„Saranormal – Die Geisterstadt“ von Phoebe Rivers war mir im Verlagskatalog ins Auge gefallen. Die Inhaltsangabe klang nett und zur Abwechslung lese ich ja gern Kinderbücher. Leider hat mir „Saranormal“ nicht ganz so gut gefallen wie erhofft. Die Geschichte beginnt eigentlich ganz vielversprechend, während man Sara und ihren Vater auf dem Weg in eine neue Stadt begleitet. Da der Vater einen neuen Job angenommen hat, ziehen die beiden von Kalifornien nach New Jersey. Saras Mutter ist schon vor langer Zeit gestorben, das Mädchen hat sie eigentlich nie richtig kennengelernt.
Schon auf den ersten Seiten erzählt Sara, wie sie mit vier Jahren zum ersten Mal Geister gesehen hat, als sie im Kindergarten draußen spielte und wie sehr es sie verstörte, dass niemand sonst die beiden Mädchen auf dem Spielplatz wahrnehmen konnte. Im Laufe der Zeit hat Saras Fähigkeit dafür gesorgt, dass sie zu einem sehr zurückhaltenden und unsicherem Mädchen wurde. Auch ihrem Vater hat sie nie von den Geistern erzählt, die sie sehen kann, auch wenn sie weiß, dass ihn ihre regelmäßigen Albträume beunruhigen – ebenso wie die Tatsache, dass sie keine gleichaltrigen Freunde hat.
War Sara von Anfang an schon über den Umzug unglücklich, so ist sie geradezu verstört, als sie feststellen muss, dass ihre neue Heimatstadt geradezu von Geistern wimmelt. Dazu kommt noch, dass ihre neue Vermieterin „Lady Azura“ eine Wahrsagerin ist und es kaum einen Raum in ihrem Haus gibt, der nicht von einem Geist bewohnt wird – und auf solche Mitbewohner ist Sara wirklich nicht scharf. Umso mehr freut sie sich aber, dass sich das Nachbarmädchen Lily mit ihr anfreunden will und auch bereit ist über Saras immer mal wieder seltsames Verhalten hinweg zu sehen.
Diese Vorstellung von Sara, ihrem Leben und ihrem Verhältnis zu ihrem Vater nimmt einiges an Raum ein in dem Roman. Ebenso nimmt sich die Autorin viel Zeit für die Beschreibungen, die sich um die Stadt, den Pier und all seinen Geschäften, die neue Wohnung und all die Leuten, die Sara kennenlernt, drehen. Das ist alles sehr unterhaltsam zu lesen. Auch mag ich die Atmosphäre in diesem Buch, die mal unheimlich (wenn es um die Geister geht), mal sommerlich-leicht (wenn es um den Pier und Saras neue Freundin Lily geht) gehalten ist.
Allerdings gelingt es Phoebe Rivers nicht, einen runden Ausklang für die Geschichte zu finden. Sie baut wunderbar Spannung auf, in dem sie einen bestimmten Geist auftauchen und mit Sara kommunizieren lässt. Es ist ganz klar, dass etwas Schlimmes passieren wird, wenn Sara nicht herausfindet, wovor der Geist sie warnt. Auch der Zwiespalt, in dem Sara steckt, die auf der einen Seite diese Warnungen nicht überhören kann, aber auf der anderen Seite ein ganz normales Leben führen möchte, wird schön dargestellt.
Aber am Ende löst sich die Gefahr für meinen Geschmack viel zu schnell auf und all die aufgebaute Spannung verpufft einfach. Ich kann gut damit leben, dass nichts Dramatisches passiert. Es dreht sich bei „Saranormal – Die Geisterstadt“ immerhin um ein Kinderbuch und da finde ich ein Happy End mehr als angebracht. Aber trotzdem hätte mir etwas „Action“ am Ende der Geschichte besser gefallen. Eine kleine Wendung hätte gereicht, um die Handlung befriedigend zum Abschluss zu bringen, aber genau die hat gefehlt. So habe ich gerade mal einen Tag, nachdem ich das Buch gelesen habe, schon das Gefühl, dass die Erinnerung an die Geschichte verblasst und dass von „Saranormal“ nichts zurückbleibt – und das finde ich bei der schönen Grundidee wirklich schade.
Ok, abgesehen von der Umsetzung sagt mir auch der Inhalt nicht so wirklich zu. Da werde ich es lieber lassen – aber danke fürs lesen! 😉
Gern geschehen – ich hatte das ja eh vor. *g*
Offenbar perfekt, um es aus der Bibliothek auszuleihen 🙂 Mal sehen, ob unsere Bibliothek es irgendwann anschafft. Denn so ganz schlecht klingt es nicht, und Kinderbücher mit Geistern mag ich ja sowieso… (werde mich in dieser Hinsicht aber zunächst der Gilda Joyce-Reihe widmen, die heute bei mir angekommen ist :-)).
@Kiya: Auf jeden Fall kein Kauf nötig! Wenn das Ende etwas anders gelaufen wäre, hätte ich es nett gefunden, aber im Gegensatz zu z.B. Olive bleibt trotz der Atmosphäre wirklich nicht viel hängen.