Von „Girl Squads“ hatte ich schon beim Lese-Sonntag im Januar geschrieben und da ich inzwischen das Buch beendet habe, kann ich nun auch noch etwas mehr darüber erzählen. Sam Maggs hat in dem Band zwanzig Einträge über „Frauengruppen“ gesammelt, die aus historischer Sicht etwas Bemerkenswertes erreicht oder getan haben. Dabei bestehen einige dieser „Gruppen“ zum Teil gerade mal aus zwei Frauen, während sich andere Texte – wie der über die südkoreanischen „Haenyeo“ – um die Arbeit von mehreren Tausend Frauen drehen. Grob eingeteilt wurden die einzelnen Einträge nach den Kategorien „Athlete Squads“, „Political and Activist Squads“, „Warrior Squads“, „Scientist Squads“ und „Artist Squads“, so dass man schon von Anfang an eine Vorstellung davon bekommt, in wieviel unterschiedlichen Bereichen die erwähnten Frauen aktiv waren (oder noch sind).
Mich persönlich hatte die Vorstellung besonders gereizt, dass in diesem Buch nicht einzelne Persönlichkeiten vorgestellt werden, sondern Frauen, die gemeinsam etwas erreicht haben. Dabei musste ich während des Lesens feststellen, dass nur wenige der erwähnten Frauen ihren Weg (und somit das, wofür sie kämpften) gezielt gewählt hatten, während viele aufgrund äußerer Umstände überhaupt erst in ihre Rolle gedrängt wurden. Insgesamt muss ich gestehen, dass ich mit „Girl Squads“ nicht ganz das bekommen hatte, was ich erwartet hatte – unter anderem, weil Personen(gruppen) auftauchten, die ich persönlich nicht als „History Changer“ gesehen hätte, auch wenn ihre Existenz ein interessantes Beispiel für „untypisches“ weibliches Verhalten oder Leben darstellt. Aber trotzdem fand ich jeden einzelnen Eintrag sehr spannend und faszinierend, gerade weil er mir einen Blick auf mir unbekannte Personen(gruppen) oder eine neue Perspektive auf ein Thema gönnte.
Etwas schade fand ich allerdings den Abschnitt über die japanische Frauen-Volleyball-Mannschaft, die 1964 die Olympischen Spiele gewann, da dort meinem Gefühl nach mehr über den männlichen Trainer der Mannschaft (und seine radikalen Trainingsmethoden) als über die Frauen selbst geschrieben wurde. Das widerspricht ja dann doch etwas dem Ziel, ein Sachbuch über die Frauen zu schreiben, deren Leistungen in der Vergangenheit regelmäßig übersehen wurden. Auch geht Sam Maggs recht locker darüber hinweg, dass zum Beispiel die Dahomey-Amazonen sich unter anderem aus Sklavinnen, Kriegsgefangenen, „verschenkten“ Töchtern und ähnlichen Frauen zusammensetzten. Natürlich kann man in den wenigen Seiten, die pro Eintrag in diesem Buch zur Verfügung stehen, nicht besonders detailliert auf solche Umstände eingehen, aber sie kommentarlos zu übergehen, ohne zumindest kurz auf Hintergründe oder allgemein übliche Lebensumstände von Frauen zu dieser Zeit und in diesem Land einzugehen, scheint mir auch nicht der richtige Weg zu sein.
Ansonsten mochte ich es, wie breit gefächtert die verschiedenen Einträge waren. Sam Maggs reist mit „Girl Squads“ quer durch die Zeit und erwähnt Frauen aus den verschiedenen Ecken der Welt – gerade über die Texte, die sich um Personen aus dem asiatischen oder afrikanischen Raum drehten, habe ich mich sehr gefreut, da ich immer noch viel zu selten in „westlichen“ Veröffentlichungen darüber stolpere. So habe ich eine Menge neuer Informationen, Personen und Gruppen kennengelernt und immer wieder juckte es mich in den Fingern, online mehr über Hintergründe, die Zeit oder weitere Lebensumstände der Personen zu recherchieren. Ich mag Bücher, die mich neugierig machen, ohne mich beim Lesen zu frustrieren, weil ich das Gefühl habe, ich werde mit ein paar Stichpunkten abgespeist. Insgesamt hat das Lesen von „Girl Squads“ überraschend lange gedauert, weil ich jedem einzelnen Text die angemessene Aufmerksamkeit widmen wollte – ein Nebeneffekt war dabei, dass es mir mit ein paar Tagen Abstand etwas leichter fiel, über die eine oder andere flapsige Nebenbemerkung der Autorin hinwegzusehen, die ich zugunsten einer stellenweise etwas kritischere Auseinandersetzung mit einem Thema lieber gestrichen gesehen hätte.