Videospiel: Stacking (PS3)

Regelmäßig werden über das Playstation-Network neue Spiele zum Runterladen angeboten – und ehrlich gesagt ist da eine Menge Schrott dabei. Doch hier und da gibt es Spiele, bei denen die Vorschau oder Demo-Version soviel Spaß versprechen, dass wir nicht widerstehen können. Zu Halloween gab es so bei uns schon „Costume Quest“ von der Entwicklerfirma „Double Fine“ (und zu Weihnachten die dementsprechende Erweiterung) und das war einfach nett und witzig und erfrischend anders als ein Großteil der Spiele, die mir in den letzten Jahren so vor die Augen gekommen sind. So konnten wir auch nicht widerstehen, als wir im Playstation-Store auf „Stacking“ (ebenfalls von „Double Fine“) aufmerksam wurden. Nach ein paar Minuten mit der Demo-Version stand fest, dass wir das Spiel – trotz des für einen Download nicht ganz so günstigen Preises von 11,25 Euro – unbedingt kaufen mussten.

In „Stacking“ findet man sich in einer Welt voller Matroschkas wieder – also dieser russischen Holzpuppen, die ineinandergesteckt werden können – und die Handlung ist recht schnell erzählt: Man spielt den kleinen Charlie Blackmore, dessen Vater einen neuen Job bei dem Baron gefunden hat. Nun, so hofft Papa Blackmore, wird er seiner Familie ein besseres Leben bieten können. Doch stattdessen verschwindet der Vater und einige Wochen später kommt der Schuldeneintreiber wegen der fälligen Miete.

Da kein Geld vorhanden ist, kassiert er die Kinder der Familie ein, damit diese die Schulden abarbeiten. Nur Charlie bleibt zurück bei der Mutter, da er zu klein ist, um vernünftig anpacken zu können. Nachdem ein Hilferuf seines Bruders Albert Mutter und Sohn erreichen, macht sich Charlie auf, um seine Geschwister vor den unerträglichen Arbeitsbedingungen beim Baron zu retten.

Für den Spieler beginnt mit diesem Hilferuf ein wirklich lustiges Spielsystem. Da alle Figuren Matroschkas sind, ist es möglich, von den verschiedenen Charakteren „Besitz zu ergreifen“. Allerdings kann man immer nur Matroschkas übernehmen, die eine Nummer größer sind als die, die man gerade steuert. So kann der kleine Charlie von Kindern Besitz ergreifen, die wiederum kleine Erwachsene übernehmen können, die wieder größere und so weiter. Jede Figur hat ganz eigene Fähigkeiten und diese kann man dann nutzen, um die verschiedenen Rätsel in dem Spiel zu lösen.

Und Rätsel gibt es so einige, allerdings nie so schwere, dass man nicht darauf kommen würde. Vor allem gibt es für jedes Problem mehrere Lösungswege – und wenn man doch einmal auf dem Schlauch steht, dann kann man Hinweise abrufen, die einem auf die Sprünge helfen. So gibt es im ersten Kapitel zum Beispiel einen Raum, in den man gelangen muss. Der wird allerdings von einem Wächter beschützt, der die Tür blockiert. Nun muss man entweder einen Weg finden, um den Wächter von der Tür wegzulocken, oder eine Möglichkeit, in den Raum zu gelangen, ohne durch die Tür gehen zu müssen.

Neben den Rätseln, bei denen man schon ein bisschen um die Ecke denken und sich an den Humor der Entwickler gewöhnen muss, ist schon allein die Aufmachung des Spiels hinreißend! Ich liebe nicht nur die Art und Weise, wie die Matroschkas bei „Stacking“ eingesetzt werden, sondern auch die atmosphärische Umsetzung. Die Storyelemente werden als Stummfilm-Passagen – natürlich mit passender Musik! – präsentiert, die Umgebung erinnert sehr an die Jahrhundertwende (1890-1920 würde ich grob sagen) und die Designer haben wunderschöne liebevolle Details eingebaut. So besteht der Fußboden im ersten Setting aus Eis-Stielen, die Tasche eines Zeitungsjungen besteht aus einer Streichholzschachtel und ein Sektkorken mit Olivenspießen dient als gepflegtes Dekorationselement in einer Bahnhofshalle.

Man beachte die Textblase!

Neben der Hauptstory gibt es auch noch einige Nebenaufgaben, über die man entweder stolpert oder die man gezielt suchen kann. So bietet jedes Kapitel einige besondere Figuren, die man finden und nutzen kann, man kann Personengruppen zusammenstellen oder sogenannte Kapriolen ausführen. Je nachdem, ob man sich nun auf die Geschichte mit Charlie konzentriert oder alle möglichen Rätsellösungen (die weiteren Lösungen kann man auch ausprobieren, wenn man die Aufgabe schon erledigt hat) inklusive der Nebenjobs erledigen will, bietet das Spiel Beschäftigung für geschätzte vier bis fünf Stunden oder für ein paar Tage.

Den Humor finde ich in dem Spiel wirklich wunderbar, auch wenn hin und wieder ein – in meinen Augen etwas zu großen – Schwerpunkt auf Figuren mit Flatulenz- oder ähnlichen Problemen gelegt wird. 😉 Aber darüber kann ich bei all den liebevollen Ideen, seltsamen Charakteren und lustigen Dialogen locker hinwegsehen. Ob einem nun dieses kleine Spiel die Summe von gut elf Euro wert ist, muss sich wohl jeder überlegen, aber ich persönlich finde das Geld gut angelegt. Nicht nur, weil „Stacking“ einfach toll ist, sondern auch, weil ich individuelle Entwicklerfirmen mit so schönen und ungewöhnlichen Ideen gern unterstütze.

Einen kleinen Wermutstropfen muss ich allerdings noch erwähnen: Ich kann bei dem Spiel nicht zugucken, wenn mein Mann spielt, weil mir ganz schnell richtig schlecht und schwindelig wird, und auch wenn ich selbst spiele, bekomme ich nach einer guten halben Stunde Kinetose-Symptome (Kinetose=Bewegungskrankheit/Motion Sickness). Aber ich bin in dieser Beziehung auch sehr empfindlich und reagiere extrem auf die wackelnde Bewegung der Matruschkas. Wer sich nicht sicher ist, ob er damit Probleme bekommen würde, für den empfiehlt sich das Spielen der Demo-Version. Danach weiß man auf jeden Fall, ob man das Spiel genießen kann oder nicht. Ich persönlich finde es so schön, dass ich auch damit leben kann, dass ich nur eine halbe Stunde am Stück spielen kann.

12 Kommentare

  1. Vielen Dank für den Bericht. Das klingt wirklich nett, ich glaub, da musste ich meinen lieben Mann, den Verwalter der Playstation, doch direkt drauf ansetzen. ("Hmmmmmm? Ist das dein ernst?!", war seine Antwort.)

  2. Wahrscheinlich ist er am Ende derjenige, der's spielt – und wenn nur mal kurz, um irgendwelche Highscores zu kippen! *murr*

    (Es lädt noch.)

  3. Highscores kann er nicht kippen, aber er könnte schneller auf des Rätsels Lösung kommen … Du musst dich eben tagsüber ab und an mit dem Spiel beschäftigen, wenn dein Mann außer Haus arbeitet! 😀

  4. Jupp, gestern abend haben wir mal reingespielt. Ich war bereits nach gefühlten 30 Minuten Vorgeplänkel so genervt, dass ich die Lust aufs Spiel verloren habe. Und nach fünf Minuten Spiel, das natürlich wieder von 3 Minuten Geplänkel unterbrochen war, hab ich ausgemacht!

    Ich werd kein PS-Spieler mehr in diesem Leben!

  5. Ah, schade, dass diese schöne Geschichte an dich verschwendet ist. Aber vielleicht kannst du deinen Mann dazu bringen soweit zu spielen, dass du dich erst einmal nur an den Rätseln versuchen musst?

  6. Ich glaub, an mich ist wahrscheinlich jedes Playstation-Spiel verschwendet, wenn es nicht Bubble-Bobble ist oder eine Move-Variante. Ich bin wirklich mit der Spielsteuerung ganz, ganz schnell überfordert.

  7. ICH bin da definitiv nicht schnell drin! 😀

    Wenn ich nur jemand hier in der Nähe hätte mit einer DS, damit ich das mal ausprobieren kann. Kannste nicht mal mit deiner vorbeikommen? So lange bleib ich beim iPad! 😉

  8. Du brauchst vermutlich nur etwas Übung, du ungeduldiges Wesen! 😉 Hm, komm doch du vorbei, dann kannst du den DS testen und ich muss nicht eine ganze Spieleauswahl durch halb Deutschland schleppen. 😉

  9. Ja, kann schon sein, aber irgendwie fehlt mir echt die Geduld, mich da auf meine alten Tage noch mal reinzudenken.

    Ansonsten: Pass bloß auf, irgendwann komm ich auf das Angebot zurück! 😉

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