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Carola Dunn: Manna from Hades (Cornish Mystery 1)

Nachdem ich einige der „Miss Daisy“-Romane von Carola Dunn (da muss ich mir unbedingt noch weitere Bände besorgen) mit so viel Vergnügen gelesen habe, habe ich in diesem Monat den ersten Versuch mit ihren „Cornish Mysteries“ gestartet. Diese Geschichten spielen nicht in den 1920er Jahren, sondern in den 60ern in einem kleinen (fiktiven) Ort in Cornwall. Protagonistin ist die schon ältere Eleanor Trewynn, dazu werden einige Kapitel aus der Perspektive ihrer Nichte Megan Pencarrow erzählt, die als einer der ersten weiblichen Polizisten in Cornwall arbeitet.

Eleanor Trewynn hat ihr Leben lang gemeinsam mit ihrem Mann Peter im Ausland für eine gemeinnützige Organisation gearbeitet, doch nach Peters Tod ist sie nach Cornwall zurückgekehrt, hat ein kleines Haus gekauft und einen Geschäft aufgemacht, in dem Gebrauchtwaren für einen guten Zweck verkauft werden. Gemeinsam mit ihrer Hündin Teazle führt sie ein relativ ruhiges, aber nicht langweiliges Leben, organisiert Spenden für das Geschäft, übt regelmäßig für ihre Gesundheit Aikido und verbringt Zeit mit ihren Freunden und Nachbarn. Doch dann findet sie eines Morgens eine Leiche im Lager des Geschäfts: Ein junger Mann, der eindeutig ermordet wurde und den keiner je zuvor im Ort gesehen hat.

Mir gefällt es sehr, dass Eleanor sich nicht als Ermittlerin betätigt, sondern die Suche nach dem Mörder der Polizei (darunter auch ihre Nichte Megan) überlässt. Natürlich trägt sie trotzdem ihren Teil zur Lösung des Falles bei, indem sie als Zeugin von Dingen berichtet, die sie gesehen hat oder die ihr aufgefallen sind. Dabei gibt es immer wieder amüsante Szenen, in denen Eleanor und Detective Inspector Scumble aneinandergeraten, weil der Polizist klare und strukturierte Aussagen erwartet, während Eleanor sich von seiner Art Fragen zu stellen aus dem Tritt gebracht fühlt und nicht alle Informationen auf die Reihe bekommt, die sie ihm eigentlich mitteilen wollte.

Ich mag es, wie Carola Dunn Eleanor dargestellt hat. Sie ist eine patente Frau, deren Prioritäten und Ansichten sich durch die lange Zeit im Ausland von denen ihrer Nachbarn häufig unterscheiden. Während sie auf der einen Seite auf viele Personen etwas tüdelig wirkt, weil sie zum Beispiel nie weiß, wo sich ihre Schlüssel befinden oder weil sie mal wieder vergessen hat ihr Auto oder ihre Wohnung abzuschließen, bekommt man als Leser mit, dass Eleanor einfach nur andere Dinge deutlich wichtiger findet und sich lieber darauf konzentriert. So ist sie vielleicht nicht so effizient wie es sich der Inspektor wünscht oder so energisch wie die Pfarrersfrau, aber dafür ist es für den Leser immer wieder nett ihre Gedankengänge zu verfolgen und ihre Ansichten zum Verhalten verschiedener Personen nachzuvollziehen.

Der Fall an sich ist – wie so oft bei den Cozies – jetzt nicht so komplex, bietet der Autorin aber viele Gelegenheiten die 60er Jahre darzustellen (inklusive junger Hausbesetzer) oder die wunderschönen Landschaften von Cornwall zu beschreiben. Dabei artet das Ganze nicht in endlose atmosphärische Absätze aus, sondern wird angenehm in die Handlung eingebettet. Im Vergleich zu den „Miss Daisy“-Romanen fand ich „Manna from Hades“ ruhiger, da Eleanor zwar eine aktive, aber eben auch nicht mehr ganz junge Frau ist, die ein normalerweise ruhiges Leben auf dem Land führt. Mir persönlich hat diese Ruhe sehr gut getan und ich habe den Roman als kleinen „Urlaubsersatz“ empfunden. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass diese Ruhe und die nicht so wahnsinnig spannende Handlung – trotz des wunderbaren Humors – dem einen oder anderen zu langweilig wird.

Carola Dunn: Miss Daisy und die tote Sopranistin

Nachdem Irina vor einiger Zeit Cozy-Krimis für sich entdeckt hatte, hatte sie mich gefragt, ob ich die „Miss Daisy”-Reihe von Carola Dunn kennen würde. Kannte ich nicht, aber da ich im Bibliothekskatalog ein paar Titel fand, dachte ich, ich sollte diese Wissenslücke mal schließen. Nun allerdings ärgere ich mich, dass ich die Serie nicht ungefähr zehn Jahr früher für mich entdeckt habe, denn als deutsche Ausgaben sind die Bücher regulär über den Handel nicht mehr zu bekommen. In den letzten Wochen habe ich den zweiten („Miss Daisy und der Tod im Wintergarten“) und sechsten („Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser“) und  gestern den dritten Teil („Miss Daisy und die tote Sopranistin“) der Serie gelesen und kann so immerhin sagen, dass man die Geschichten unabhängig von der Reihenfolge genießen kann.

„Miss Daisy und die tote Sopranistin“ ist der dritte Band rund um die adelige Daisy Dalrymple. Die junge Frau ist für ihre Zeit ungewöhnlich fortschrittlich und lebt lieber mit einer Freundin zusammen in London, als mit ihrer Mutter auf dem Witwensitz des Familienbesitzes. Man schreibt das Jahr 1923, die Gesellschaft verändert sich spürbar und doch ist es für Daisy nicht einfach als Journalistin Fuß zu fassen. Während die Mitglieder des Adels nicht verstehen können, dass eine der ihren selber Geld verdienen will (ein vermögender Ehemann, wenn möglich mit Adelstitel, wäre doch viel standesgemäßer), stößt Daisy in anderen Gesellschaftsschichten auf die unterschiedlichsten Reaktionen. Von vollkommener Verachtung gegenüber dem veralteten Adel bis zur herzlichen Akzeptanz ist alles dabei. Trotzdem findet es Daisys Umfeld grundsätzlich irritierend, dass sie eine herzliche Freundschaft zu Detective Chief Inspector Alec Fletcher von Scotland Yard pflegt.

Mit diesem genießt Daisy an einem Sonntagnachmittag ein Konzert in der Albert Hall, als die Sopranistin Bettina Westlea nach der Pause auf der Bühne zusammenbricht. Schnell steht fest, dass die Solistin vergiftet wurde und so sieht sich Alec Fletcher gezwungen den Fall zu übernehmen. Auch Daisy mischt kräftig bei den Ermittlungen mit – nicht gerade zur Freude von Alec, obwohl dieser zugeben muss, dass Daisy ohne große Mühe die interessantesten Informationen von den Verdächtigen anvertraut bekommt. Schon während der ersten Befragung der anwesenden Musiker und Familienmitglieder stellt sich heraus, dass die Sängerin nicht gerade beliebt war und dass mehr als eine Person ein Motiv gehabt hätte sie zu ermorden.

Bei Amazon habe ich gesehen, dass einige Rezensenten bei dieser Reihe kritisieren, dass nur geredet wird und keine Spannung aufkommt. Leute, wenn ihr einen Actionthriller lesen wollt, dann greift doch nicht zu einem Cozy! Mir persönlich gefällt nämlich gerade diese Konzentration auf die Menschen, ihr Umfeld, ihre Beziehungen und ihre Gefühle. Carola Dunn hat ein wunderbares Händchen für Dialoge und für die kleinen Details, die bei mir das Gefühl aufkommen lassen, dass diese Zeit besonders stimmig dargestellt wurde. Ihre Charaktere sind mal liebenswert, mal skurril oder unsympathisch, aber immer wirken sie angenehm realistisch.

Obwohl der Krimianteil stellenweise schon sehr vorhersehbar ist, habe ich ihn in allen drei bisher gelesenen Büchern nie als langweilig empfunden. Gerade bei „Miss Daisy und die Sopranistin“ bin ich den ganzen Roman hindurch um einen bestimmten Verdacht herumgeschlichen und habe mich auf jeden kleinen Hinweis gestürzt, dass ein andere Mensch der Mörder sein könnte, weil derjenige, der es vermutlich war, mir so schnell ans Herz gewachsen ist. Die Geschichten sind einfach wunderbar unterhaltsam, zeigen ein – wie ich finde – realistisches Bild der Zeit und sorgen bei mir für angenehme Lesestunden.

Bislang habe ich den Eindruck, dass Carola Dunn ein relativ gleichbleibendes Niveau bei ihren Romanen hat, auch wenn ich „Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser“ bezüglich des Kriminalfall besonders schwach fand (was vielleicht auch daran liegt, dass ich mit Rudern als Sport nicht so viel anfangen kann). Aber insgesamt hat mich auch dieser Titel gut unterhalten. Deshalb werde ich  mich in den nächsten Tagen noch auf „Miss Daisy und der Mord im Flying Scotsman“ (Bd. 4) stürzen.

Und sobald die Bibliothek mir „Miss Daisy und der Tote auf dem Eis“ (Bd. 1), „Miss Daisy und der tote Professor“ (Bd.7) und „Miss Daisy und die Entführung der Millionärin“ (Bd. 5) liefern kann, werde ich diese Bände auch noch verschlingen. Im Original sind – wenn ich wikipedia glauben kann – sogar schon neunzehn Krimis rund um Miss Daisy erschienen (ein zwanzigster ist für Januar 2012 angekündigt) und so werde ich mir wohl in naher Zukunft überlegen müssen, ob ich die Originalausgaben auf meinen aus den Nähten platzenden Wunschzettel setzen will.