Schlagwort: Marissa Louise

Kate Leth und Megan Levens: Spell on Wheels (Comic)

Den Sammelband des Comics „Spell on Wheels“ habe ich mir zum Geburtstag gewünscht, nachdem ich ihn mehrmals in meiner US-Timeline auf Twitter gesehen hatte. Die Geschichte rund um drei Hexen, die auf der Suche nach einem Dieb durch Amerika fahren, klang, als ob sie genau in mein Beuteschema passen würde. Kate Leth (Story) und Megan Levens (Zeichnungen) lassen die Handlung in dem Moment beginnen, in dem ein junger Mann in das Haus der drei Hexen Andy Highsmith, Jo(lene) Nguyen und Claire Bettany einbricht. Die drei jungen Frauen sind zu diesem Zeitpunkt bei der Arbeit („Sister Witches – Tattoo & Tarot“), als sie spüren, dass jemand in ihr Heim eindringt, doch sie sind zu weit weg, um etwas dagegen zu unternehmen. Endlich zu Hause angekommen, müssen sie feststellen, dass der Eindringling nicht nur einen Großteil ihrer magischen Vorräte mitgenommen, sondern auch einen mächtigen Zauber gestohlen hat.

Auf der Suche nach ihrem geraubten Eigentum stolpern sie über den „Goblinmarkt“, eine dubiose Internetseite, auf der (unter anderem) ein Teil ihrer Sachen von einem anonymen Anbieter verkauft wird. Um mehr Informationen über den Dieb zu bekommen, beschließen Andy, Jo und Claire, die Käufer ihrer Besitztümer aufzusuchen, in der Hoffnung, dass sie so am Ende auch den gestohlenen Zauber wieder in ihre Obhut bringen können. Die Handlung an sich ist in „Spell on Wheels“ ziemlich simpel, da die drei Hexen nach dem Einbruch wirklich nur von einem Käufer zum nächsten fahren, um dem Dieb auf die Schliche zu kommen. Aber ich mochte die Ereignisse rund um die verschiedenen Käufer wirklich gern und noch mehr mochte ich die kleinen Szenen, die das Verhältnis von Andy, Jo und Claire zueinander beleuchten.

Dieser Band beinhaltet fünf Einzelhefte und so entwickelt sich die Geschichte auch über fünf Episoden, die vom Einbruch über das Zusammentreffen mit drei Käufer des Goblinmarkts bis zur Konfrontation mit dem Dieb gehen. Am Anfang lernt man Andy, Jo und Claire etwas besser kennen – die drei Hexen leben nicht nur zusammen in einem Haus, sondern teilen sich auch eine Jahrmarktbude, in der sie zahlenden Kunden ihre Fähigkeiten anbieten – wobei schon bei der ersten Szene mit den Frauen deutlich wird, dass sie sich auch mal über den Wunsch eines Kunden hinwegsetzen, wenn sie der Meinung sind, dass diese Person einen anderen Zauber nötiger hätte. Die drei sind sehr unterschiedlich, aber sie kümmern sich umeinander – besonders Jo und Claire, die sich anscheinend schon seit vielen Jahren kennen.

Kate Leth hat mit Jo, Claire und Andy drei wunderbare Freundinnen geschaffen, die sich mit ihren unterschiedlichen Stärken und Schwächen sehr schön ergänzen. Auch mag ich es, dass die drei Protagonistinnen in diesem Comic die verschiedenen sexuellen Präferenzen ihre Freundinnen ebenso akzeptieren wie die anderen Eigenheiten und Fähigkeiten, die zu der jeweiligen Person gehören. Dazu gehört auch, dass man als Leser nie das Gefühl hat, sie würden die verschiedenen magischen Begabungen unterschiedlich werten. Trotzdem gibt es natürlich während dieser Reise auch die eine oder andere Auseinandersetzung, die nicht nur damit zu tun hat, dass die drei Frauen den ganzen Tag im Auto aufeinanderhocken, sondern eben auch damit, dass sie Situationen und Menschen verschieden beurteilen. Einig sind sie sich aber darin, dass man denjenigen helfen muss, die ihre Hilfe benötigen, selbst wenn diese Personen unrechtmäßig in den Besitz von magischen Familienerbstücken der drei Hexen geraten sind. Ebensowenig scheuen sie aber auch davor zurück, gegen jemanden anzukämpfen, der seine Macht missbraucht.

Sympathische Protagonistinnen, eine abwechslungsreiche Handlung und Dialoge, die mich oft genug zum Schmunzeln gebracht haben, haben „Spell on Wheels“ zu einer wunderbar kurzweiligen Lektüre gemacht. Dazu kommen noch die Zeichnungen von Megan Levens, die mir auch gut gefallen haben. Der Zeichnerin gelingt es nicht nur, jeder Figur eine individuelle Gestik und Mimik zu verleihen und selbst die ungewöhnlicheren Figuren glaubwürdig erscheinen zu lassen, sie schafft auch (gemeinsam mit der Koloristin Marissa Louise) wunderbar atmosphärische Kulissen für die Handlung – egal, ob die Szene dabei in einer ausgelassenen Party, in einem klassisch-amerikanischen Vorort-Heim oder einem verfallenen Haus im Wald spielt. Ich hoffe sehr, dass langfristig noch weitere Bände mit den drei Hexen erscheinen, denn ich würde die drei Frauen und ihre Welt gern noch ein bisschen besser kennenlernen.