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Emily Randall-Jones: The Witchstone Ghosts

Als ich die Inhaltsbeschreibung von „The Witchstone Ghosts“ las, hatte ich das Gefühl, dass diese Geschichte von Emily Randall-Jones perfekt zu einem verregneten, dunklen Herbstabend passen würde, und so habe ich mir das Buch spontan bestellt. Die Handlung wird aus der Perspektive von Autumn Albert erzählt, die in London lebt und die ungewöhnliche und ziemlich lästige Fähigkeit hat, Geister zu sehen. Doch als ihr Vater bei einem Unfall stirbt, gibt es keine Möglichkeit für sie, mit seinem Geist Kontakt aufzunehmen. Stattdessen zieht sie von einem Moment auf den anderen mit ihrer Mutter und ihrem Hund auf eine kleine Insel, auf der ihr Vater ihnen ein Haus vererbt hat. Die Insel Imber liegt vor der Küste Cornwalls, und so herzlich die Bewohner Autumn und ihre kleine Familie auch aufnehmen, so gibt es doch einige seltsame (und sogar etwas unheimliche) Bräuche, über die das Mädchen im Laufe der Zeit stolpert. Doch vor allem ist Autumn damit beschäftigt, die Trauer um ihren Vater zu verarbeiten und eine neue Freundin zu gewinnen, vor der sie auf jeden Fall verbergen will, dass sie Geister sehen kann.

Ich muss zugeben, dass ich am Anfang nicht so ganz nachvollziehen konnte, wieso Autumn solch ein Problem mit ihrer Fähigkeit hat. Dabei macht Emily Randall-Jones deutlich, dass es für ihre Protagonistin eine große Herausforderung ist, ein einigermaßen normales Leben zu führen, wenn sie auf Schritt und Tritt über Geister stolpert, die ihre Aufmerksamkeit einfordern. Auf der anderen Seite ist Autumns bester Freund der Kaminkehrerjunge Jack, der schon vor langer Zeit verstorben ist, so dass ihre besondere Fähigkeit auch ihre guten Seiten hat. Trotzdem ist Autumn wild entschlossen, auf Imber ein ganz „normales“ Leben zu führen. Erleichtert wird ihr das dadurch, dass es auf der ganzen Insel keine Geister zu geben scheint. Stattdessen lernt das Mädchen einige freundliche Einheimische kennen – allen voran Lamorna, die nur wenig älter als Autumn ist und die ihr viel über das Leben auf Imber beibringt. Aber natürlich kann es auf einer Insel nicht mit rechten Dingen zugehen, auf der es so gar keine Geister gibt, und je mehr Autumn darüber rausfindet, desto gefährlicher wird das Leben auf Imber für sie.

Genau wie ich es erhofft hatte, ist „The Witchstone Ghosts“ die perfekte Geschichte für ungemütliche und regnerische Herbstabende gewesen. Es gibt so viele Szenen mit stürmischer See, Kälte, Regen und insgesamt bedrohlicher Natur, die von Emily Randall-Jones wunderbar atmosphärisch geschrieben wurden. Auch das kleine Häuschen, das Autumns Vater hinterlassen hat, wirkt anfangs nicht sehr heimelig, was nur noch mehr betont, welche Herausforderungen das Leben auf einer so kleinen Insel im Meer mit sich bringt. Auf der anderen Seite gibt es immer wieder schöne und gemütliche Abschnitte, in denen Autumn eine überraschend herzliche Nachbarschaft kennenlernt oder liebevolle Momente mit ihrer Mutter verbringt, die ein passendes Gegengewicht zu den eher düsteren Passagen bilden.

Für eine erwachsene Leserin sind einige Entwicklungen in der Handlung relativ vorhersehbar, was ich aber in keiner Weise schlimm fand. Es gibt in der Geschichte immer noch genügend Überraschungen, wenn es darum geht, wie Autumn selbst diese Dinge herausfindet oder auf welche Weise sie aufkommende Probleme löst, so dass ich im letzten Drittel gespannt dem Ende entgegengefiebert habe. Insgesamt war „The Witchstone Ghosts“ für mich ein wirklich befriedigendes Jugendbuch mit genau der richtigen Mischung aus unheimlichen/bedrohlichen und wohltuenden Momenten, um mein Bedürfnis nach einer gleichzeitig gemütlichen und düsteren Geschichte für die Herbstzeit zu befriedigen.