„The Creature Keeper“ von Damaris Young war ein Zufallsfund, auf den ich wegen des hübschen Covers aufmerksam wurde. Die Geschichte dreht sich um die zwölfjährige Cora Erwood, die am Rande des Moors mit ihren Eltern auf einer kleinen Farm aufwächst. Obwohl es ihren Eltern schwerfällt, mit dem Halten von Hühnern und Kühen genug zu verdienen, um über die Runden zu kommen, ist Cora zufrieden mit ihrem Leben. Sie liebt es, sich um die Tiere zu kümmern oder im Moor die Natur zu beobachten. Mit den Hoftieren kann sie ebenso wie mit den diversen Wildtieren, die sie im Notfall versorgt, selbstbewusst umgehen, während Menschen – vor allem ihre gleichaltrigen, unfreundlichen Mitschüler – ihr Unbehagen bereiten.
Insgesamt gibt es wenig Trubel in Coras Leben, nur all die Gerüchte über Direspire Hall, den Familiensitz von Lady Cavendish, sorgen hier und da an den Markttagen für etwas Aufregung in der ländlichen Gemeinde. Denn Lady Cavendish soll auf ihrem Anwesen, das für alle Personen abgesehen von ihrem Butler Mr. Johnson verschlossen ist, gefährliche und exotische Tiere halten. Es heißt sogar, dass mindestens eines dieser Tiere vor ein paar Jahren für den Tod von Lady Cavendishs Eltern verantwortlich war. Im Gegensatz zu ihren Nachbarn fürchtet sich Cora nicht vor der Vorstellung, dass in der Nähe ungewöhnliche Raubtiere gehalten werden. Für sie klingt es sehr verlockend, Geschöpfe kennenlernen zu können, die nicht im Moor oder auf einer Farm zuhause sind, und so nutzt sie die Gelegenheit, als Lady Cavendish einen Creature Keeper sucht, und bewirbt sich auf diese Position. Doch neben wirklich unglaublichen Tieren, die einen deutliche Spur von Fantasy in die Geschichte bringen, beinhaltet das Herrenhaus auch so einige Geheimnisse, die Cora in Gefahr bringen können.
Ich mochte Damaris Youngs Erzählweise sehr und wie sie es schafft, von Anfang Spannung aufzubauen, obwohl zu Beginn gar nicht so viel in der Geschichte passiert. Erst einmal lernt man Cora und ihr Leben kennen und erkundet etwas später mit ihr das vernachlässigte Direspire Hall. Das alte Herrenhaus steckt voller Schätze, und dann sind da natürlich noch all die Tiere, um die sich Cora kümmern muss. Ich muss gestehen, dass ich das Gefühl hatte, dass sich die Autorin bei der Grundidee für das eine oder andere Tier etwas von Pokémon hat inspirieren lassen, aber das hat mich nicht weiter gestört. Stattdessen habe ich es genossen, gemeinsam mit Cora die verschiedenen Geschöpfe kennenzulernen und zu lesen, wie sie ihnen näherkommt und wie aufwändig die Versorgung dieser Kreaturen teilweise ist. Dabei hat die Autorin so einiges an Fantasie bewiesen, wenn es um die Beschaffung der Nahrung für einige der magisch anmutenden Tiere geht, was wirklich nett zu lesen war.
Außerdem freundet sich Cora mit dem Gärtner Griff an. Ich fand es schön zu verfolgen, wie sie es auf der einen Seite genießt, jemand Gleichaltrigen zum Freund zu haben, wie sie sich aber auf der anderen Seite auch Sorgen macht, dass sie dieser Freundschaft nicht gerecht wird oder dass Griff langfristig lieber mit jemand anderem befreundet wäre. Ich habe die Protagonistin und auch Griff wirklich schnell ins Herz geschlossen, und auch sonst gibt es einige sympathische oder zumindest interessante Figuren in diesem Roman. Wirklich unheimlich ist die Handlung nicht (zumindest nicht für eine erwachsene Leserin), aber da schon von Anfang deutlich wird, dass etwas in Direspire Hall im Argen liegt und das Haus von unheimlichen Geräuschen durchdrungen ist, liegt die ganze Zeit Spannung in der Luft. So hat es mir viel Spaß gemacht, von Cora und ihren Abenteuern rund um ihre neue Tätigkeit als Creature Keeper zu lesen, und ich bin gespannt, was die Autorin in Zukunft noch für Romane veröffentlichen wird und ob diese uns noch einmal in Coras fantastische Welt führen werden.