Nach
Schlagwort: Kathryn Miller Haines
Kathryn Miller Haines: Miss Winters Hang zum Risiko
Nachdem Irina sich aufgrund meiner Begeisterung die ersten beiden „Miss Winter“-Romane angeschafft hat, dachte ich, ich sollte doch auch mal auf meinem Blog was zu den Büchern schreiben. „Miss Winters Hang zum Risiko“ ist der Debütroman von Kathry Miller Haines – inzwischen sind auf Deutsch zwei weitere Romane rund um die Schauspielerin Rosie Winter erschienen. Die Geschichte spielt im Jahr 1942 in New York und die Auswirkungen des Kriegs sind inzwischen auch in Amerika tagtäglich spürbar.
So hat sich Rosies (Ex-)Freund freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet und das Durchsuchen der Vermissten- und Todesanzeigen in den Zeitungen gehört zum traurigen Alltag der Schauspielerin. Aber auch Lebensmittelrationen und die nächtliche Verdunklung der Stadt belasten die junge Frau. Zusätzlich stagniert Rosies Karriere am Broadway und so musste sie sich einen Nebenjob in einer Privatdetektei suchen. All das wäre gerade noch erträglich, wenn Rosie nicht nach den Weihnachtsfeiertagen die Leiche ihres Chefs Jim McCain im Büroschrank finden würde.
Abgesehen davon, dass ihr in Zukunft der Verdienst fehlen wird, ist sie auch empört darüber, dass die Polizei den Fall als Selbstmord behandelt, obwohl alles dagegen spricht. Um Jim Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, beschließt Rosie die Ermittlungen selber in die Hand zu nehmen. Mit gesundem Menschenverstand, viel Charme und erstaunlich viel Skrupellosigkeit schnüffelt Rosie im Leben ihres ermordeten Chefs herum und oft genug rettet sie nur die Hilfe ihrer Freundinnen vor einer Katastrophe.
Dabei stellt sich heraus, dass Jim McCains letzter Fall sogar in Rosies speziellem Wissensgebiet lag, denn der drehte sich um ein verschwundenes Manuskript des bekannten Autors Raymond Fielding. Nachdem Jim getötet wurde, sind erstaunlich viele Menschen an dem Manuskript interessiert. Nicht nur diverse Schauspieler und Regisseure wollen die Papiere in die Hände bekommen, sondern auch Jims Familie, Angestellte einer mysteriösen Regierungsstelle und Angehörige der New Yorker Unterwelt. Dabei sind nicht wenige von ihnen bereit für die verschwundenen Geschichte im Zweifelsfall auch über Leichen zu gehen.
Mit Rosie Winter hat Kathryn Miller Haines eine sehr reizvolle Hauptfigur geschaffen. Die Schauspielerin bringt sich mit ihrem vorlauten Mundwerk nicht nur ständig selbst in Schwierigkeiten, sondern sie ist auch die perfekte Besetzung für eine Geschichte, die Anfang der 40er Jahre in New York spielt. Die Autorin zeigt in ihrem Roman eine Gesellschaft, die alles daransetzt den Krieg zu verdrängen und stattdessen versucht das Leben – trotz aller Einschränkungen – zu genießen. Dabei bilden Flüsterkneipen und Einblicke hinter die Kulissen des Broadways den perfekten Rahmen für eine stimmungsvolle Geschichte.
Vor allem in diesem ersten Band haben mich viele Elemente an eine gute Screwball-Komödie erinnert, was einen schönen Ausgleich zu den eher desillusionierten Passagen bildet. Doch vor allem ist es Rosie Winter, die dafür sorgt, dass ich diese Serie mit so viel Vergnügen lese. Voller Unverfrorenheit erobert sie sich den Zugang zum Salon der einflussreichsten Familie der Stadt, tritt Mafiagrößen entgegen und trotzt der Regierung. Dabei lassen mich die Situationskomik und der wundervolle Wortwitz gern über die kleinen Logikbrüche in der Handlung und die (relative) Vorhersehbarkeit des Endes hinwegsehen.
Die folgenden zwei Bände „Ein Schlachtplan für Miss Winter“ und „Miss Winter lässt nicht locker“ sind immer noch amüsant, aber nicht mehr ganz so heiter wie „Miss Winters Hang zum Risiko“ konzipiert. Das ist aber durchaus stimmig (und bietet immer noch eine unterhaltsame Geschichte), wenn man sich vor Augen hält, dass der Krieg weiter fortschreitet, Rosie immer mehr Kontakt zu Soldaten hat, sich weiterhin Sorgen um ihren Ex-Freund machen muss und das Leben immer größere Herausforderungen für sie bereithält.