„Dracula“ von Bram Stoker gehört zu den Klassikern, die ich als Teenager gelesen hatte. In letzter Zeit ist mir aufgefallen, wie viele Bücher ich damals ein Mal und dann nie wieder gelesen hatte – und bei wie vielen ich mich nicht mehr an Details erinnere. Als also Ariana schrieb, dass sie ein gutes „Dracula“-Hörbuch gehört hatte, dachte ich, dass das eine gute Gelegenheit wäre, um meine Erinnerung aufzufrischen. Zum Glück gab es genau diese Ausgabe in der Bibliothek, und so habe ich in den letzten Tagen einige Stunden mit Jonathan und Mina Harker, Lucy Westenra, ihren Verehrern Arthur Holmwood, Dr. John Seward und Quincey P. Morris sowie dem genialen Professor van Helsing verbracht.
Die Handlung an sich dürfte bekannt sein, darauf muss ich wohl nicht eingehen. Dafür sind mir immer wieder Kleinigkeiten aufgefallen, die ich überraschend naiv fand. So behauptet Lucy in einem Brief an Mina, dass sie schon zwanzig sei und noch nie einen Verehrer gehabt habe bis zu dem Tag, an dem sie gleich drei Heiratsanträge bekam. Und sehr schmunzeln musste ich bei all den Bluttransfusionen für Lucy, als diese erkrankt. Jeder verfügbare Mann wurde angezapft, um Lucy Blut zu spenden, während bei mir die Frage nach Blutgruppenübereinstimmungen durch den Kopf geisterte. Dass die Transfusion als „Operation“ bezeichnet wurde, sehe ich hingegen nur als ein Beispiel von vielen für die altmodische Ausdrucksweise, die mir bei diesem Klassiker immer wieder in Ohr gesprungen ist.
Ansonsten kann ich mich Ariana nur anschließen (und könnte es mir deutlich einfacher machen, wenn ich einfach ihre oben verlinkte Rezension zitieren würde 😉 ). Die Hörbuchversion der Deutschen Grammophon scheint sich an der Erstübersetzung des Romans zu orientieren, was zu einer sehr schönen Atmosphäre beiträgt. Obwohl der Text im Vergleich zum englischen Original gekürzt wurde, gibt es keine spürbaren Lücken oder Auslassungen in der Handlung. Hier und da wird die Lesung von Musik unterstützt, was in der Regel angenehm dezent vonstatten geht, abgesehen vom Anfang und Ende einer jeden CD, aber da kann ich das akzeptieren.
Doch der größte Pluspunkt besteht in der Auswahl der Sprecher. Die verschiedenen Tagebucheinträge und Briefe werden von unterschiedlichen Sprechern und Sprecherinnen vorgetragen, die allesamt ihre Arbeit sehr gut machen. Es ist wirklich sehr selten, dass ich an gar keinem Sprecher etwas zu meckern habe, aber hier ist das der Fall. Einzig der Hall, der bei einigen Gelegenheiten verwendet wird, um eine Veränderung anzuzeigen, hätte meiner Meinung nach weggelassen werden können. Aber da dieser Effekt nicht groß stört, hat mir „Dracula“ in dieser Variante wirklich Spaß gemacht!
Ich dachte zuerst, das wäre dieselbe Fassung, die ich als Hörbuch hatte, aber als ich bei Ariana die Sprecher nachgelesen habe, habe ich gesehen, dass ich doch eine andere hatte. Mir hat das (angeblich ungekürzte) Hörbuch mit den verschiedenen Sprechern aber auch gut gefallen.
Bei dieser Variante war ich von den Sprechern wirklich beeindruckt – normalerweise finde ich immer mindestens einen, an dem ich meckern könnte. 😉 Welche Version hast du?
Was das gekürzt/ungekürzt angeht: Auf meiner Version gab es keine Angaben dazu, online habe ich nur die Informationen gefunden, dass das Hörbuch auf der Erstübersetzung basiert – und das die im Vergleich zum englischen Original gekürzt wurde. Da frage ich mich dann schon, ob eine eventuelle ungekürzte Version alle Passagen des Originals beinhaltet oder sich auf die deutsche "Originalversion" bezieht oder … Aber auf der anderen Seite erwarte ich inzwischen gar nicht mehr, dass Verlage da befriedigende Angaben machen. *g*
Ach, das freut mich, dass dir das Hörbuch auch so gut gefallen hat! 😀
Jupp, das hat es und es war schön endlich wieder Zeit mit einem Hörbuch zu verbringen. 🙂
Da ich gerade auf der Suche nach neuen Hörbüchern bin, stöbere ich einfach mal durch deine Hörbuch-Kategorie 😉 An dieser Stelle viele Dank für diesen Tipp! "Dracula" habe ich damals quasi verschlungen und als Hörbuch ist es sicher auch spannend – gerade für die kommende Herbsttage. Allerdings werde ich mir wohl die englische Version gönnen 😉
@Atani: Sehr gern! Dann drücke ich dir die Daumen, dass du eine sehr gute englische Version erwischt. Das Hörvergnügen hängt ja auch immer sehr von der Qualität der Sprecher ab!