Ersten Weltkrieg, die meisten anderen Geschichten nach dem Zweiten Weltkrieg), das ich irgendwie genieße. Aber auch Hörbücher wie „Deine Juliet“ (welches ich gerade zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate höre) passen in diese Kategorie, oder Romane wie „Ein Schlachtplan für Miss Winter“.

Zusätzlich plagt mich ein – gerade leider nicht stillbares – Bedürfnis nach Screwball-Komödien. Normalweise kann ich mich darauf verlassen, dass im Herbst die dritten Programme nachts den einen oder anderen Schwarzweiß-Film zeigen, der es mir ermöglicht, die wundervoll amüsanten Dialoge dieser Zeit zu genießen oder zumindest eine klassische amerikanische Kriminalgeschichte zu verfolgen. Doch zu meinem Bedauern lassen mich gerade die Fernsehsender im Stich – ebenso wie unser DVD-Player, so dass ich nicht mal auf meine „Der dünne Mann“-Sammlung und andere DVDs zurückgreifen kann.

Ich weiß gar nicht, warum ich gerade solche Lust auf Geschichten habe, die zwischen 1920 und 1950 spielen, aber am liebsten würde ich kopfüber in meinen Bücherkartons und DVD-Regalen verschwinden und nach Krimis und Komödien suchen, die dieses Zeitgefühl vermitteln, wieder zu Miss Pettigrew und Miss Daisy greifen, mit Agatha Christies Tommy und Tuppence Beresford Abenteuer erleben, mich an der lakonischen Art von Philip Marlowe erfreuen, zusehen, wie Abby und Martha Brewster einem alten Herren Wein servieren, mit Cary Grant und Katherine Hepburn Knochen jagen oder ein Leben jenseits des Geldadels anstreben und meinen Humphrey-Bogart-Bildband so aufstellen, dass ich jederzeit einen Blick darauf habe …

Habt ihr eigentlich auch so Phasen, in denen ihr am liebsten für eine Weile in einer anderen Zeit „verschwinden“ würdet? Oder denkt ihr nach dem Lesen dieses Beitrags einfach nur, dass ich spinne? 😉

9 Kommentare

  1. Also ich finde das gar nicht spinnert. Liegt vielleicht aber auch daran, dass ich selbst so meine Phasen habe. Ganz vorne mit dabei, weil sie regelmäßig auftauchen: meine Jane-Austen-Phase und meine Phantom-der-Oper-Phase. Dann lese und gucke ich alles rund um Jane Austen (aber bitte nur die BBC-Verfilmungen!). Beim "Phantom der Oper" kommen neben all den Büchern und Filmen (nicht die Webber-Verfilmung!), die es da inzwischen gibt, natürlich auch noch die diversen Musicals zum Thema dazu. Webber war ja nicht der einzige Komponist, der ein Phantom-Musical (plus Sequel) gemacht hat. Diese Phase ist momentan übrigens ganz akut, weil am Wochenende in London doch das 25-jährige Bestehen von Webbers Musical gefeiert wird. Dementsprechend häufig halte ich mich derzeit mental in der Pariser Oper auf. 😉
    Du siehst also, dass du mit deinen Phasen nicht alleine dastehst. 😉

  2. @nantik: Na, das beruhigt mich aber. 🙂 Jane Austen packt mich auch immer mal wieder, das Phantom der Oper hingegen reizt mich weniger. Seitdem ich vor vielen vielen Jahren "Die Schöne und der Zwerg" von Kay Nolte Smith gelesen habe, hat mich das Thema eigentlich nicht mehr so recht interessiert. Aber schön, dass du auch solche intensiven Phasen kennst – ich wünsche dir viele schöne Gedankenreisen in die Pariser Oper! 🙂

  3. Oh ja, das kenn ich auch – kann ich eins zu eins unterschreiben 🙂
    Gerade diese alten Filmchen tun dann sehr gut oder eben Bücher über Menschen aus dieser Zeit…
    Ist natürlich fies, wenn Du dieser Sehnsucht wegen technischer Heimtücke nicht frönen kannst…
    Ich wünsch Dir, dass das Fernsehprogramm bald was passendes sendet!
    Ich habe ja immer so Monroe und Romy-Schneider-Phasen 🙂 Zum Glück hab ich da auch einiges an Büchern rumstehen …

  4. Ich habe gestern noch eine Vorschau für einen modernen Western gesehen und zu meinem Mann gemeint, dass mir heutige Filme viel zu selten gefallen. Sogar die raubeinigen Männer sehen viel zu gewollt aus, das Ganze ist zu glatt, die Geschichte ist oft überkonzipiert und es fehlt einfach ein gewisser Charme, den die alten Filme einfach haben.

    Im November zieht hoffentlich ein neuer DVD-Player ein (wir können nicht mal auf die PS3 ausweichen, den die ist ebenfalls kaputt *möp*) und dann kann ich den Winter wieder mit schönen alten Filmen verbringen. 🙂

    Romy Schneider hat mich nie gepackt, aber alte Monroe-Filme mag ich sehr! 🙂 Ich glaube, ich werde am Wochenende endlich mal in eine Buch-Leihgabe über eine ganz besondere Diva reinschnuppern. 🙂

  5. ja, die phasen kenne ich auch und nein,du spinnst ganz sicher nicht.

    letztens las ich etwas von castle und musste mir die erste staffel sofort dazu in den player packen 🙂

    jane austen ist immer für wunderbare lektüre und zugehörige verfilmungen gut und dann wird auch schon mal so ein buch wie "flirting with pride & prejudice" geordert und gelesen.

    wie ärgerlich, dass sowohl dvd-player als auch playstation streiken! könnt ihr vielleicht einen pc mit cd-laufwerk und euren tv verbinden? die dünne-mann-collection habe ich hier auch stehen, und erschreckenderweise noch nicht geschaut! ich habe die filme gelegentlich in einem der dritten programme gesehen und fand sie einfach wunderbar, daher auch der boxkauf. schön ist natürlich auch "die nacht vor der hochzeit" 🙂 …
    und die margret-rutherford-miss-marple verfilmungen. egal, wie weit sie auch vom original entfernt sein mögen, ich liebe sie einfach!

  6. @Natira: Auch wenn es unhöflich ist: Du spinnst! 😉 #Castle Aber wer bin ich, dass ich darüber urteile, schließlich habe ich nicht nur schwarzweiße Sehnsuchtsphasen, sondern auch die Angewohnheit ein Buch innerhalb kürzester Zeit zweimal zu lesen. *g*

    Jane Austen lasse ich mir auch gern vorlesen – vor allem von Eva Mattes, deren Version ich dank dir ja entdecken konnte. 🙂

    Bei unserem PC wäre es wohl nicht so ganz erfolgreich, wenn wir versuchen würden den mit dem Fernseher zu verbinden. Vor allem brauchen wir für die meisten DVDs die Möglichkeit codefree abzuspielen, da wir einige Import-DVDs haben … Aber im November gibt es einen neuen DVD-Player – wir haben schon einen im Auge. 🙂

    Hast du schon mal den Roman "Der dünne Mann" gelesen? Eine ganz andere Geschichte, aber wunderbarer Krimi! 🙂

    Was die Margret-Rutherford-Filme angeht, so findest du in mir eine absolute Gegnerin dieser Verfilmungen! Aber damit stehe ich wohl recht alleine da …

  7. Danke! #spinnen&castle 🙂

    Hm, ja, bei den meisten PC-Laufwerken kann man ja nur ein paar Mal den Code ändern…

    Und nein, den Roman "Der dünne Mann" kenne ich nicht!

    Ich vermute, Deine Abneigung beruht darauf, dass Miss Marple in diesen Filmen nichts mehr mit der Buchfigur zu tun hat? Ich kenne die Bücher von Agatha Christie ja nicht…

  8. Gern geschehen. 😀

    Sollen wir den Roman auf die Liste setzen? 🙂 Der sitzt allerdings in einem Karton, könnte also noch eine Weile dauern … *seufz*

    Kluge Frau! Und du solltest endlich mal einen der Romane lesen. Ich wäre dafür, dass du dir den Rest des Jahres Urlaub nimmst, damit du ein paar Wissenslücken schließen kannst. 😀

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