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Sarah Prineas: Winterling (Summerlands 1)

Obwohl ich die Bücher, die ich bislang von Sarah Prineas gelesen habe, immer sehr mochte, fehlte mir ein bisschen der Überblick über ihre Veröffentlichungen. Das führt dazu, dass ich immer mal wieder über Titel stolpere, von denen ich vorher noch nie gehört hatte. Die Summerlands-Trilogie gehört zu diesen Titeln, und als ich sie vor Kurzem entdeckte, habe ich spontan alle drei Bände gekauft. „Winterling“ ist der erste Band der Trilogie und führt den Leser gemeinsam mit der Protagonistin (Jenni)Fer in das Summerland, das von der Mór regiert wird. Bislang hat Fer gemeinsam mit ihrer Großmutter (Grand-Jane) gelebt, ohne allzu viel über ihre Eltern zu wissen. Erst nachdem sie einen magischen Weg öffnet, als sie in der Nähe ihres Hauses einen Teich berührt, erfährt sie mehr über ihre Herkunft.

Während ihr Vater ein ganz normaler Mensch war, kam ihre Mutter durch den magischen Weg in die Welt der Menschen. Ihre Großmutter redet nicht gern über Fers Eltern, weil diese schon vor langer Zeit in der anderen Welt verschwunden sind, ohne jemals wiederzukommen. Grand-Jane ist sich sicher, dass Fers Eltern gestorben sind, was mit ein Grund dafür ist, dass sie allen Wesen dieser fremden Welt misstraut. So ist sie auch nicht begeistert darüber, dass Fer an dem Teich einen verletzten Puck aufsammelt und ihn versorgen will. Fer hingegen sieht in dem Puck Rook einen neuen Freund, der ihr vielleicht mehr über ihre Eltern und das Summerland erzählen kann. Was Fer anfangs nicht weiß, ist, dass Rook der Mór einen dreifachen Eid geschworen hat und deshalb jedem ihrer Befehle gehorchen muss – und dass die Mór ihre ganz eigenen Pläne mit einem naiven Mädchen wie Fer hat.

Ich mochte die Welt, die Sarah Prineas für „Winterling“ geschafft hat. Die Bewohner dieser fantastischen Welt erinnern nur teilweise an Menschen, und jeder von ihnen hat einen tierischen oder pflanzlichen Ursprung. Dabei hat sich die Autorin eng an diverse (keltische) Mythen gehalten und mit vielen vertrauten Elementen gespielt. Die Zahl Drei spielt eine wichtige Rolle in dieser magischen Welt, ein dreifacher Eid darf niemals gebrochen werden, eine dreimal gestellt Frage muss beantwortet werden und ein gerettetes Leben führt dazu, dass der Gerettete seinem Retter ein Leben schuldet. Auf der anderen Seite müssen alle Fragen auf die richtige Art und Weise gestellt werden, damit man auch die Antwort bekommt, die man sich davon erhofft hat, und Befehle, die nicht gut formuliert wurden, lassen Schlupflöcher, die ausgenutzt werden können. Für Fer ist das alles nicht nur befremdlich, sondern stellenweise auch gefährlich, und doch weigert sie sich immer wieder, sich den Regeln dieser Welt zu beugen. Sie ist freundlich und hilfsbereit, und obwohl Fer sich Anleitung und Hilfe von der Mór verspricht, lässt sie sich von diesem skrupellosen Wesen nicht so einfach einlullen.

So gefährlich und ursprünglich die Welt ist, die Fer in „Winterling“ erkundet, so ist die Geschichte doch für Leser ab acht Jahren geschrieben, was bedeutet, dass ich beim Lesen nie das Gefühl hatte, dass die Protagonistin und ihre Freunde wirklich in Gefahr schwebten. Auch wird die Handlung sehr gradlinie erzählt und man bekommt schon früh angezeigt, welchen Weg Fer gehen muss, um die Mór zu besiegen und so den Winter aus dem Summerland zu vertreiben. Trotzdem habe ich das Lesen von „Winterling“ sehr genossen, ich mochte nicht nur die Protagonistin, sondern auch die vielen anderen Charaktere, die in der Geschichte vorkommen. Sogar die Wolfswächter, die als dumm und gefährlich dargestellt werden, haben fast so etwas wie eine liebenwerte Seite, wenn man sie besser kennenlernt. So wachsen einem beim Lesen beinah sogar die Bösewichte ans Herz, wenn man von der Mór absieht, die sämtliche „menschlichen“ Regungen für ihre Macht aufgegeben hat.

Ich muss zugeben, dass „Winterling“ sich nicht groß von vergleichbaren Veröffentlichungen unterscheidet, weil Sarah Prineas einfach sehr, sehr viele vertraute Elemente zu einer – sich ebenfalls vertraut anfühlenden – Geschichte zusammengesponnen hat. Aber ich habe es trotzdem genossen, gemeinsam mit Fer diese magische Welt, ihre Regeln und ihre Bewohner kennenzulernen, und fand es nett, dass der Roman mir solch entspannte Lesestunden beschert hat. Auch wenn mich andere Bücher der Autorin mehr bewegt haben, so freue ich mich doch darauf, die beiden weiteren Bände der Summerlands-Trilogie zu lesen und herauszufinden, welche weiteren Abenteuer Fer erlebt und wie es ihren Freunden weiter ergehen wird.

P.S.: Und nachdem ich am vergangenen Lese-Sonntag auch noch „Summerkin“ und „Moonkind“ beendet habe, kann ich noch ergänzen, dass die Trilogie in meinen Augen mit jedem Band besser wird und dass ich am Ende sehr froh bin, dass ich mir gleich alle drei Teile auf einmal gekauft habe, weil ich so die ganze Geschichte am Stück genießen konnte.

Sarah Prineas: The Lost Books – The Scroll of the Kings

Seitdem mir die „The Magic Thief“-Reihe von Sarah Prineas vor einigen Jahren so gut gefallen hat, halte ich immer die Augen nach neuen Veröffentlichungen der Autorin offen. Leider gibt es relativ wenige (und vor allem keine aktuellen) Informationen auf ihrer Homepage, so dass es immer ein Glücksspiel ist, ob und wann ich bei meiner Suche über neue Titel stolpere. Bei „The Lost Books – The Scroll of the Kings“ wüsste ich zum Beispiel gern, ob das der Auftakt einer neuen Reihe ist oder ein für sich stehendes Buch. Ich kann zumindest sagen, dass es auch als Einzelband wunderbar funktioniert, auch wenn ich gern noch mehr über den Protagonisten Alex(andren) und die verlorenen Bücher lesen würde.

Zu Beginn des Buches arbeitet Alex als Assistent für Master Farnsworth, den Bibliothekar der Dowager Duchess Purslane. Doch als Master Farnsworth stirbt (und Alex ist sich sicher, dass ein ganz bestimmtes Buch für den Tod des Bibliothekars verantwortlich ist), muss sich der Junge eine neue Stellung suchen. Er ist nicht nur (angehender) Bibliothekar mit Leib und Seele, sondern auch wild entschlossen, dem Geheimnis der gefährlichen Bücher auf die Spur zu kommen. So gibt er sich der Königin gegenüber als sein verstorbener Meister aus und übernimmt – probeweise – die Bibliothek des Schlosses. Auch hier befinden sich so einige gefährliche Bücher, und Alex muss nicht nur herausfinden, was diese Titel zur tödlichen Lektüre macht, sondern auch darum kämpfen, seinen Posten als Schlossbibliothekar zu behalten. Aber er ist nicht der Einzige, der mit Herausforderungen konfrontiert wird, die ein bisschen zu groß für ihn zu sein scheinen. Auch Queen Kenneret – die sich sicher ist, dass ihr neuer Bibliothekar nicht der ist, der er vorgibt zu sein – stehen in „The Lost Books – The Scroll of Kings“ einige Kämpfe bevor, die über die Zukunft des Landes entscheiden können.

Ich fand es spannend, mir beim Lesen Gedanken darüber zu machen, was wohl vor sechzig Jahren passiert ist, dass alle Bibliotheken geschlossen und bestimmte Bücher weggesperrt wurden. Ebenso spannend fand ich es, gemeinsam mit Alex mehr über diese gefährlichen Bücher herauszufinden und über die Dinge, die diese Bücher zu so einer Gefahr werden lassen. Doch vor allem habe ich es genossen, durch Alex‘ Augen die Schlossbibliothek zu entdecken, mir Gedanken über den Zustand der Bücher zu machen und mich mit ihm zu ärgern, wenn er entdeckt, dass jemand sein mühsam erstelltes Katalogsystem durcheinandergebracht hat. Ich mochte den Beschützerinstinkt, den Alex gegenüber den Büchern hatte, und ich mochte seine kurz angebundene und zielstrebige Art, die zu einigen amüsanten Dialogen führte, weil kaum ein anderer Mensch mit seiner „Unhöflichkeit“ umgehen konnte. Ebenso gefielen mir die Passagen, die aus Kennerets Sicht geschrieben waren, weil die junge Königin nach gerade mal vier Monaten im Amt immer noch auf der Suche nach dem richtigen Weg für sich ist. Kenneret arbeitet hart und ist sich der Tatsache bewusst, dass sie als Königin für die schweren Entscheidungen im Land verantwortlich ist, aber um diese zu fällen, muss sie erst einmal herausfinden, wer ein vertrauenswürdiger Berater ist und wer ihr die notwendigen Informationen für ihre Beschlüsse besorgen kann.

Ich habe wirklich eine Schwäche für die eigensinnigen und intensiven Charaktere, die Sarah Prineas für ihre Bücher schafft, und genieße ihre Romane sehr. Ihre Geschichten leben für mich von diesen ganz besonderen Figuren, den ungewöhnlichen Ideen hinter ihren Romanen und von all den kleinen Szenen, in denen man die Charaktere besser kennenlernt und sie ein Stückchen bei ihrem Alltag begleitet. Letzteres macht es schwierig, die Handlung so zusammenzufassen, dass man nicht zu viel verrät, denn auf den ersten Blick scheint nicht so viel in ihren Geschichten los zu sein. Aber ich brauche nicht viele Szenenwechseln oder eine sich über einen langen Zeitraum entwickelnde Handlung, wenn mich diese kleinen Szenen amüsieren und mich mit vielen ungewöhnlichen Details versorgen, die meine Fantasie anregen und in mir den Wunsch wecken, ich könnte ein bisschen Zeit in dieser Welt verbringen, und die mir zeigen, dass sich die Charaktere stetig weiterentwickeln. So ist es wohl nicht überraschend, dass ich gern noch mehr Geschichten über Alex, Kenneret und die vielen verschiedenen Bücher in ihrer (oder anderen) Bibliothek(en) lesen würde, auch wenn die Handlung in „The Lost Books – The Scroll of the Kings“ ein befriedigendes Ende bietet.