Auch „Im Schatten des Todes“ von Elizabeth Peters (Pseudonym von Barbara Mertz) habe ich im Rahmen der Hörbuch-Challenge gehört und dabei das Wiedersehen mit langvertrauten Figuren genossen. Die Romane der Autorin rund um Amelia Peabody, ihre Familie und ihre Freunde haben ich vor lange Zeit für mich entdeckt und gerade die ersten Bände immer wieder gelesen, auch wenn ich die Reihe in den letzten Jahren etwas aus den Augen verloren habe. „Im Schatten des Todes“ ist der erste Band rund um Amelia Peabody und die Geschichte wurde für die Hörbuchumsetzung gekürzt, ohne dass ich das Gefühl hatte wirklich relevante Passagen zu verpassen.
Amelia (die ich übrigens auch schon länger als eine Kandidatin für mein Figurenkabinett im Hinterkopf habe) ist zu Beginn der Geschichte 32 Jahre alt. In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts ist sie damit definitiv eine alte Jungfer und nachdem ihr Vater stirbt und ihr sein – überraschend großes – Vermögen vermacht, beschließt sie, dass sie auf Reisen gehen möchte. Ihr Vater hat sich als Wissenschaftler mit diversen fremden Kulturen beschäftigt und auch ihre eigene Neigung zum Lernen immer gefördert. Amelias erstes Ziel soll Ägypten sein, da sie sich sehr für Archäologie interessiert. Bei einem Zwischenstop in Rom sammelt Amelia – die inzwischen ihre Reisebegleiterin aufgrund gesundheitlicher Probleme verloren hat – die junge Evelyn Barton-Forbes auf, eine von ihrer Familie verstoßene Adelige, mit der sie sich schnell anfreundet.
Endlich in Kairo angekommen erkundet Amelia nicht nur jede erreichbare Pyramide, sondern erlebt auch die eine oder andere ungewöhnliche Begebenheit. Außerdem lernen sie und Evelyn die Brüder Emerson kennen, zwei britische Archäologen, die auf dem Weg zu einer Ausgrabung sind. Und da Evelyn auf den ersten Blick Interesse an Walter Emerson entwickelt hat, sieht es Amelia als ihre Pflicht an für ein Wiedersehen zwischen den beiden zu sorgen – vor allem, da es ihr die Möglichkeit geben wird, einmal ihre Nase in eine Ausgrabung zu stecken.
Wie es sich für einen gemütlichen Kriminalroman gehört, setzt Elizabeth Peters bei ihrer Amelia-Peabody-Reihe vor allem auf die Gestaltung und Entwicklung der Figuren und so ist es kein Wunder, dass man als Hörer recht schnell dahinter kommt, welche Person und welche Motive hinter den seltsamen Vorfällen in Kairo und später an der Ausgrabungsstätte stecken. Aber das schadet nichts, da die verschiedenen Charaktere so angenehm individuell und liebenswert gestaltet wurde. Amelia ist eine energische Frau mit entschiedenen Ansichten, die ganz zufrieden damit ist eine „finanziell unabhängige alte Jungfer“ zu sein. Wenn sie das Gefühl hat, sie hätte Recht, dann setzt sie ihren Kopf gegen alle Widerstände durch. Evelyn hingegen ist deutlich sanfter und diplomatischer – was auch ganz gut ist, denn sonst wäre sie nicht in der Lage Amelia immer wieder in ihrem Tun zu zügeln oder daran zu hindern sich mit dem älteren Emerson anzulegen.
Ich mag die Figuren einfach, ich mag den Humor der Serie und ich finde die Details über die Ausgrabungen zu dieser Zeit wirklich interessant (wenn auch zum Teil erschütternd, wenn man bedenkt wie viel bei diesen oft wenig wissenschaftlichen Aktionen zerstört wurde), und dass die Autorin selber Archäologin ist, gibt diesen Passagen eine Authentizität, die ich sehr reizvoll finde. So habe ich auch beim Hören des Hörbuchs zum wiederholten Mal die Handlung genießen können, während die Sprecherin Dagmar Heller durch ihre Stimme und Betonung der ganzen Geschichte eine ungewohnten Nuance zufügte.
Grundsätzlich muss ich sagen, dass die Sprecherin ihre Sache sehr gut gemacht hat. Sie hat jeder Figur eine individuelle Note verliehen, ohne dabei zu übertreiben, und ihre Lesung schön facettenreich gehalten. Auch fand ich ihre Stimme passend für Amelia, aus deren Perspektive das Ganze erzählt wird, und die mit ihren über 30 Jahren auch eine „erwachsene“ und manchmal etwas herrisch wirkende Stimme benötigte. Die Tonqualität war auch gut, auf die Länge der Tracks habe ich dieses Mal nicht geachtet, weil ich das Hörbuch immer gleich mehrere Stunden am Stück gehört habe. Insgesamt war es sehr schön auf diese Weise ein Wiedersehen mit Amelia und den anderen genießen zu können.