Maryrose Wood: Das Geheimnis von Ashton Place 1 – Aller Anfang ist wild (Hörbuch)

Ich muss zugeben, dass ich schon seit Wochen um diese Rezension herumschleiche. „Das Geheimnis von Ashton Place“ hat mich beim Anhören so gepackt, dass ich die 3 CDs fast in einem Schwung durchhören musste, weil ich wissen wollte wie die Geschichte ausgeht. Und als ich dann mit dem Hörbuch durch war, dann stand ich da und fragte mich, wie ich in Worte fassen soll, warum mich Miss Lumley und ihre Schützlinge so bezaubert haben.

Aber erst einmal zur Handlung: In den ersten Minuten begleitet man die fünfzehnjährige Miss Penelope Lumley auf dem Weg zu ihrem ersten Vorstellungsgespräch als Gouvernante. Die junge Dame hat eine ausgezeichnete Erziehung am „Swanburne Institut für kluge Mädchen aus armen Verhältnissen“ erhalten und ist nun bereit in den Berufsalltag einzusteigen. Dabei bekommt man schnell mit, dass Miss Lumley nicht nur eine sehr eigene Ausbildung genießen durfte, sondern auch erstaunlich behütet aufgewachsen ist.

Zu ihrer großen Überraschung verläuft das Vorstellungsgespräch ganz anders als sie erwartet hatte und am Ende des Tages findet sie sich als Gouvernante in Ashton Place wieder. Eingestellt wurde sie von der ebenfalls noch recht jungen Lady Ashton, die sich kurze Zeit nach ihrer Hochzeit mit drei wilden Kindern konfrontiert sieht, die ihr Mann bei der Jagd im Wald gefunden hat. Anscheinend wurden die beiden Jungen und das kleine Mädchen von Wölfen großgezogen – und da Lord Ashton seine drei „Fundstücke“ nun als sein Eigentum ansieht, benötigen sie dringend gesellschaftlichen Schliff.

Druck wird dabei nicht nur durch die – sehr unterschiedlichen – Erwartungen von Lord und Lady Ashton aufgebaut, sondern auch dadurch, dass in wenigen Wochen Weihnachten ist und die drei Kinder bei der an den Feiertagen stattfindenden Abendgesellschaft präsentiert werden sollen. So muss Miss Lumley in den wenigen Wochen all ihren Einfallsreichtum aufbringen, um aus Alexander, Beowulf und Casseiopeia (wie die armen Kinder vom Lord genannt werden) kleine brave viktorianische Kinder zu machen, die in einer Veranstaltung der feinen Gesellschaft keinen Fauxpas begehen (wie zum Beispiel Eichhörnchen kläffenden den Baum hinauf zu jagen …).

Wenn ich ehrlich bin, dann passiert kaum etwas in dieser Geschichte. Man verfolgt wie Miss Lumley (die wunderbare, süße und unerschrockene Miss Lumley) all ihre Gewitztheit aufbringt, um die drei Kinder zu erziehen. Diese hingegen sind so dankbar für die Aufmerksamkeit und Zuwendung, die sie von ihrer Gouvernante bekommen, dass sie sich die größte Mühe geben, um alle Erwartungen zu erfüllen. Dazu kommen noch Lord und Lady Ashton, die immer wieder (unbewusst) die Erfolge von Miss Lumley sabotieren, und ein rätselhafter Angestellter, der auch nicht gerade zugunsten der Kinder aktiv zu werden scheint.

Maryrose Wood hat hier eine so unheimlich charmante und im besten Sinne altmodische Geschichte geschaffen, dass es gar keine großen Handlungshöhe oder -tiefpunkte benötigt, um gut unterhalten zu werden. Obwohl ein Hauch von Grusel in der Luft liegt (man malt sich zum Beispiel immer die schlimmste Alternative aus) passiert nichts, was nicht auch von einem extrem ängstlichen Kind gehört werden könnte. Trotzdem erinnert die Atmosphäre an eine Mischung aus Gruselgeschichte und klassischer britischer Erzählung für Kinder. Gespickt ist das Ganze dann noch mit einem wunderbaren Humor und so habe ich ständig vor mich hingekichert, während das Hörbuch lief.

Während ich es normalerweise immer ganz besonders schrecklich finde, wenn Kinder in Büchern/Hörbüchern besonders „niedlich“ sprechen, so habe ich es hier – auch dank der tollen Leistung von Katja Danowski – einfach nur niedlich gefunden, wenn die drei Kinder mal wieder wufften und wuhten und kläfften. Überhaupt hat die Sprecherin – soweit ich das beurteilen kann, ohne die Buchvorlage zu kennen – das Beste aus dem Text herausgeholt und so einiges zum Charme der Geschichte beigetragen. Ich gehe bei einer „Autorisierten Audiofassung“ davon aus, dass Kürzungen oder Veränderungen vorgenommen wurden, aber ohne den direkten Vergleich merkt man davon nichts.

Ich bin ganz verliebt in Miss Lumley und ihre Schützlinge, ich bin schrecklich neugierig auf die weiteren Teile der Geschichte, bange, dass Lord Ashton und seine Leidenschaft für die Jagd noch zu einer Katastrophe führen und bin überhaupt überzeugt davon, dass jeder mit einer Schwäche für niedliche und „britische“ Geschichten mal in „Das Geheimnis von Ashton Place“ reinhören sollten! 😉

14 Kommentare

  1. Katrin von Saiten

    Die englische Version ist bereits auf meinem Wunschzettel. Klingt wie eine Mischung aus Mary Poppins, Nanny McPhee und den Herdmanns 😀

  2. Ich scheue ein wenig den Vergleich, weil es bislang nichts Übernatürliches gibt. Aber die Geschichte ist so bezaubernd, dass das auch keine Rolle spielt. 🙂

  3. das klingt gerade jetzt (ist aber sicher nicht darauf beschränkt) nach schöner (vor)weihnachtsgeschichte. NZS wenn möglich *liebguckt*?

  4. Aber natürlich ist das möglich, Natira! 🙂 Ich könnte dir das eigentlich schicken, wenn ich eh nächste Woche zur Post muss. Dann kannst du es beim weihnachtlichen Backen oder an einem usseligen Wochenende hören. 🙂

  5. Ich habe von dem Buch inzwischen etwas mehr als die Hälfte gelesen und mir gefällt es weiterhin sehr gut 🙂
    Gruselgeschichten-Feeling stellt sich bei mir zwar (noch?) gar nicht ein, ziemlich britisch scheint es mir aber auch. Wie dir gefällt mir die Sprache der Kinder überraschenderweise sehr ("Lumawoo" ;-)).

  6. @Kiya: Ich fand das "Gruselfeeling" auch wunderbar subtil. Man weiß, dass der Lord nicht so ganz koscher ist, man fürchtet, dass Miss Lumley die Kinder nicht vor allem beschützen kann und dann gibt es gegen Ende noch diverse seltsame Figuren und Ereignisse … Nichts wirklich schlimm, aber alles so, dass es theoretisch ganz schlimm enden könnte. *g*

    Lumawoo! <3 – und das mir das gefällt, überrascht mich wirklich sehr! 😀

  7. Das Buch steht schon länger auf meinem Wunschzettel – vor allem wegen dieses Covers – mit dieser Art von Design kriegt man mich immer. Der Inhalt klingt aber auch super! 😀

    Vielleicht greif ich tatsächlich mal zur Hörbuchversion; weißt du, ob sie gekürzt ist?

  8. @Irina: "Ich gehe bei einer "Autorisierten Audiofassung" davon aus, dass Kürzungen oder Veränderungen vorgenommen wurden, aber ohne den direkten Vergleich merkt man davon nichts."

    100% sicher kann ich natürlich nicht sein, aber normalerweise sind Verlage immer ganz groß darin zu betonen, wenn sie ungekürzte Fassungen herausgeben – so dass das Fehlen einer solchen Aussage dem Eingeständnis einer Kürzung gleichkommt. Ich hatte aber nicht das Gefühl, dass ich groß etwas verpasse, während mir die Sprecherin sehr gut gefallen hat.

  9. Meine Güte, den Satz hab ich doch glatt überlesen – oder schlicht nicht realisiert. War noch zu früh heute morgen! 😀

  10. Beate Sauer

    Liebe Winterkatze,

    ja, diese Geschichte hört sich ganz wunderbar altmodisch britisch an. Ich bin normalerweise kein so großer Fan von Hörbüchern (Hören ist einfach nicht so mein Medium, ich habe es mehr mit dem Sehen). Aber in diesem Fall überlege ich doch, ob ich mir nicht einmal die Hörbücher zulegen sollte.

    Liebe Grüße

    Beate

  11. Liebe Beate,

    in diesem Fall kann ich dir die Hörbuchversion wirklich ans Herz legen. Vielleicht hast du ja in den nächsten Wochen ein paar Tätigkeiten vor dir, die etwas stupide sind? Bei so etwas kann man dann ganz wunderbar Hörbücher hören! Ich wäre auf jeden Fall gespannt, wie dir Miss Lumley und ihre Schützlinge gefallen.

    Liebe Grüße von der Winterkatze

  12. Durch Zufall habe ich jetzt 'Band 2 der Serie gelesen – ohne Band 1 zu kennen – und bin total begeistert. Was für eine süße Sprache. (Was für eine Begeisterung für Farne der Hauptfigur Miss Lumley)… LG mila

  13. Schön, dass du ebenso begeistert von Miss Lumley und ihrer Geschichte bist! Dann hoffe ich, dass du demnächst auch den ersten Band in die Hände bekommst, damit du eventuelle Wissenslücken auffüllen kannst. 🙂

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