SuB-trahiert (5): April

Im Moment macht es mir richtig Spaß den SuB zu dezimieren, obwohl mich im März meine englischen Bücher doch noch etwas mehr gelockt haben als der deutsche Alt-SuB. Auch wenn ich fürchte, dass ich in absehbarer Zeit an einem Punkt angelangt sein werde, an dem ich nur noch Bücher im SuB habe, die mich nicht so sehr reizen, finde ich aktuell noch genügend Titel, bei denen ich mich frage, warum ich sie nicht früher (aus-)gelesen habe. Und die anderen werden nach einem gründlichen Anlesen eben einfach aussortiert …

1. Chris Marten: Hydra


Obwohl ich Ende März/Anfang April eigentlich eine ausgeprägte Fantasy-Phase hatte (kein Wunder, nach all den Krimis zum Jahresanfang), habe ich doch als erstes beim SuB-trahieren zu „Hydra“ gegriffen. Wenn ich mich richtig erinnere, dann war das so eine Klappentextanschaffung, die mich dann doch nicht gleich zum Lesen verlockt hat. Und nach knapp 100 Seiten habe ich dann beschlossen, dass ich das Buch abbreche und aussortiere. Das Atmosphärischste an der Geschichte war die Anfangsszene (die einen Anschlag im Irak beschreibt), danach hüpfte die Handlung von Figur zu Figur und keine fand ich besonders reizvoll. Richtig schlimm fand ich hingegen, dass einige Charaktere mit einer – gefühlt endlosen – Nabelschau eingeführt wurden. Zum Teil fehlten bei den detaillierten „das wird sie gleich frühstücken und dabei schaut sie auf diese Pflanzen“-Beschreibungen nur die Grammangaben und der beiliegende Gartenplan, um die Bestandsaufnahme zu vervollständigen. Dazu diverse Zitate – sei es von Zsa Zsa Gabor, Friedrich Schiller, Anspielungen auf Kafka usw. -, die oft unpassend eingesetzt waren. Also nicht im falschen Zusammenhang, aber nicht gerade zu dem Charakter passend, der dieses Zitat gerade dachte. Das war mir alles einfach zu gewollt!

2. Karola Hagemann und Ilka Stitz: Jung stirbt, wen die Götter lieben

Eine Zeitlang habe ich in jeden Grafit-Titel, der mir in die Finger kam, einen Blick geworfen, weil mir das Verlagsprogramm grundsätzlich sehr zusagte. „Jung stirbt, wen die Götter lieben“ ist ein Überbleibsel aus dieser Zeit und wurde im April nach einem kurzen Anlesen von mir aussortiert. Erst einmal ist die Geschichte der zweite Teil rund um den jungen Römer Quintilianus, was zu – für mich unverständlichen – Anspielungen auf die vorhergehenden Ereignissen zu Beginn der Geschichte führte, dann wurde ich mit der Hauptfigur nicht warm (so ein Jammerlappen!) und dazu kam noch, dass ich gern einmal das Wort „Germane“ ohne den Zusatz „blond“ gelesen hätte. Mir zu viele Klischees auf den ersten Seiten eines Buchs, das in diesem Jahrtausend geschrieben wurde. (Und ja, ich war etwas ungnädig, nachdem ich mich am selben Tag schon über „Hydra“ geärgert hatte.)

3. Thomas Thiemeyer: Nebra

Lustigerweise habe ich das Buch lange vor den „Chroniken der Weltensucher“ angeschafft – und dann doch nie gelesen, obwohl ich die Jugendbücher des Autors unterhaltsam fand. Am Karfreitag gab es dann doch endlich mal einen Versuch mit diesem Roman, der prompt zum Abbruch führte. Den Prolog fand ich schlecht geschrieben (Beschreibungen, die ich eher peinlich als atmosphärisch fand, und unbeholfene Formulierungen, um die Namen der Beteiligten nicht nennen zu müssen), die ersten Seiten der aktuellen Handlung sorgten dafür, dass ich von der Protagonistin genervt war und das Gefühl hatte, dass der Autor Infodumping betrieb, damit der Leser das von ihm recherchierte (archäologische) Wissen auch irgendwie präsentiert bekommt. Dafür habe ich einfach keine Geduld aufbringen können.

4. Christoph Marzi: Lyra

Das Buch hatte ich bei Erscheinen vorgemerkt, weil ich mich von diversen Marzi-Fans hatte anstecken lassen. Wenig später musste ich feststellen, dass ein anderer Roman („Heaven – Stadt der Feen“) des Autors nicht meinen Geschmack getroffen hat. Zu viele blumige und übertriebene Beschreibungen, die bei mir jede aufkeimende Atmosphäre unter Endlos-Sätzen, Adjektiven und verqueren Vergleichen erstickten. Trotzdem wollte ich dem Autor noch eine zweite Chance gönnen, da ich die Grundidee von „Heaven“ eigentlich nett fand, musste aber feststellen, dass gerade der Anfang von „Lyra“ genau in diesem übertriebenen Stil geschrieben wurde, um das aktuelle Drama im Leben der Hauptfigur zu verdeutlichen. Tja, und dann habe ich mich dabei ertappt, dass ich sämtliche Satzteile, die das Ganze aufblähten, nur noch aus dem Text streichen wollte, und meinem Mann ständig Passagen vorlas, die mich ärgerten, und habe dann – zu seiner großen Erleichterung – beschlossen, dass ich meine Zeit mit einem anderen Buch verbringen sollte.

5. Victoria Schlederer: Des Teufels Maskerade

Und das ist das oben erwähnte „andere Buch“, mit dem ich dann doch noch den Rest des Karfreitags (und Ostersamstag und -sonntag) verbracht habe. Nachdem ich den Heyne-Wettbewerb, dessen Gewinnerin Victoria Schlederer war, damals so gespannt verfolgt hatte, wollte ich den Siegertitel unbedingt lesen. Tja, und dann gab es zu viele Rezensionen auf einmal, in denen auch noch eine anspruchsvolle Schreibweise angemerkt wurde, und der Roman landete erst einmal auf dem SuB. Anspruchsvoll fand ich die Schreibweise beim Lesen nicht, insgesamt hat mir die Geschichte rund um Dejan, Lysander und Mirko gut gefallen. Ich mochte die Zeit, in der die Handlung spielt (1909), die Schauplätze (Prag/Wien), die Figuren und die Art und Weise wie die Autorin in eine „normale“ Welt übernatürliche Elemente mischt. Aber ich habe die Geschichte recht distanziert wahrgenommen und hatte kein Problem das Buch zwischendurch ruhen zu lassen, um andere Dinge zu tun, weil ich emotional nicht gepackt wurde. (Mehr zu dem Buch gab es in meinem Lese-Tag-Post vom Ostersonntag.)

6. Siri Lindberg: Nachtlilien

Ich mochte die ersten Bücher (die „Kampf um Daresh“-Trilogie), die ich von Sylvia Englert/Katja Brandis/Siri Lindberg gelesen habe, sehr gern und halte seitdem immer wieder die Augen nach Romanen von der Autorin auf. Als sie also „Nachtlilien“ veröffentlichte, wollte ich das Buch unbedingt lesen, obwohl ich etwas skeptisch war, da der Klappentext eine romantische Fantasygeschichte verspricht. Das war dann wohl auch der Grund, warum das Buch so lange auf dem SuB liegen blieb. Bei einem ersten Anlesen hat mich der Roman nicht so recht überzeugt, beim zweiten Versuch einige Tage später hatte ich immer noch keine Lust die Geschichte weiter zu verfolgen und somit wurde auch dieses Buch abgebrochen.

7. Brendan Halpin: I can see clearly now

„Song about you“ von dem Autor hatte ich als „unterhaltsam“ im Hinterkopf und ich mag diese Flower-Power-Cover irgendwie. Es hätte mich aber abschrecken sollen, dass ich ein paar Jahre nach dem Lesen absolut keine Erinnerungen mehr an den anderen Roman von Brendan Halpin hatte. Und so ist das Fazit zu „I can see clearly now“ ganz simpel: Kann man lesen, muss man aber definitiv nicht! (Und es wäre schön mal ein Buch über Musik/Musiker/Musikliebhaber zu lesen, ohne dass ständig alle Drogen nehmen, Sex haben oder gern Sex hätten.)

8. Michael Rothballer: Tausendsturm (Vermächtnis der Schwerter 1)

Das Buch hatte ich vor Jahren schon mal angefangen, als ich mitten im Umzugs- und Renovierungsstress war – und das war eindeutig nicht die richtige Zeit für diesen umfangreichen Roman. Als ich damals dann noch über eine Figur stolperte, die ich nicht leiden konnte, hatte ich das Lesen erst einmal abgebrochen. Bei meinem zweiten Versuch im April kam ich dann doch relativ schnell wieder in die Geschichte rein und habe das Buch im Prinzip in einem Zug durchgelesen. „Tausendsturm“ ist eine klassische High-Fantasy-Geschichte inklusive „Zitat aus einem kirchlich-historischem Werk zur Entstehung der Welt“-Prolog, einem Dieb mit großem Herzen, einem Krieger von zweifelhafter Herkunft und seinem charismatischen Bruder, der sich als verlorengegangener Thronerbe entpuppt. Da der Thron aber von einem Übergangskönig besetzt wird, der nicht bereit ist abzudanken, und die Brüder nicht gut miteinander auskommen, gibt es einiges an Konfliktpotenial, das auf die übliche Art und Weise genutzt wird. Der Roman hat sich gut lesen lassen, es gab ein paar atmosphärische Beschreibungen (z.B. von einer Eisenmine, in der ein brutaler Schläger über alle anderen Sklaven herrscht) und ein paar nette Ideen. Ich glaube nicht, dass ich die Reihe langfristig behalten werde, aber es war jetzt auch keine Zeitverschwendung den Band gelesen zu haben.

9. Michael Rothballer: Feuerzwinger (Das Vermächtnis der Schwerter 2)
10. Michael Rothballer: Götterschild (Das Vermächtnis der Schwerter 3)

Da ich gerade so schön in der Reihe drin war, habe ich gleich auch noch den zweiten und den dritten Band vom SuB befreit und gelesen. Große Qualitätsunterschiede habe ich bei den drei Teilen der Reihe nicht bemerkt – was immerhin auch bedeutet, dass der zweite Band jetzt nicht so viel schlechter war als die anderen, etwas, das man bei einer Trilogie ja nicht unbedingt erwarten darf. Es bleibt bei nett und unterhaltsam, auch wenn die Serie das Genre nicht gerade neu erfindet.

8 Kommentare

  1. Da hattest du ja großteils nicht so viel Glück mit den Büchern, aber gut, dass sich dann doch noch das eine oder andere unterhaltsame dazwischen versteckt hat.
    Zu "Nebra" kann ich nur sagen, dass es eine gute Entscheidung war, das Buch abzubrechen – es wird nicht besser. Du kannst hier (ganz unten) meine Kurzrezension dazu lesen – dass ich einem Buch nur 1 Stern gebe, kommt wirklich selten vor: http://neyasha.blogspot.co.at/2011/01/steampunk-ein-phantastisches.html
    Das einzige, was dir entgangen ist, war eine sagenhaft schlecht geschriebene (und dadurch schon wieder amüsante) Sexszene. Ich hatte die im Zug gehört und musste laut loslachen, was mir ziemlich seltsame Blicke von meinen Mitreisenden eingebracht hat. 😉

  2. Die Hälfte der Bücher hat sich ganz gut lesen lassen, den Rest habe ich einfach abgebrochen – so fand ich es nicht schlimm, dass sich der eine oder andere Fehlgriff im Alt-SuB versteckt. 😉

    Gut zu lesen, dass es bei "Nebra" nicht allein an mir lag, dass ich mit der Geschichte und der Protagonistin nichts anfangen konnte. Auf eine schlecht geschriebene Sexszene kann ich verzichten (bei vielen Bücher überblättere ich ja sogar gut geschriebene Sexszenen 😉 ) und auch sonst klingt deine Rezension nicht, als ob ich irgendwas verpasst hätte. *g* Deine Mitreisenden waren bestimmt nur neidisch, weil du dich während der Fahrt so gut amüsiert hast. 😉

  3. BücherFähe

    Da hast du im April aber gut SuB-trahiert. Nach deinem Oster-Lesewochenende habe ich mir das aber auch schon gedacht. 😉

    Ich schätze mal, bei „Nebra" soll es um die Himmelsscheibe gehen? Eigentlich ein interessantes Thema, aber wenn es nicht gut umgesetzt ist, nützt ja alles nichts.
    Vielleicht hätte dir „Jung stirbt, wen die Götter lieben" ja besser gefallen, wenn du den ersten Teil gekannt hättest? Die Klischees wären da zwar nicht verschwunden, aber immerhin wäre der Einstieg ins Buch bestimmt besser gelungen, könnte ich mir vorstellen.

  4. @BücherFähe: Wobei ich immerhin die anderen Bücher gelesen und nicht nur aussortiert habe! 😀

    Jupp, es geht um die Himmelsscheibe. Deswegen habe ich mich überhaupt für das Buch interessiert, aber es konnte mich wirklich nicht packen – obwohl ich weiß, dass Thiemeyer häufig etwas "trashig" schreibt. Bei seinen Jugendbüchern stört es mich nicht so sehr, hier hat es mich wahnsinnig gemacht.

    Vielleicht hätte die Kenntnis des ersten Teils geholfen, aber der zweite Teil hat mich jetzt nicht so sehr neugierig gemacht, dass ich mir den Auftaktband hätte besorgen wollen, um zu schauen, ob er mir besser gefällt.

  5. Natira

    Ein erfolgreiches SuB-trahiert war das auf jeden Fall, und es geht ja halt auch darum, Bücher, die einen nerven oder einen nicht überzeugen, …freizugeben.

  6. @Natira: Ich finde es auch wirklich befriedigend. Selbst die Bücher, die aussortiert werden, haben schließlich ihre Chance von mir bekommen. 🙂

  7. Mit Christoph Marzi stehe ich auch auf Kriegsfuß. Ich glaube, ich habe Lycidas mal begonnen (oder sogar ganz gelesen?) und nee, das war nix für mich. 😉

    Ansonsten gratuliere ich recht artig zum erfolgreichen Sub-trahieren!

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