Ich muss gestehen, dass ich mir eigentlich nie ernsthafte Gedanken darüber gemacht habe, wie ich auf die Bücher komme, die ich lese. Dann habe ich vor einiger Zeit diesen Post bei Susanne gelesen (ebenso wie den von ihr verlinkten Beitrag), und mir ging auf, dass sich meine Suche nach neuen Büchern in den letzten Jahren sehr verändert hat. Der von Irina in diesem Post verlinkte Artikel hat mir heute dann erst einmal bewusst gemacht, wie sehr sich auch mein Verhalten in Buchhandlungen verändert hat.
Ich bin schon früher sehr zielstrebig in Buchhandlungen gegangen. Zum stundenlangen Stöbern bin ich selten gekommen, viel zu schnell stapelten sich einige Wunschbücher vor mir und ich musste dann überlegen, wie viele davon mein Geldbeutel wohl finanzieren könnte. So habe ich auch selten länger als ein paar Minuten als Kunde in der Buchhandlung verbracht, wenn ich nicht gerade mit der Buchhändlerin ins Gespräch gekommen bin.
Aber dafür gab es diese Abstecher in die Buchhandlung mindestens einmal die Woche. Als Schülerin bedeutete das oft, dass ich für meine zehn Minuten in der Buchhandlung 1,5 Stunden später nach Hause kam, weil ich dann den späteren Bus nehmen musste, der die lange Strecke über alle Dörfer nahm. Als Abiturientin hatte ich manchmal Glück und der Zug war so pünktlich, dass ich aus dem Bahnhof sprinten, die Einkaufsstraße hochrasen, in der Buchhandlung meine Bestellungen abholen und trotzdem noch den Bus erreichen konnte. Wenn ich allerdings Pech hatte, dann hieß es wieder ein bis zwei Stunden auf den Bus warten – aber immerhin hatte ich dann ja frisches Lesefutter.
Dann kam meine Ausbildung im Buchhandel und mit ihr nicht nur die Leseexemplare für Buchhändler, sondern auch die Möglichkeit, Bücher aus dem Laden zu lesen, ohne sie gleich kaufen zu müssen. Und da ich mein nachfolgendes Studium mit der Arbeit im Buchhandel finanzierte, konnte ich dieses Angebot ziemlich lange nutzen. Dazu kamen dann noch diverse neue Freunde, deren Bücherregale geplündert werden konnten – was wiederum dazu führte, dass ich mir einige Titel bei meinem Arbeitgeber bestellen musste, um sie dann auch selbst zu besitzen. Nach dem Studium gab es dann neue Jobs, aber solange der Heimweg an der Buchhandlung vorbeiführte, war ich dort weiterhin mehrmals in der Woche anzutreffen. Mit dem Umzug weg vom Studienort hat sich daran aber eine Menge geändert – ohne dass es mir groß bewusst geworden wäre.
Einige Jahre später muss ich nun feststellen, dass ich Buchhandlungen deutlich seltener von innen sehe. Auf der einen Seite lebe ich jetzt in einem Stadtteil ohne Buchhandlung (seitdem die „Buchhandlung um die Ecke“ geschlossen hat), und da ich zu Hause arbeite, habe ich keine Monatskarte für die Öffentlichen Verkehrsmittel. Ich sehe es nicht ein, 5 Euro zu investieren, wenn ich keinen konkreten Anlass für eine Fahrt habe, was natürlich die „Stöbergelegenheiten“ schon mal deutlich einschränkt.
Außerdem bin ich nicht gerade glücklich mit den bislang entdeckten Buchhandlungen hier vor Ort. Die bislang erkundeten Läden waren entweder zu „literarisch“ für meinen Alltagsgeschmack (auch wenn ich es schön finde, dass diese Buchhandlungen hier vor Ort anscheinend noch genügend Kunden haben, um zu existieren) oder zu groß, zu sehr Buchkaufhaus, um mich wirklich zu reizen. Es gibt nur zwei Buchhandlungen, die ich gern aufsuche.
Auf der einen Seite eine gutsortierte und liebevoll geführte Kinderbuchhandlung, bei der ich auch meine Bestellungen aufgebe. Ich bin mir zwar sicher, dass die Inhaberin etwas irritiert ist, weil ich relativ wenige Kinderbücher bestelle und nur sehr selten bei ihr stöbere, aber dafür gibt mir das die Möglichkeit, den Einzelhandel zu unterstützen. Auf die Onlineanbieter greifen ich noch oft genug für meine englischen Titel und die Non-Books zurück.
Auf der anderen Seite gibt es da noch eine sehr enge und chaotische Buchhandlung, die sich irgendwie auf Krimis spezialisiert hat (aber eben nicht nur), auch antiquarische Bücher anbietet und nur deshalb zum Verweilen einlädt, weil man dort eben doch noch die eine oder andere neue Entdeckung machen kann. Ich muss zugeben, dass ich nicht oft dort bin, denn diese Buchhandlung liegt abseits meiner normalen Busstrecke, die Wege im Laden sind unfassbar beengt und wenn man sich nach einem Buch bückt, dann wischt man gleichzeitig schnell mal mit dem Hintern den Stapel hinter sich vom Tisch. Mich macht auch die Unübersichtlichkeit in den Regalen ganz kirre. Aber hier ist das Angebot so groß, dass sogar ich mal wieder zum Stöbern komme.
In diesem Laden erlebe ich etwas, das ich lange Zeit vermisst habe, nämlich die Entdeckung neuer Bücher in der Buchhandlung! Ich muss deutlich länger suchen als früher, aber hier gibt es noch Autoren, die ich noch nicht kenne, auf die ich neugierig werde, wenn ich ihren Roman in der Hand halte und bei denen ich das Gefühl habe, dass ich auch mal „blind“ einen Titel verschenken kann.
Aber für andere Genres habe ich noch keine Buchhandlung gefunden, und das macht mich verflixt traurig. Natürlich finde ich durch das Betrachten der vielen Verlagsprogramme, das Lesen diverser Buchblogs und durch Gespräche mit meinen Freunden mehr als genügend Bücher, die ich mal lesen möchte. Einige davon kaufe ich mir gleich, andere leihe ich über die Bibliothek aus und bei wieder anderen stelle ich irgendwann fest, dass das Interesse erlahmt ist und werfe sie von der Merkliste.
Aber das alles führt auch dazu, dass ich in einer „durchschnittlichen“ Buchhandlung sehr unzufrieden bin. Ich sehe Regale voller Bücher, die ich innerlich schon längst in Schubladen (wie SuB, Wunschliste, Bibliothek oder „nicht mein Ding“) gestopft habe. Meinem Gefühl nach gibt es zwar unfassbar viele neue Titel (gerade im Fantasybereich hat sich da unglaublich viel getan seit meinen ersten zaghaften Leseversuchen in diesem Genre), aber viel weniger Abwechslung in den Buchhandlungsregalen. Ich will hier keinen Lobgesang auf die gute alte Zeit singen, dafür musste ich damals auf zu vieles verzichten! Aber ich finde es schon auffällig, dass ich mich zu den individuellen Buchhandlungen hingezogen fühle und ich hoffe sehr, dass die Tendenz wieder in diese Richtung geht und dass ich dann wieder überraschende Neuentdeckungen machen kann, die dazu führen, dass ich verzweifelt nach noch einem Euro im Geldbeutel suche, um mir doch noch ein Buch mehr leisten zu können …
Ich hab früher viel mehr in Buchhandlungen gestöbert, da ich als Jugendliche immer äußerst ausgiebig herumgesucht habe und selten mit einem bestimmten Buchwunsch reingegangen bin.
Jetzt stöbere ich einfach viel mehr im Internet.
Diese Unzufriedenheit mit den meisten Buchhandlungen kenn ich. Allerdings kommt bei mir auch noch dazu, dass ich kleine Buchhandlungen gar nicht mag, weil ich mich da immer so beobachtet fühle und den Eindruck habe, dass ich mich nicht beliebt mache, wenn ich einfach nur stöbere, ohne dann etwas zu kaufen. Dagegen kann man sowas halt in großen, unpersönlichen Ketten problemlos regelmäßig machen. Ich bin wohl eine der wenigen Leseratten, die sich bei Thalia wohler fühlt als in kleinen Buchhandlungen, auch wenn ich mich fast schäme, das zuzugeben.
Dort wiederum sagt mir aber die Tendenz nicht zu, dass es mittlerweile fast schon mehr anderen Kram als Bücher zu kaufen gibt.
Ich weiß also derzeit nicht so recht eine Buchhandlung, die ich wirklich mag – und schon gar keine, die bei mir in der Nähe ist. Daher bin ich inzwischen viel seltener in Buchhandlungen stöbern und geh als Alternative lieber in eine Bücherei.
Ich habe zwar eine Buchhandlung direkt bei mir um die Ecke, aber da sie mehr Remittenden verkauft als Bücher, ist mir die Auswahl zu begrenzt. Eine zu große Auswahl wie bei den großen Ketten schreckt mich aber wiederum ab. Da ist mir das Buch zu sehr Ware und nichts anderes. Das nimmt immer stärker zu. (Mittlerweile gibt es in einer Kette vor Ort mehr Spielzeug als Kinderbücher in der Kinderabteilung. Da kann ich dann auch in einen Spielzeugladen gehen.) In dem Fall macht mir das Stöbern keinen Spaß mehr. (Früher vor den Internetzeiten habe ich stundenlang in Buchhandlungen stöbern können. Heute stöbere ich auf Blogs. Oder lass mich von dir persönlichen beraten!)
Ich mag es sehr, wenn eine Buchhandlung von dem Geschmack der Buchhändlerinnen geprägt ist. Da stöbere ich dann wirklich gerne und hab schon etliche Überraschungen gehabt. LG Mila
@Neyasha: Als jemand, der immer in kleinen Buchhandlungen gearbeitet hat, kann ich dir versichern, dass du nicht unbeliebt machst, wenn du nur gründlich stöberst. 🙂 Schließlich könntest du beim nächsten Besuch doch etwas kaufen. 😉
Das Beobachten ist immer ein schwieriger Grad zwischen "Ich will signalisieren, dass ich bereit zur Beratung bin" und "Ich will nicht aufdringlich sein". Da hilft es, wenn man beim ersten Blickkontakt als Kunde einfach klar sagt, dass man sich nur umgucken will. ;D
@Mila: Das erschreckende ist meiner Meinung ja, dass die auf den ersten Blick so große Auswahl in den großen Läden eigentlich wesentlich beschränkter ist als bei den kleinen Buchhandlungen. Sie haben vielleicht mehr Genres im Angebot, aber zu den einzelnen Bereichen keine größere Titelvielfalt …
Ich berate gern persönlich, aber genau dafür sollte es doch eigentlich Buchhandlungen mit Fachpersonal geben. Und zwar auch Fachpersonal, das sich abseits der Klassiker, die man während der Ausbildung mitbekommt, auskennt. Ich vermisse es in einen Laden zu gehen und sagen zu können, dass mir diese und jene Titel gefallen haben und dass ich jetzt gern neue Autoren ausprobieren würde, die ähnliche Geschichten erzählen.
Spannendes Thema, nicht?
Ich hatte ja schon immer Schwierigkeiten, in normalen Buchhandlungen etwas zu finden, dass mich interessiert und das ist in den letzten Jahren immer schlimmer geworden.
An dem von Irina verlinkten Artikel fand ich sehr interessant, dass der Marktanteil von ebooks und Internetbestellungen um einiges geringer ist, als ich angenommen hätte. (Bin ich mal wieder sehr atypisch.)
Gar keinen anständigen Buchladen in der Nähe zu haben, ist wirklich blöd. Vielleicht schwingt das Pendel auch mal wieder in die andere Richtung und Totgesagte leben länger.
@Susanne: Bislang habe ich mich erst einmal aktiv um eine eKurzgeschichte bemüht und ich denke, dass es noch mehr Leute gibt, die entweder noch keine Lust oder noch kein Gerät haben, mit dem sie darauf zurückgreifen können. Am PC lesen ist einfach doof! Reader oder Smartphone habe ich (noch) nicht, warum also ebooks kaufen?
Und wenn es ums Internet geht, dann vergessen wir, die wir das täglich nutzen, ganz gern die Leute, für die das nicht so selbstverständlich ist. Meine Eltern haben zwar theoretisch einen Internetanschluss, aber mein Vater kam lange Zeit nicht damit zurecht – davon wird es auch noch so einige Menschen geben.
Ach, es gibt viele Gründe nicht online zu bestellen. 🙂
Es ist ein Mix:
Wenn ich in Blogs über potentiell interessante Bücher stolpere, wechsle ich regelmäßig direkt ins große Online-Kaufhaus, um – falls möglich – in das Buch zu lesen, Preise und Ausgaben zu checken und ggf. auch einen Blick auf weitere Kundenbewertungen zu werfen. Und eine Bestellung schließt sich ggf. auch an.
Ab und an flattern auch Kataloge ins Haus oder Newsletter, z.B. von Arvelle, und dann checke ich ggf. online "gegen", wenn Artikel interessant klingen: Zum einen wegen des Preises, zum anderen aber auch, weil ich manchmal ein paar Angaben zum Inhalt brauche als in den Katalogen oder bei Arvelle angegeben.
Wenn ich unterwegs bin, kommt es darauf an, in welchem Ort ich mich befinde: Gibt es kleine Buchläden – auch Remittenden-Läden – brauche ich regelmäßig Zeit. Ich denke da nur an den Miniladen, in welchem wir beide waren. In meinem Wohnort gibt es auch eine Buchhandlung, in der ich Zeit brauche, durch die Regale zu schauen, obwohl sie viel kleiner ist als Weltbild (Wohnort) oder Thalia (Nachbarort). Ich genieße es und die zwei Mitarbeiterinnen kann ich ansprechen, wenn ich es mag: Mindestens eine der beiden ist eigentlich immer damit beschäftigt, etwas für einen Kunden zu suchen, zu bestellen oder ihn zu beraten :).
In einem anderen Nachbarort – Unistadt – gibt es eine größere Buchhandlung (keine Kette) über drei Etagen, in der ich einfach auch Zeit brauche und das Angebot ist breit gefächert incl. Fachliteratur. Gleich nebenan ist ein Thalia-Buchladen, den ich aber schneller durch"wandere".
Und wenn mich unterwegs etwas interessiert, greife ich direkt zu 🙂
@Natira: Ich finde es lustig, dass du direkt zum Onlinehändler gehst, während ich den Onlinekatalog der Bibliothek durchwühle, wenn ich etwas auf einem Blog interessant finde. 😉 Die Leseproben bei den Onlinehändlern nutze ich so gut wie nie, wie mir gerade auffällt. Sollte ich vielleicht häufiger mal machen – auf der anderen Seite bin ich ohne dieses "Reinlesen" vorsichtiger und das schont wieder meinen Geldbeutel. 😀
Vielleicht sollte ich auch mal damit anfangen, nicht zu viele Leseproben zu sichten 🙂