Vor vielen Jahren bin ich aus dem Ravensberger Land weggezogen und ein Teil von mir vermisst bis heute das Wiehengebirge, den Teutoburger Wald und diese Vertrautheit mit einer Region, die man wohl nur besitzt, wenn man in einer Gegend aufgewachsen ist.
Aber trotz dieses immer wieder aufflackernden „Heimwehs“ sind es vor allem die kleinen kulinarischen Dinge, die ich vermisse. So habe ich in den letzten Tagen hier beim Bäcker ein Männchen aus Hefeteig gesehen und bekam Heißhunger auf einen Stutenkerl. Irgendein Hefeteigmännchen tut es da nicht, es muss ein Stutenkerl sein mitsamt Tonpfeife und hübschen Äugelein, auch wenn man sich nach dem Essen fragt, was man denn nun mit dieser verflixten Pfeife anfangen soll. 😉
Eine andere Sache, die ich in dieser Jahreszeit vermisse, sind Mutzenmandeln. Die habe ich zuletzt als Grundschülerin gegessen – und wer weiß, vielleicht würden sie mir heute nicht mehr schmecken -, aber irgendwie gehören Mutzenmandeln für mich in die letzten Wochen des Jahres. Noch warm aus der Tüte genascht, bis einem vom Fettgehalt der kleinen Dinger ein wenig übel wird.
Aus dem Lippischen vermisse ich – spätestens wenn der erste Schnee fällt – die sogenannten Schneebälle. Dieses Mal nichts Traditionelles, sondern einfach nur eine besonders leckere und mit Vanillepudding gefüllte Gebäckvariante, die sich ein Bäcker in Detmold mal ausgedacht hat und die für mich mit vielen Erinnerungen verknüpft ist. Ich weiß gar nicht, ob der die heute im Winter noch anbietet, zuletzt habe ich das vor elf Jahren gegessen.
Einer Freundin von mir musste ich, als ich noch im Raum Detmold lebte, regelmäßig ein Früchtebrot von einem bestimmten Bäcker besorgen, weil etwas Vergleichbares in ihrer schwäbischen Heimat nicht zu bekommen war. Zum Glück hielt sich das immer lange genug, dass man es auch mal mit der Post verschicken konnte. Stutenkerle, Schneebälle und Mutzenmandeln würde ich der Post lieber nicht anvertrauen, so dass ich mir auch keine dieser Leckereien von Freunden besorgen lassen könnte.
Wie ist es bei euch? Gibt es für euch bestimmte Leckereien – egal, ob traditionell oder nicht -, die ihr zu bestimmten Jahreszeiten gern essen würdet? Oder die ihr vermisst, weil ihr nicht mehr an sie herankommt?
Falls du Mutzemandeln auch kalt magst, dann schick ich dir welche! Ich lebe ja sozusagen im Mekka der Mutzemandeln. Stutenkerle heißen bei uns Weckmänner. Manchmal backe ich mit den Kindern selber welche, dann werden es aber oft recht gut bestückte Weckfrauen. Weil der Hefeteig im Ofen so besonders schön aufgeht, kriegen die Kerle gerne mal Busen verpasst.
Zur weihnachtlichen Zeit gehört für mich das Lebkuchenhaus unbedingt dazu. In der Karnevalszeit dann die Mutzemandeln (die es aber wg. dem 11.11. auch jetzt schon gibt) und die Berliner Ballen (so Hefekrapen mit Marmelade drin). Im Sommer müssen es Zimtschnecken sein und im Herbst natürlich Apfelkuchen.
In Bonn bin ich aufgewachsen und auch da gibt es um diese Jahreszeit den Weckmann. Klassisch mit Tonpfeife und Rosinen. Hier im Dorf gibt es Martinsbrezel und leider keinen Weckmann.
Auch Mutzemandeln habe ich geliebt, vor allem an Karneval. Die gibt es hier in Mittelhessen auch nicht. Seufz.
Mitgenommen habe ich das Rezept für den Rheinischen Sauerbraten (mjammi)!
Nach deinem Beitrag sind mir spontan die Stutenkerle eingefallen, wobei die bei uns Buwe- bzw. Bubeschenkel heißen und die gibt es zum Glück auch heute noch zu St. Martin.
An Weihnachten gab es bei uns früher immer "Liebesküsschen" eine Art selbstgemachte Variante der Manner-Waffeln, aber irgendwann gab es die großen Waffelnplatten bei uns nicht mehr, sondern nur noch Oblaten, und damit sind die Lieblingsplätzchen meiner Kindheit für mich gestorben.
Ansonsten zu Fassenacht die Krebbel ganz klassisch mit Erdbeermarmelade, sonst hab ich glaub kein Gebäck, dass ich unbedingt haben muss 🙂
Aber ich kenne die Schilderungen von einer Freundin, die früher bei Stuttgart gewohnt hat und sowieso massiv Heimwehprobleme hat, dass sie ganz oft traurig ist, dass sie bei den südhessischen Bäckern nicht die Sachen wie in ihrer Heimat bekommt.
Ich vermisse die böhmische Küche meiner Oma, besonders die Mehlspeisen.
Den Kleckerles-Kuchen (Mohn, Quark, Pflaumenmus) von meiner Oma kann noch eine Tante, aber sollte sie irgendwann nicht mehr backen können wird es den in unserer Familie in der Form wohl nicht mehr geben. Ganz zu schweigen vom guten Apfelstrudel :). Gerne würde ich auch mal wieder Dill-Knödel essen, diese habe ich mindestens seit 20 Jahren nicht mehr bekommen.
Zu Weihnachen muss es "Saure Zipfel" geben – Fränkische Bratwürste nicht gebraten sondern im Zwiebelsud gekocht.
Oh, die Weckmänner mit Pfeifen gabs in meiner Kindheit auch zu Hause – aber ich hab sie später nie so wirklich vermisst. Wäre es anders, könnte ich sie in Köln aber kaufen. MIT Pfeife. Und Lutscher. 😀
Mutzenmandeln hab ich erst hier kennengelernt oder besser: gesehen. Probiert hab ich die noch nie – sollte ich etwa was verpasst haben?!
Ist dir eigentlich mal aufgefallen, dass all deine Sehnsüchte süß sind? Lustigerweise fehlen mir eher deftige Sachen aus der Heimat, ganz besonders hervorragenden fränkischen hausmacher Leberwürste und Knäudele (=Blutwürste), Eisbein, Laugengebäck, Obatzder & Co. Insgesamt würd ich aber sagen, dass man hier in Köln fast alles kriegen könnte, was man auch zu Hause geliebt hat – wenn auch in leicht veränderter Form.
@Mila: Ganz vielen lieben Dank für das Angebot! Meinst du denn, man könnte die der Post anvertrauen? Wir haben schon ein paar Erfahrungen damit gemacht, dass genau solche Sendungen dann prompt über eine Woche dauern – und grüne Mutzenmandeln sind vermutlich nicht so gesund. 😉
Berliner kenne ich natürlich auch, aber da habe ich nicht das Gefühl, dass es regional solche geschmacklichen Unterschiede gäbe.
Lustig, dass Zimtschnecken für dich in den Sommer gehören, für mich gehören die wieder Apfelkuchen in den Herbst. Im Sommer sind es dann eher Sachen mit Erdbeeren oder Kirschen.
Aly: Dabei liegt Mittelhessen nun nicht unendlich weit von Bonn entfernt – und trotzdem scheinen manchmal kulinarische Welten zwischen den Regionen zu liegen, oder?
Und ich bin mir sicher, dass eine Martinsbrezel nicht mit einem Weckmann mithalten kann! 😉
Anette: Schade, dass du die passenden Waffeln nicht mehr auftreiben kannst. Aber sonst scheinst du ja noch gut versorgt zu sein! 🙂 Deine Freundin kann ich nur zu gut verstehen, es gibt ein paar Geschmacksrichtungen, die es anscheinend nur "Zuhause" gibt.
@Pashieno: Rezepte, die nur von wenigen Personen richtig beherrscht werden, sind wirklich schwierig. Selbst wenn man jemanden findet, der theoretisch das gleiche Essen kocht, so fehlt doch häufig das gewisse Etwas, damit es "richtig" schmeckt.
Mein Mann trauert der Schwarzwälderkirschtorte seiner Oma hinterher, die – trotz Weitergabe ihres Rezepts – niemand so machen kann wie sie es konnte. Ich drücke die Daumen, dass deine Tante noch lange backen kann und will! 🙂
@Irina: Nene, kein Lutscher! Das würde nicht passen! 😉 Ich fürchte, ich kann dich nicht gut genug einschätzen, um sagen zu können, ob du Mutzenmandeln magst. Teste sie einfach mal! 🙂
Jupp, ist es! Das liegt daran, dass ich die herzhaften Sachen problemlos selber machen kann – zumindest die, auf die ich immer mal wieder so richtige sehnsüchtige Lust habe. Mein Zwiebelkuchen ist mindestens so gut wie der von meiner Mutter, meine Reibekuchen sind m. M. nach besser. Richtige regionale Spezialitäten sind ja eher fleischlastig, was für einen Vegetarier ein kleines Problem darstellt – und ich habe keine sentimentalen Erinnerungen an die Tage meiner Kindheit, an denen ich mich nur von Kartoffeln und Butter ernährt habe, weil ich alles andere auf dem Teller ekelig fand. 😉
Einzig eine Hefeteigstange, die mit Knoblauch-Kräuterbutter gerollt und mit Käse überbacken war, vermisse ich, aber da werde ich mich mal ans Nachbacken machen, bevor ich hier darüber schreibe, dass ich an diese saftige Köstlichkeit nicht mehr herankomme.
Schön, dass du in Köln so gut versorgt bist – da würde mich aber schon interessieren, ob die angebotene Qualität dich zufriedenstellt oder ob da einfach das gewisse Etwas fehlt, damit es so schmeckt wie früher. 🙂
Also ich probiers nochmal,in dem vorigen Kommentar warn zuviele Fehler drin,weil ich meine Lesebrille nicht aufhatte.Ich komme aus Ostwestfalen und liebe Stutenkerle,die wir früher an Nikolaus in der Klasse bekamen und Muzenmandeln!Es gibt kugelige,in Zucker gewälzt und flache,ausgebackene mit luftigen Löchern und Puderzucker-mmmhhhh!Toll an Silvester! Übrigens,wer kennt Pickert?
Ich lebe jetzt in Bayern,da gibts z.B.Kartoffelmaultaschen oder Fingernudeln.
@glencolumbscille: Ach, wir sind doch alle nicht fehlerfrei in den Kommentaren! 🙂 Dafür fühle ich mich gerade benachteiligt, weil ich keine Stutenkerle in der Klasse bekam, sondern sie beim Bäcker besorgen (lassen) musste. 😉
Und natürlich kenne ich Pickert! Noch warm und mit etwas Zucker bestreut sind sie am Leckersten! Meine Mutter hingegen hat immer Grafschafter Rübensirup darauf getan, was mir sogar als Kind zu klebrig war.