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Isabel Bogdan: Der Pfau

Von Isabel Bogdans Buch hatte ich über ihren Blog und über Twitter schon eine Menge mitbekommen, während die Autorin es geschrieben hat. So richtig neugierig hatte sie mich allerdings nicht machen können, es war eher so ein „hm, vielleicht“-Gefühl, und dabei blieb es auch trotz all der begeisterten Rezensionen, die ich kurz nach der Veröffentlichung zu dem Titel sah. Da ich aber im Moment ein sehr großes Bedürfnis nach dünnen und einfachen Romanen habe, habe ich letzte Woche in der Bibliothek zugegriffen, als mich das Buch vom Regal aus ansprang. Und ich muss zugeben, dass es für meine aktuelle Stimmung die richtige Geschichte war, weshalb ich die ca. 250 Seiten in meinen üblichen Arbeitspausen (Frühstück, Stillhalten-während-die-Katze-frisst, Teepause und Warten-bis-das-Essen-gar-ist) plus einem guten Stündchen vor dem Schlafengehen an einem Tag gelesen habe.

Die Handlung selbst ist ziemlich einfach: Eine Gruppe von fünf Bankern (Chefin und vier männliche Untergebene) reisen zusammen mit einer extra gemieteten Köchin und einer Seminarleiterin für ein Wochenende ins schottische Hinterland, um dort auf einem alten (und nur teilweise modernisierten) Herrensitz ein Team-Building-Seminar durchzuführen. Für Lord und Lady McIntosh ist das eine schöne Möglichkeit, etwas Extrageld einzunehmen, auch wenn die Vorbereitungen von Anfang an aufwändiger sind, als sie es normalerweise für Gäste betreiben müssten – unter anderem deshalb, weil die Banker in einem selten genutzten Flügel des Herrenhauses und nicht in einem der Gäste-Cottages wohnen werden. Eine weitere Herausforderung besteht in einem jungen Pfau, der alles Blaue angreift, egal, ob es sich dabei um Autos, Spielzeug oder Kleidungsstücke (und die Menschen darin) handelt.

So begleitet man als Leser die verschiedenen Figuren über ihr Wochenende, wobei man ständig die Perspektive wechselt, so dass man alle Beteiligten im Laufe dieser Tage begleitet und ihre Gedanken und Gefühle kennenlernt. Dabei sind einem die Personen eigentlich schon vom ersten Moment an vertraut, da Isabel Bogdan auf bewährte Typen gesetzt hat. Es gibt die zickige Chefin, die die Kontrolle nicht aus der Hand geben kann, die etwas überforderte, aber sehr bemühte Seminarleiterin, die geniale Köchen mit dem großen Herzen (und sehr umfangreichem Wissen über Lebensmittelzubereitung), das ein bisschen exzentrische Besitzerehepaar, den ruhigen und zuverlässigen Handwerker und so weiter. Weder beim ersten Kennenlernen der Figuren, noch bei ihren späteren Entwicklungen gibt es besonders viele Überraschungen in der Geschichte.

Überhaupt ist die Handlung recht vorhersehbar und es gibt – aufgrund der Tatsache, dass man viele Szenen aus mehreren Perspektiven erlebt – einige Wiederholungen. Trotzdem fand ich die Geschichte nett zu lesen. Dieses Vor-sich-hin-Plätschern war sehr entspannend und ich mochte es, dass es keine großen Dramen oder Höhepunkte gab. Den vielgepriesenen Humor fand ich jetzt nicht besonders britisch, aber es reichte aus, dass ich hier und da etwas zum Schmunzeln hatte. „Der Pfau“ ist kein Roman, der sich bei mir besonders eingeprägt hat, und ich fürchte, dass ich in ein paar Tagen schon Mühe haben werde, mich an Details zu erinnern. Aber die Geschichte hat für entspannte Pausen an einem anstrengenden Tag gereicht – und manchmal ist das alles, was ich von einem Buch erwarte.