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Michael Robotham: Sag, es tut dir leid

„Sag, es tut dir leid“ von Michael Robotham habe ich mir aufgrund einer Rezension bei „Katze mit Buch“ aus der Bibliothek ausgeliehen. Ich hatte mal wieder Lust auf einen Kriminalroman, der kein Cozy ist, und die Begeisterung der Rezensentin hat mich hoffen lassen, dass ich da vielleicht eine neue Reihe für mich entdecken könnte. „Sag, es tut dir leid“ ist der sechste Band rund um den Psychologen Joe O’Loughlin, kann aber ohne Probleme seperat gelesen werden – ich hatte zumindest nicht das Gefühl, ich würde groß etwas verpassen. Allerdings könnte es sein, dass die ersten 200 Seiten für jemanden, der sich mit Joe schon angefreundet hat, deutlich interessanter zu lesen sind, als sie es für mich waren.

Da ich das Buch am Mittwoch wieder zurückbringen muss und am Sonntag nicht in der Stimmung war, für einen der Romane, auf die ich mich sehr freue, habe ich trotz eines Mangels an Interesse weitergelesen. Die Grundgeschichte ist schnell erzählt: Tash und Piper sind zwei fünfzehnjährige Schülerinnen, als sie eines Tages spurlos verschwinden. Drei Jahre später findet die Polizei ein ermordetes Ehepaar in einem Bauernhaus und die Leiche einer erfrorenen jungen Frau in einem See. Von diesem Moment an steht fest, dass die beiden Mädchen in den drei Jahren gefangen gehalten wurden – doch an welchem Ort und von welcher Person muss die Polizei noch herausfinden. Dabei bekommt man als Leser stetig Einschübe präsentiert, in denen Piper von ihrer Gefangenschaft und Ereignissen, die zuvor stattfanden, berichtet.

Diese Einschübe sind es auch, die mich bei der Stange gehalten haben. Mich hat es erschreckend wenig berührt, was mit den Mädchen passiert ist. Trotz Schilderungen (oder Andeutungen) von Missbrauch und Misshandlungen fühlte sich das Alles für mich immer nach einer fiktiven Geschichte an und nicht nach etwas, wo ich mitfiebern und mitleiden konnte. Emotional hat mich der Autor leider in keiner Weise berühren können, so dass es mir auch recht egal war, wie sich die Geschichte für die Mädchen entwickelt und ob sie gerettet werden können oder nicht. Stattdessen hat er mich letztendlich durch die Beschreibungen der beiden Mädchen doch noch zum Beenden des Buches bringen können.

Dass Piper und Tash von den zurückbleibenden Freunden und Familienmitglieder in rosigen Farben geschildert werden, ist ja recht selbstverständlich. Ein Mädchen, das vermutlich Opfer eines Gewaltverbrechens wurde, wird in der Regel idealisiert und eventuelle unangenehme Eigenschaften werden da gern unter den Teppich gekehrt. Hier aber kamen Pipers Passagen zu den Beschreibungen der anderen Personen hinzu. Ihre Sicht der Dinge ist genauso gefiltert wie die der Außenstehenden und auch sie beschreibt sich netter und unschuldiger, als sie vermutlich ist. Vor allem aber hat mich ihre Sicht auf ihre Eltern und die später dazukommende Sicht des Psychologen auf ihre Familie interessiert. Alles in allem ist das zwar kein Grund, um das Buch zu lesen, aber es reichte aus, um mich auf weitere Enthüllungen zu diesem Teil der Handlung neugierig zu machen. Das Ende war dann okay und es kam auf den letzten Seiten noch etwas Spannung auf, aber weitere Kriminalromane von Michael Robotham werde ich wohl nicht lesen.