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Barbara Sichtermann (und Klaus Binder): Gerstenbergs 50 Klassiker – Schriftstellerinnen (Buch und Hörbuch)

Dieses Buch hatte ich schon im Februar ausgelesen, und wie das so ist, wenn man eine Rezension vor sich herschiebt, so dauert es ewig, bis man sich dazu aufraffen kann, sie doch zu schreiben. Zwischendurch habe ich immer wieder die Notizen zum Hörbuch aus diesem Beitrag rauskopiert und in einen separaten Beitrag gepackt, nur um dann doch wieder alles zusammenzufassen. Jetzt sind es aber nur noch wenige Tage bis zum Challenge-Zwischenziel und deshalb muss ich mich wohl jetzt mal dazu durchringen und das Buch (plus Hörbuch) besprechen. 😉

Für mich waren die „Schriftstellerinnen“ der erste Titel aus der Reihe der „50 Klassiker“ von Gestenberg (ich habe allerdings noch einen weiteren Band davon ungelesen im Regal stehen) und so bin ich ohne große Erwartungen an das Buch herangegangen. Vom Aufbau her scheinen sich die Klassiker zu ähneln, wenn ich da nach Hermias Rezension zu den „Deutschen Schriftstellern“ gehen kann. Erst gibt es einen Essay zu der jeweiligen Person, der zwei bis fünf Seiten lang ist und zu dem auch Fotos der Schriftstellerinnen gehören, dann kommt eine Seite mit konkreten Daten und Fakten sowie Empfehlungen bezüglich der Werke der Autorin und Bücher/Filme über die Autorin.

Mit den Essays hatte ich stellenweise meine Probleme. So fiel mir schon ganz zu Beginn bei dem Beitrag zu Sophie von La Roche die Behauptung ins Auge, dass sie eine „gute“ Ehe führte, obwohl die Ehefrau bei der Hochzeit noch in einen anderen verliebt war. Einziger „Beleg“ dazu: Die Dame bekam acht Kinder, von denen fünf aufwachsen durften (die Formulierung lasse ich mal so stehen, den so wird es im Buch ausgedrückt …). So eine Aussage reicht mir persönlich aber nicht, um so eine Behauptung aufzustellen. Hier hätte ich mir doch etwas mehr Hintergrund gewünscht, gerade weil diese Passagen so „persönlich“ geschrieben wurden.

Bei anderen Autorinnen, mit denen ich mich schon ausgiebiger beschäftigt habe, fand ich die eine oder andere nicht ganz so richtige oder längst wiederlegte Behauptung. Das ist jetzt kein großes Drama, man kann nicht erwarten, dass jemand für so einen Band intensivste Recherche betreibt, hat aber mein Vergnügen an diesem Sachbuch etwas getrübt. Trotz dieser Kritikpunkte fand ich „Schriftstellerinnen“ wirklich sehr interessant. Bei einigen Beiträgen habe ich mir Lesetipps aufgeschrieben, um mein Wissen zu vertiefen, andere Autorinnen waren mir vollkommen unbekannt und klangen durchaus spannend. Als Appetitanreger ist der Band hervorragend geeignet, wobei ich die reinen Faktenseiten fast fesselnder fand als die Essays und mich immer wieder dabei ertappte, dass ich Zettelchen in den Band steckte, damit ich irgendwann daran denke, dass ich mir einen Roman oder eine Biografie ausleihe oder eine neu entdeckte Autorin nicht aus den Augen verlor. (Ich erwähne jetzt mal nicht, dass so ein Zettelwust irgendwann etwas unübersichtlich wird. 😀 Aber hey, vielleicht wäre ja das Lesen dieser Autorinnen eine Challenge-Idee für das kommende Jahr …)

Parallel zum Sachbuch habe ich mir das Hörbuch vorgenommen. Ich war gespannt, wieweit sich die beiden Ausgaben dieses Titels voneinander unterscheiden und wie diese Art von Sachbuch als Hörbuch wirkt. Sehr glücklich war ich mit der Hörbuch-Umsetzung allerdings nicht. Statt 50 Schriftstellerinnen werden einem mit dem Hörbuch nur 25 Autorinnen vorgestellt, wobei sich mir nicht erschließt, warum man welche Personen in die Auswahl hineingenommen oder eben herausgelassen hat. Dafür finde ich es durchaus verständlich, dass man sich bei der Hörbuchversion auf die Essays beschränkt und die rein faktischen Texte weggelassen hat. Bei mir sorgte das dafür, dass ich nach den ersten Passagen Buch und Hörbuch zeitgleich nutzte. Ich ließ mir die Essays vorlesen, während ich gleichzeitig die Fotos im Buch betrachtete und den eine oder andere Absatz mitlas. Dann machte ich eine Pause beim Hörbuch und beschäftigte mich mit den kleinen eingeschobenen Infokästen, der Fakten-Zusammenfassung und den Lesetipps (oft genug noch mit dem Netbook bei der Hand, um zu gucken, was davon in der Bibliothek zu beziehen sei – was doch erschreckend wenig ist).

Letztendlich kann ich nicht behaupten, dass eine Hörbuchversion von „Schriftstellerinnen“ notwendig gewesen wäre. Nicht nur die Kürzungen mindern den Informationswert des Hörbuchs, auch die Sprecherin finde ich schlecht gewählt. Sigrid Burkholder liest die einzelnen Passagen, als ob sie Märchen für Kinder vortragen würde. Das lässt die Essays nicht nur sehr geschwollen klingen, sondern hatte auf mich auch eine erschreckend einschläfernde Wirkung. Hätte ich nur hingehört und mich nicht auch gleichzeitig mit dem Buch beschäftigen können, wäre bei mir wohl nicht viel hängen geblieben. Verstärkt wird dieser Effekt noch durch das Geklimper – pardon, die entspannende Musik – zwischen den Passagen rund um die einzelnen Autorinnen. Da ich von den „50 Klassikern“ nicht nur das Buch, sondern auch das Hörbuch zur „Römischen Antike“ noch im Schrank stehen habe, werde ich da wohl auch noch reinhören (vor allem, da das von einem mir noch nicht bekannten Sprecher aufgenommen wurde), aber im Moment bin ich der Meinung, dass es zu dieser Reihe keine Hörbuch-Umsetzungen benötigt.