Tansy Rayner Roberts: Belladonna-University-Serie

Die Belladonna-University-Serie besteht aus einer Reihe von (ca. 40-110 Seiten langen) Geschichten rund um eine Gruppe von Studenten an einer magischen Universität. Wobei „magische Universität“ nicht ganz korrekt ist, denn die Belladonna University hat einen magischen und einen unmagischen Campus, und die Studenten können für ihr Studium Kurse in beiden Bereichen belegen. Tansy Rayner Roberts hat diese Universität in einer Variante von Australien angesiedelt, in der Magie eine alltägliche Sache ist, auch wenn nicht jeder Mensch über Magie verfügt. Die Handlung dreht sich um die Mitglieder der Band „Fake Geek Girl“ und ihren (erweiterten) Freundeskreis. Sängerin der Band ist Holly, die das Leben ihrer Zwillingsschwester Hebe anscheinend vor allem als Inspiration für ihre Songs sieht, der Drummer von „Fake Geek Girl“ ist Sage, Hebes schwuler Ex-Freund, und ergänzt wird die Gruppe noch von der Cellistin Juniper, deren große Leidenschaft für die Romane von Jane Austen sich auch immer wieder in ihren Tagebucheinträgen widerspiegelt.

Jede Story hat ihr eigenes Grundthema, aber alle Geschichten werden aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, so dass der Leser in der Regel mehr weiß als die jeweiligen Erzähler, und immer spielt die Freundschaft zwischen allen Beteiligten (und die Angst, dass diese Freundschaft eines Tages ein Ende nehmen könnte) eine große Rolle. Es ist schwierig, mehr über die Handlung zu schreiben, denn die Geschichten setzten sich eher aus vielen kleinen Dingen zusammen. Selbst in „The Bromancers“, wo die Band bei einem Festival auftritt und gleich zwei Bandmitgliedern etwas Schlimmes zustößt, hatte ich nicht das Gefühl, dass es eine große Handlung gäbe, sondern viele parallel laufende Elemente rund um die verschiedenen Charaktere, die zu einer unterhaltsamen und spannenden Geschichte führten.

Ich mochte die Art und Weise, in der Tansy Rayner Roberts in dieser fantastischen Welt Magie verwendet (und die Tatsache, dass Kaffee als Magie-Dämpfer wirkt), und mindestens ebenso sehr habe ich den Humor genossen, der sich durch alle „Belladonna University“-Titel zieht. Dass ein paar Charaktere ein sehr intensives Sexualleben führen, hätte ich nicht unbedingt in dieser Häufigkeit in den Geschichten haben müssen, aber auch da gab es den einen oder anderen amüsanten Moment, so dass ich auch mit dem relativ wahllosen Sex (gerade bei zwei ansonsten recht sympathischen Figuren) leben konnte. Doch vor allem habe ich es geliebt, von den unterschiedlichen Facetten von Freundschaft zu lesen, die in dieser Gruppe zu finden sind. Sich so gern zu haben, über einen so langen Zeitraum eine Freundschaft aufrechtzuhalten, zusammen zu leben und eine Band zu haben (oder intensiv in die Belange von „Fake Geek Girl“ eingebunden zu sein), ist auch in diesen Geschichten nicht einfach.

Immer wieder gibt es Momente, wo sich jemand verletzt fühlt oder wo eine Eigenart einer Person das Zusammenleben und -arbeiten schwierig macht, aber am Ende sind sie alle immer noch befreundet und verstehen sich wieder ein Stückchen besser als zuvor, und das war wirklich gut zu lesen. Dazu gibt es noch viele Momente rund um Magie, Musik und Geektum, die diese Welt wirklich bereichern und mit denen ich mich – auch ohne einen solchen Bezug zu Magie und Musik zu haben *g* – ein Stückchen identifizieren konnte. Alles in allem waren diese Geschichten eine wunderbar unterhaltsame Lektüre, die ich kaum aus der Hand legen mochte und die ich sehr genossen habe. Ich hoffe nur, dass die Autorin noch mehr Titel veröffentlicht, die mich zur „Belladonna University“ führen, denn die Charaktere sind mir wirklich ans Herz gewachsen, und ich wüsste gern, wie es mit ihnen (und natürlich auch der Band) weitergeht.

Wer jetzt neugierig auf die „Belladonna University“ geworden ist, findet die Geschichten online als eBooks. Die ersten vier Teile gibt es als Bundle, das zur Zeit günstig für den Kindle zu haben ist. Es enthält die Titel „Fake Geek Girl“ (Teil 1), „Unmagical Boy Story“ (Teil 2), „The Bromancers“ (Teil 3) und „The Alchemy of Fine“ (Teil 0,5 – der im Bundle nach Teil 3 kommt und für mich so auch gut funktioniert hat). Die aktuellste Veröffentlichung, „Halloween Is Not A Verb“, ist gerade erst Ende Oktober erschienen und deshalb bislang nur als Einzeltitel zu haben.

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