Über „Wie ein unsichtbares Band“ von Inés Garland bin ich bei Lettersalad gestolpert, die den Titel in ihrem Beitrag zu BuchSaitens Blogparade erwähnte. Sehr viel hatte sie nicht über den Inhalt verraten und so wusste ich bei der Ausleihe aus der Bibliothek nicht mehr als der Klappentext verrät. Mir fällt es auch schwer mehr über den Inhalt zu sagen, als dass man die Geschichte aus der Perspektive von Alma erzählt bekommt, die sich als Kind mit den Geschwistern Carmen und Marito anfreundet und später mehr für Marito empfindet als Freundschaft. Das alles wäre nicht so bemerkenswert, gäbe es nicht einen sehr großen gesellschaftlichen Unterschied zwischen Alma und ihren Freunden und würde ihre Freundschaft nicht in die Zeit der aufkommenden Militärdiktatur in Argentinien fallen. Jedes Mal, wenn ich (Jugend-)Bücher lese, die in Südamerika spielen, fällt mir auf wie eigen der Grundton dieser Geschichten ist. Dazu kommen in diesem Roman Almas Naivität und die erschütternden Ereignisse am Ende des Romans, die relativ wenig erklärt werden und gerade deshalb den Leser so lange beschäftigen.
„Wer Blut vergießt“ von Deborah Crombie – der 15. Roman rund um Duncan Kincaid und Gemma James, was bedeutet, dass ich diese Reihe seit zwanzig Jahren lese. Zwanzig Jahre, in denen ich die persönlichen Entwicklungen von Duncan und Gemma begleitet habe, zwanzig Jahre, in denen ich mich über die (leider nicht in jedem Jahr erscheinenden) Fortsetzungen gefreut habe. Deborah Crombie gehört für mich zu den wenigen Autoren, die ich automatisch kaufe. Wie schon alle anderen Bände zuvor bietet „Wer Blut vergießt“ einen gut geschriebenen, unterhaltsamen Kriminalroman mit realistisch wirkenden und interessanten Charakteren und wunderschöne Beschreibungen von London (und manchmal auch anderen britischen Gegenden). Ich glaube, dass man für eine solch atmosphärische und doch real wirkende Sicht auf ein Land vertraut genug mit der Region sein muss, um sich Daheim zu fühlen, und fremd genug, um noch die Besonderheiten und Details wahrnehmen zu können. Bei Deborah Crombie scheint es auf jeden Fall zu klappen. 😉 Was ich noch an ihren Geschichten mag, ist die Vielfalt an Themen. Bei anderen Autorinnen haben ich oft das Gefühl, dass sie sich irgendwann an einem Themengebiet festbeißen und dann drehen sich alle Fälle nur noch darum. Die Krimis rund um Duncan und Gemma hingegen bieten Abwechslung, was die Art des Mordes, das Motiv, die Umgebung und den Täter angeht und folgen häufig einem Hauptthema, sei es Poesie oder Musik oder der Rudersport, was mir persönlich immer wieder gut gefällt.
„Die Klinge von Namara“ von Kelly McCullough ist der zweite Band des Autors rund um Aral Königsmörder (Rezi zum ersten Teil könnt ihr hier finden: „Die zerborstene Klinge“). Mir hatte schon der Auftaktband sehr zugesagt, aber dieser Roman gefiel mir sogar noch besser. Aral ist immer noch Alkoholiker und muss stets der Versuchung, die die Flasche für ihn bedeutet, widerstehen, aber er ist nicht mehr diese hoffnungslose Figur, die an den Geschehnissen der Vergangenheit zerbrochen ist. Nach den Ereignissen in Band 1 weiß er, dass er immer noch der Gerechtigkeit dienen kann, auch wenn seine Göttin – und damit sein früherer Lebensinhalt – vernichtet wurde. So lässt er sich von seinem Finsterling Triss überreden zwei Frauen zu helfen, die in seiner Stammkneipe (ganz kann er es ja doch nicht sein lassen) von Elitesoldaten und ihren Steinhunden gestellt werden. Wieder bietet der Autor eine Mischung aus ein paar Actionszenen und vielen ruhigen Momenten, in denen Handlungen geplant oder in Ruhe (und mit der größtmöglichen Sicherheit) durchgeführt werden. Der Protagonist hat sich im Vergleich zum ersten Band deutlich entwickelt und ich mochte seinen immer mal wieder aufkeimenden Humor und seine weniger hoffnungslose Sicht auf sein Leben. Außerdem lässt Kelly McCullough den Leser mit „Die Klinge von Namara“ mal einen weiteren Blick auf seine Welt nehmen. Jetzt spielt nicht nur die asiatisch-angehauchte Stadt Tien eine Rolle, sondern man bekommt auch ein paar ungewöhnliche Aspekte der benachbarten Länder vorgestellt (auch wenn die eigentliche Handlung die Stadt nicht verlässt). Gerade die Idee von der Dyade, die aus einer Verschmelzung von einem magisch begabten Menschen und einem Krieger entsteht, wobei beide Körper (und Persönlichkeiten) erhalten bleiben, sich aber eine dritte übergeordnete Wesenheit bildet, die beide Ursprungspersönlichkeiten beherrschen und ihr gemeinsames Kräftepotential nutzen kann, finde ich faszinierend und sehr schön umgesetzt. Ich freu mich jetzt schon auf weitere Fortsetzungen dieser Reihe!
Oh, und da ich von der Übersetzung des ersten Bandes etwas irritiert war (siehe HIER): Auch dieser Teil wurde von Frauke Meier übersetzt und auch hier bin ich über einige Begriffe und Formulierungen gestolpert. So langsam würde ich doch gern mal das englische Original ausprobieren …
"Wie ein unsichtbares Band" steht auch auf meiner Wunschliste, seid ich eine Rezension dazu auf Fantasie und Träumerei gelesen habe. Jetzt nach deinem Leseeindruck habe ich noch mehr Lust, das Buch zu lesen.
Liebe Grüße 🙂
Mir hat es gereicht das Buch aus der Bibliothek auszuleihen. Es hallt in mir lange genug nach, um nicht so schnell noch einmal gelesen zu werden. 🙂