Auch Lynn Kurland ist mir von einer Freundin empfohlen worden (dieselbe, die mir schon „Resenting the Hero“ ans Herz gelegt hatte). Nachdem mir jahrelang voller Begeisterung von dieser Reihe vorgeschwärmt wurde, habe ich den ersten Band auf den Wunschzettel gesetzt, obwohl ich eigentlich kaum noch „klassische“ Fantasyromane lese. Auf dem SuB lag das Buch dann vor allem, weil das Cover voll von Lobpreisungen ist, die die Autorin für ihre romantischen Geschichten preisen – und damit war ich dann doch wieder etwas abgeschreckt. Nachdem ich den Roman aber am Wochenende aus dem Regal gezogen und gelesen habe, muss ich zugeben, dass der Titel zu Unrecht so lange aufs Lesen wartete (und die beiden folgenden Bände habe ich auch schon auf die Wunschliste gesetzt *seufz*).
„Star of the Morning“ wird vor allem aus den Perspektiven der Söldnerin Morgan und des Erzmagiers Miach erzählt. Doch zu Beginn lernt man erst einmal König Adhémar und seine Brüder kennen. Adhémar ist ein sehr von sich überzeugter junger Mann, der gern etwas mehr Abenteuer in seinem Leben hätte und der es fast bedauert, dass er mit Hilfe seines magischen Schwertes und seines Bruders Miach sämtliche Gefahren im Land innerhalb kürzester Zeit besiegt bekommt. Dummerweise stolpert er dann bei einem Patrouillenritt über ungewöhnliche Monster und verliert dabei seine Magie und die seines Schwertes. Ohne diese Magie könnte sein Königreich schnell zum Opfer des bösen Magiers Lothar werden – und so zieht Adhémar los, um eine Person zu finden, die das zweite magische Schwert des Reiches tragen und sein Königreich beschützen kann.
Die Handlung selbst setzt zwei Monate später ein. Zu diesem Zeitpunkt wird die Söldnerin Morgan von ihrem Ziehvater losgeschickt, um einen magischen Dolch zum König von Neroche zu bringen. Für Morgan beinhaltet dieser Auftrag zwei große Herausforderungen. Zum einen hasst die junge Frau alles, was irgendwie mit Magie zu tun hat, und so belastet die magische Waffe in ihrem Gepäck sie mehr als die Verantwortung, die sie damit übernommen hat. Zum anderen lebt sie auf einer Insel und muss diese für ihre Quest erst einmal mit einem Schiff verlassen – und sie ist alles andere als seefest … Zum Glück findet sie in drei Söldnerkollegen gute Reisegefährten und auch die zusätzlichen Mitglieder ihrer Reisegruppe entpuppen sich als irgendwie nützliche Begleiter (auch wenn zumindest einer davon in Morgans Augen ein aufgeblasener Wicht ist).
Auch der Erzmagier Miach macht sich zu diesem Zeitpunkt auf den Weg, da er schon seit zwei Monaten nichts von seinem Bruder Adhémar gehört hat. So schlimm es ist, dass König Adhémar seine Magie verloren hat, so wäre es noch schlimmer, wenn er auf der Suche nach dem richtigen Träger für das Schwert ums Leben kommen würde. Doch es ist selbst für einen der mächtigsten Magier des Landes nicht so einfach, einen einzelnen Mann zu finden, wenn dieser über keine Magie verfügt, die dem Suchenden den Weg weisen könnte. Diese Grundvoraussetzung lässt schon erahnen, dass die Handlung selbst von Lynn Kurland sehr linear und einfach gehalten wurde. Im Prinzip geht es nur um die Reise von Morgans Heimatinsel quer durch Neroche bis zur Burg von König Adhémar – und so viele Herausforderungen muss die kleine Reisegruppe auf dem Weg nicht bewältigen.
Dafür konzentriert sich die Autorin auf die Entwicklung der verschiedenen Charaktere und auf ihre Beziehungen zueinander. So entspinnt sich auch eine leise, nachvollziehbare und wirklich hübsche Liebesgeschichte zwischen Morgan und einem ihrer Begleiter, die einiges an Raum einnimmt, ohne dass sie die – meinem Gefühl nach – wichtigeren Punkte überlagert. Denn vor allem geht es in der Geschichte um die kleinen Szenen, in denen Morgan, die eine Waise ist, mehr über sich herausfindet und lernt, dass Magie nicht immer grundsätzlich schlecht ist. Es geht darum, dass Adhémar mal mit einer Gruppe von Personen zusammenkommt, die nicht weiß, dass er der König ist und ihn spüren lässt, dass er sich in der Regel wie ein Idiot benimmt, und es geht darum, dass Miach herausfinden muss, warum seine magischen Schutzschilde durchlässiger werden und was die Lösung für die Probleme seines Bruders sein könnte, und nicht zuletzt geht es um Freundschaft und Vertrauen.
Ich mochte es, dass die ganze Geschichte so ruhig erzählt wurde, und ich mochte den Humor von Lynn Kurland, der mich dazu brachte, dass ich regelmäßig kichernd mit meinem Buch dasaß. Sehr viele Elemente in der Handlung sind vorhersehbar, die Welt ist nicht gerade detailliert ausgearbeitet (obwohl es andererseits bei den kleinen Dingen überraschend viele stimmige und realistische Elemente gibt) und gerade Morgan ist regelmäßig ziemlich begriffsstutzig. Aber all das war mir bei diesem Roman egal, weil ich die Dialoge und viele kleine Szenen so mochte und es mir gefallen hat, wie die Figuren miteinander umgehen. Ich habe mich beim Lesen so wohl gefühlt und hatte so viel Spaß, dass ich die möglichen Kritikpunkte an dieser Geschichte gar nicht sehen wollte. 😉