Ich habe in dieser Woche „Das letzte Kapitel“ von Matthew Pearl gelesen und versuche noch, meine Gedanken zu dem Buch zu ordnen. Dabei kam mir heute der Verdacht, dass ich deshalb solche Mühe habe, einen abschließenden Eindruck von dem Roman zu gewinnen, weil ich aufgrund des Klappentextes bestimmte Erwartungen hatte. Nun würde ich gern wissen, ob das an mir liegt oder an dem Klappentext.
Also, hier wieder die Frage an euch: Was würdet ihr bei dem folgenden Klappentext von einem Buch erwarten?
Boston, 1870. Sylvanus Bendall eilt durch die engen Gassen des heruntergekommenen Stadtviertels New Land. Im fahlen Licht der Dämmerung wirkt der Nebel wie ein Leichentuch. Immer wieder dreht der Anwalt sich um und lauscht. Der Verfolger kommt näher. Bendall beschleunigt seine Schritte – vergeblich. Sein Blick fällt auf den Knauf eines Gehstocks, der wie ein Bestienkopf aussieht. Reißzähne blitzen auf. Bendall ahnt, was der Unbekannte mit den schwarzen Augen von ihm will: das Papierbündel in seiner Westentasche – die letzten unveröffentlichten Seiten aus der Feder des kürzlich verstorbenen Charles Dickens. Sie bergen ein dunkles Geheimnis – und jeder, der es kennt, muss sterben.
Blöde Klappentexte sind ja so ein Kapitel für sich! Da könnte ich auch Stories schreiben….
Aber um auf Deine Frage zu kommen:
Offenbar ist dieses Kapitel um Charles Dickes geheimnisumwoben. Ich würde denken, es geht um den verstorbenen Schriftsteller, Amerika im 19. Jahrhundert und diesen Sylvanus, der aus irgendeinem Grund das Kapitel hat und nicht will, dass es jemand anderes bekommt. Und unheimliche Verfolger, die das Kapitel wollen – warum auch immer.
Also spontan und ohne weiteres Nachdenken:
Reißzähne und dunkle Augen – Werwolf oder Vampir
Charles Dickens, Geheimnis und kurz vorher verstorben + jemand, der die Aufdeckung verhindern will – Ist Charles Dickens als Vampir wieder auferstanden? Oder erzählt er eine wahre Geschichte über "Geschöpfe der Nacht", die halt nicht öffentlich werden sollen.
Ich würde also eine Verschmelzung von fiktiver Charles-Dickens Biographie und Arbeit mit Krimi und Horrorelementen (Vampir, Werwolf) erwarten.
Ich finde eure Antworten schon mal spannend – werde aber erst konkret darauf eingehen, wenn vielleicht noch ein paar mehr Leute geschrieben haben, was sie für ein Buch bei dem Klappentext erwarten würden. 🙂
@ Natira
Weiß nicht, ob sich die Reißzähne nicht auf diesen Bestienkopf am Knauf des Stockes beziehen? Sehe da noch kein fantastisches Element….?
@Jed
Ja, ich weiß, die Reißzähne kommen silbrig glänzend vom Knauf. Aber mit den dunklen Augen und dunkles Geheimnis und Nebel und Biest … why not 😀 so als passendes Assessoire 😉
Ich lasse mich überraschen, was Winterkatze demnächst enthüllt 😀
Historischer Thriller um verlorenes Dickens-Werk.
Mhm. Ein bisschen musste ich an Jack the Ripper denken *g*
Aber meine Vermutung würde auch in Richtung Übernatürliches gehen, spannende Krimihandlung usw. Allerdings bem zweiten Mal lesen bin ich mir nicht sicher, ob die Reißzähne nicht zum Gehstock gehören.
Auf die Aulösung bin ich dann ja mal sehr gespannt.
@Soleil
Ich lese es schon so, dass die Reißzähne zum Gehstock, und zwar des Unbekannten gehören. Aber wie schon gesagt, dass muss ja das Übernatürliche nicht ausschließen 😉
Da ich weiß, um was für ein Buch es sich handelt und es daher nicht mehr objektiv beurteilen kann, halt ich mich weitgehend raus. An einen Vampir oder Werwolf würd ich aber definitiv nicht denken – Natira, du bist verdorben! 😉
Für mich klingt der Klappentext übrigens in erster Linie schrecklich! 😀
@Irina
Ich weiß gar nicht was Du meinst 🙂
Hm… Wenn ich so darüber nachdenke: Der fikitve Dickens wurde bestimmt gemeuchelt, weil das geschrieben hat. Er ist bestimmt nicht einfach so gestorben, sondern das war gaaaanz mysteriös. Vermutlich findet man doch noch Punktwunden, oder ihm wurde das Blut irgendwie komplett abgezapft während er leb.. äh, nein, das war ein anderes Buch (sind wohl doch Nachwirkungen *g* )
Vielleicht hat der fiktive Dickens das auch alles geahnt mit dem Mord- und Totschlag, war mutig und hat trotzdem alles aufgeschrieben. Und weil er Sylvanus nicht mochte, hat er diesem die letzten Seite geschickt, weil er ahnte, was passieren würde – ich glaube ja, Sylvanus überlebt die im KLappentext beschriebene Szene nicht oder nicht lange… *ist jetzt bestimmt auch böse, nicht nur verdorben…Wo ist der Jameson? – Ach, falsches Buch. Oder?*
Mir ging es mit diesem Buch so, dass ich aufgrund des Klappentextes ein bisschen Angst hatte, irgendeinen abgeschmackten Gruselschmöker vor die Nase zu bekommen, und dann einfach nur positiv überrascht war, weil dieses Buch wesentlich mehr Substanz hatte. Es ist nicht reißerisch und billig, wie der Klappentext es befürchten lässt.
So, jetzt ist eine Rezension zu "Das letzte Kapitel" online und ihr könnt mal gucken, ob eure Vermutungen zutreffend waren.
Eine Bemerkung noch am Rande: Sylvanus Bendall nimmt übrigens nur eine sehr kleine Nebenrolle ein! 😉
@Ailis: Deine Rezension hatte ich schon gelesen und ich glaube, dass dir das Buch etwas besser gefiel als mir. Als "Abenteuerroman" habe ich es nicht empfunden … 😉