Auf der Homepage der Autorin wird „Fire and Heist“ als „Ocean’s Eleven… with were-dragons“ beschrieben, und das reichte mir, um neugierig auf den Titel zu werden. „Fire and Heist“ ist für mich der erste Roman von Sarah Beth Durst, und auch wenn ich definitiv älter bin als die jugendliche Zielgruppe, mochte ich die Geschichte und den Erzählton sehr und habe nach dem Lesen gleich noch ein paar weitere Bücher der Autorin auf die Merkliste gesetzt. Die Handlung wird aus der Sicht der sechzehnjährigen Sky Hawkins erzählt, deren Familie in den vergangenen Wochen eine harte Zeit erlebte. Sky lebt in einer Welt, die theoretisch der unseren entspricht, nur dass neben den Menschen auch Wyvern (oder Wer-Drachen) leben. Ihre Existenz ist nicht nur seit Jahrhunderten bekannt, die Wyvern nehmen auch einen Promi-Status ein, der nicht nur darauf basiert, dass jede Wyvern-Familie sehr, sehr reich ist.
Auch Sky gehört zu den Wyvern, doch der Reichtum ihrer Familie hat sich vor einem Monat deutlich reduziert, nachdem sie dafür bestraft wurden, dass Skys Mutter Anabeth in die Schatzkammer einer anderen Wyvern-Familie einbrach. Dass Wyvern einander bestehlen, ist ganz normal, und der erste Diebstahl signalisiert in ihrer – von Gold besessenen – Gesellschaft das Erwachsenwerden eines Wyvern. Anabeths Vergehen bestand also vor allem darin, dass sie sich hatte erwischen lassen – und da sie seit diesem Einbruch spurlos verschwunden ist, kann Sky sie nicht einmal fragen, was ihre Mutter sich bei ihrem Vorhaben überhaupt gedacht hatte. Stattdessen muss Sky gleichzeitig mit dem Verlust ihrer Mutter, der Ächtung innerhalb der Wyvern-Gesellschaft, dem Ende ihrer Beziehung zu ihrem Freund Ryan und dem verschlossenen Verhalten ihrer Familie fertig werden. Doch Sky ist niemand, der solch eine Situation einfach hinnimmt (zumindest nicht, nachdem sie sich einen Monat Trauer- und Erholungszeit gegönnt hat), weshalb sie beschließt, dass sie als ihren ersten Coup einen Einbruch plant, der sie in genau dieselbe Schatzkammer bringt, in der ihre Mutter erwischt wurde.
Ich mochte die Protagonistin Sky sehr, und ich mochte es, dass ihre ganze Erziehung sie nicht nur dafür qualifiziert, einen Einbruch zu begehen, sondern dass das auch ihr erster Gedanke war, um alles wieder „in Ordnung“ zu bringen, was durch das Verhalten ihrer Mutter kaputtgegangen ist. Aber noch mehr mochte ich, dass Sky von Anfang an klar ist, dass sie alleine so einen Einbruch niemals erfolgreich durchziehen kann und dass sie eine Crew benötigt. Das Zusammenspiel zwischen Sky und den anderen Personen, die ihr bei ihrem Vorhaben helfen, ist wirklich wunderbar. Nicht allen von ihnen kann sie wirklich vertrauen, und doch sind die gemeinsamen Szenen von einem Gefühl der Kameradschaft durchzogen, weil alle wissen, dass sie einander und ihre jeweils besonderen Fähigkeiten benötigen, um heil aus der Sache rauszukommen. Auch die Momente, die man mit Sky und ihrer Familie verfolgen kann, sind wunderbar. Obwohl Sky sich von ihrem Vater und ihren Brüdern im Stich gelassen fühlt, wird deutlich, dass sie sich eigentlich sehr nahe stehen und füreinander da sein wollen – auch wenn sie gerade nicht so recht wissen, wie sie mit ihren eigenen Gefühlen umgehen sollen.
„Fire and Heist“ war für mich ein amüsantes Wohlfühlbuch, das ich kaum aus der Hand legen mochte, weil ich mich immer fragte, was wohl als Nächstes passiert oder wie Sky wohl (mehr oder weniger) heil aus einer Situation wieder herauskommt. Mein einziger Kritikpunkt wäre, dass die große und überraschende Entdeckung, die Sky bei ihrem Einbruch macht, recht vorhersehbar war, aber das trübte die Handlung für mich nicht, weil ich beim Lesen erst voller Vorfreude auf diesen Moment war und dann so damit beschäftigt war herauszufinden, welche Folgen dies nun für die Protagonistin und ihre Familie haben wird. Alles in allem hat mir dieses Buch wirklich rundum Spaß gemacht, und ich habe sogar die Momente genossen, die sich um Skys und Ryans Beziehung drehten – und wer mich kennt, weiß, wie selten es ist, dass eine Liebesgeschichte in meinen fantastischen Jugendbüchern vor meinen Augen Gnade findet. 😉
Außerdem habe ich bei der Suche nach anderen Titeln der Autorin gesehen, dass eine Übersetzung von „Fire and Heist“ Ende April auf Deutsch erscheinen wird. Wer also nun Lust bekommen hat, diese Geschichte zu lesen, und sich nicht mit (relativ einfachem) Englisch abmühen will, muss nur noch ein paar Wochen auf „Feuer und Gold“ warten.