Ursula Vernon: The House of Diamond (Black Dogs 1)

Obwohl ich ja in den vergangenen Jahren deutlich mehr Urban Fantasy als Fantasy gelesen habe, scheint Ursula Vernon mit ihrer Erzählweise genau den richtigen Ton zu finden, um mich wieder zu Fantasygeschichten zu bringen. „The House of Diamond“ beginnt mit der Auslöschung von Lyras Familie durch eine Gruppe von Räubern, die von Lyras Halbruder Jasen angeführt wurden. Verletzt gelingt es der Siebzehnjährigen zu fliehen, doch die Überlebenschancen für eine behütete junge Frau aus einem reichen Kaufmannshaushalt sind nicht sehr groß, bis sie im Wald von dem Hunde-Krieger Sadrao gefunden wird. Für ihn ist es selbstverständlich, dass er sich so lange um Lyra kümmert, bis sie genug gelernt hat, um allein in der Welt bestehen zu können. So steht auch schnell fest, dass Lyra ihn begleitet, als Sadrao für zwei Freundinnen den jungen Halb-Elfen Trent zum House of Diamond bringen soll.

Erst einmal muss ich anmerken, dass die Autorin die beiden „Black Dogs“-Romane laut einer Anmerkung im Buch schon als Teenager geschrieben hat, was dazu führt, dass sie die Handlung und die Figuren deutlich „traditioneller“ aufgebaut hat, als sie es meiner Meinung nach heute tun würde. Zumindest haben die beiden neueren Romane, die ich von ihr gelesen habe, mich auch wegen der ungewöhnlichen Sicht auf klassische Fantasythemen begeistert, während „The House of Diamon“ wenig überraschende Elementen aufweist, wenn es um die eigentliche Handlung geht. Nachdem Lyra von Sadrao aufgesammelt wird, geht es in erster Linie darum, dass der Hunde-Krieger die junge Frau ausbildet, und auch seine beiden Freundinnen – die Elfen Jacyl und Sinai – bringen ihr in der kurzen Zeit, die sie zusammen reisen, so viel wie möglich bei. So dreht sich die Handlung gefühlt darum, dass die kleine Truppe (in wechselnder Besetzung) mit ein paar Zwischenstopps von A nach B reist und am Ende eine Person aus einer Zelle befreien muss.

Auch wenn das vielleicht etwas langweilig klingt, habe ich mich beim Lesen gut amüsiert. Ursula Vernon hat ein Händchen für lustige Dialoge und sympathische Charaktere, außerdem haben mich all die kleinen Informationen, mit denen Lyra versorgt wird, und die diversen Kampf- und Trainingsszenen gut unterhalten. Mir gefielen auch die vielen kleinen Elemente, die die Autorin über die Welt eingebaut hatte – die unbedeutend wirkenden Dinge, die nicht so großen Einfluss auf die Handlung oder das Verhalten der Charaktere hatten, die aber eine Facette der Welt zeigen, die einen überrascht oder berührt. Dazu kommen noch all die fantastischen Tier-Personen wie die Hunde-Krieger, die auf der einen Seite ganz selbstverständlich eine Rolle in dieser Welt spielen und auf der anderen Seite damit zu kämpfen haben, dass es einen immer größer werdenden Rassismus gegen alle Nicht-Menschen (und Elfen) gibt. Man könnte vielleicht kritisieren, dass die Protagonistin Lyra ein bisschen zu gut oder zu geschickt in all den Dingen ist, die sie innerhalb von gerade mal zwei Monaten unter Sadraos Anleitung lernt, aber da es genügend Szenen gibt, in denen Lyra sich dann doch wieder dumm anstellt oder gegen all ihre Instinkte ankämpfen muss, um das neu gelernte Wissen überhaupt anwenden zu können, konnte ich gut damit leben.

Ich hätte allerdings darauf verzichten können, dass sich die einzigen beiden jungen Personen in der Reisegruppe ineinander verlieben. Aber da die beiden wirklich viele gemeinsame Interessen haben und das Ganze ein relativ undramatischer Nebenstrang der Geschichte ist, hat mich diese Liebesgeschichte nicht so sehr gestört, dass sie mir den Roman hätte verderben können. Insgesamt kann ich sagen, dass „The House of Diamodn“ zwar nicht gerade die fesselndste Lektüre war, die ich in den letzten Wochen in der Hand hatte, aber ich habe mich beim Lesen wunderbar amüsiert und viele Details rund um die Welt, die Ursula Vernon für diesen Roman geschaffen hat, genossen. Das Ganze führt dazu, dass ich mich schon jetzt auf den zweiten (und abschließenden) Band mit dem Titel „The Mountain of Iron“ freue, wo es für die kleine Reisegruppe in die Tiefe des Walds der Elfen geht, wo sie sich dann dem großen, bösen Zauberer gegenüberstellen, der Trents Leben von Klein auf zur Hölle gemacht hat. Mal schauen, was die Autorin in dieser Geschichte neben der eher gewöhnlich klingenden Handlung für amüsante Details zu bieten haben wird.

2 Kommentare

  1. Ursula Vernon ist mir schon ein paarmal untergekommen, obwohl ich gar nicht mehr recht weiß, wo und mit welchen Titeln. Dieser hier klingt trotz kleiner Kritikpunkte sehr nett – und mit zwei Bänden auch überschaubar.

    • Konstanze

      Ich habe in den vergangenen Monaten mehrere Sachen von der Autorin gelesen (sowohl unter Ursula Vernon als auch als T. Kingfisher), vielleicht ist das der Grund wieso du das Gefühl hast, dass sie dir schon mehrfach untergekommen ist. Und ja, das war wirklich sehr nett – ebenso wie der zweite Band, der dann doch noch ein paar Überraschungen zu bieten hatte. 🙂

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