Da ich es in den letzten Jahren immer schön fand, wenn ich hier auf dem Blog etwas zu den Filmen nachlesen konnte, die wir während vergangener „Nippon Connections“ gesehen haben, sammle ich hier mal meine Eindrücke zu den gesehenen Filmen. Da auch in diesem Jahr das Festival donline stattfand, haben wir wieder eine Menge gesehen, was dafür sorgte, dass die Qualität der verschiedenen Filme sehr unterschiedlich war. *g*
Unser Start-Film war in diesem Jahr „It’s a Summer Film!“, eine wunderbar amüsante und leicht absurde Mischung aus Coming-of-Age-Geschichte und Liebeserklärung ans Filmemachen, die unter der Regie von Sôshi Masumoto gedreht wurde. Die Handlung begleitet die Schülerin Barefoot, die gemeinsam mit zwei Freundinnen den Sommer über einen Samuraifilm dreht, weil sie so frustriert davon ist, dass der Filmclub an ihrer Schule nur Liebesfilme produziert. Es war einfach wunderbar lustig zu verfolgen, wie Barefoot die verschiedenen Mitschüler dazu bringt, ihr bei ihrem Dreh zu helfen. Allein die Szenen rund um Rintaro, der ihr Hautpdarsteller sein soll, obwohl er sich dazu definitiv nicht in der Lage sieht, haben mich mehrfach schallend zum Lachen gebracht. Es hat einfach Spaß gemacht, diese Gruppe von Schülern zu begleiten, die all ihre Energie und ihren Einfallsreichtum in die Verwirklichung von Barefoots Traum stecken. Und es gibt so großartige Frauenfiguren und Frauenfreundschaften in diesem Film. Ich weiß nicht, ob es die leicht absurden Elemente in dem Film benötigt hätte, aber sie haben mich definitiv nicht gestört. Insgesamt mochte ich die Geschichte und die verschiedenen Charakteren sehr gern – „It’s a Summer Film!“ war für mich der perfekte Start in eine Woche voller japanischer Filme.
Unser zweiter Film des Tages war „Shiver“ – der im Prinzip nichts anderes war als ein ca. 1 1/2 Stunden langes Musikvideo des Taiko-Ensemble Kodo, das in Zusammenarbeit mit dem Komponisten Koshiro Hino und dem Regiesseur Toshiaki Toyoda entstanden ist. Da ich Taiko-Trommeln wirklich gern höre und es immer wieder beeindruckend finde, den Musikern zuzuschauen, war das ein schön entspannter Ausklang für den ersten Nippon-Connection-Tag. (Mein Mann hat dann im Laufe der Woche noch die beiden Filme „Wolf’s Calling“ und „The Day of Destruction“ von Toshiaki Toyoda gesehen und war von beiden Werken nicht so angetan, da die kritischen Botschaften beider Filme eigentlich nur mit Anmerkungen des Regisseurs in die gezeigten Szenen reininterpretiert werden konnten. Filme, für die man erst einmal eine Interpretationsanleitung benötigt, sind eindeutig nicht unser Ding. 😉 )
Am Mittwoch sind wir dann mit „Under the Open Sky“ (Regie Miwa Nishikawa) in den Filmtag gestartet. Den Film haben wir ausgewählt, obwohl uns das Thema nicht so ansprach, weil wir den Hauptdarsteller Koji Yakusho immer wieder großartig finden. Die Handlung dreht sich um den ehemaligen Yakuza-Gangster Mikami, der nach dreizehn Jahren Haft fest entschlossen ist, seinen Weg in die Gesellschaft zurückzufinden. Dabei macht es ihm die Gesellschaft aber nicht leicht, denn natürlich sind die Vorurteile und Hindernisse, denen der Ex-Häftling begegnet, kaum zu überwinden. „Under the Open Sky“ ist eine leise erzählte – und trotz des einen oder anderen amüsanten Moments – melancholische Geschichte über einen Mann, dem es schwer fällt, sich in der heutigen Gesellschaft zurechtzufinden, und über eine Gesellschaft, die es ihm schwer macht, seine kriminelle Lebensweise hinter sich zu lassen. Der gesamte Film lebt von der intensiven schauspielerischen Leistung von Koji Yakusho, die es einem während des Zuschauens auch leichter macht, über die zum Teil etwas sehr klischeebehafteten Elemente der Handlung hinwegzusehen.
Nach dem eher bedrückenden Film haben wir uns später am Tag noch die Dokumentation „Koshien – Japan’s Field of Dreams“ gegönnt, in der es um Highschool-Baseball geht – was ja eigentlich so gar nicht mein Thema ist. Aber ich fand es faszinierend, diesen Film über zwei Highschool-Baseball-Teams und ihre Trainer zu verfolgen, die beide unbedingt zum 100. Jubiläum am Koshien (dem Tunier, das den Höhepunkt der Highschool-Baseball-Saison bildet) teilnehmen wollten. Dabei zeigte die Regisseurin Ema Ryan Yamazaki zwei sehr unterschiedliche Trainer, von denen der eine sehr traditionsbehaftet und der andere offen für neue Methoden ist, was ich sehr spannend fand. Bei den Spielern selbst wurde deutlich, wie sehr der Sport ihr Leben prägt und welchen unglaublichen Einfluss die Trainer auf sie haben. Dabei gab es so viele Momente, die – für mich immer noch befremdliche – Elemente einer traditonellen japanischen Gesellschaft zeigten, aber auch die Stellen, an denen die Traditionen sich nicht gut in unsere moderne Welt transportieren lassen und wo inzwischen neue Wege gesucht werden müssen. Diese Auseinandersetzungen mit der Suche nach neuen Methoden und das Setzen des Schwerpunkts auf die Beziehungen zwischen Trainern und Spielern haben die Dokumentation für mich zu einem wirklich lohnenden Film gemacht.
Der Donnerstag startete mit einem Film, auf den wir uns beide sehr gefreut hatten, nachdem wir die Beschreibung im Programm gelesen hatten. „Beyond the Infinite Two Minutes“ ist ein Low-Budget-Projekt der Theatergruppe EUROPE KIKAKU, und große Teile der Handlung wurden ohne Schnitt gedreht. Da es eine Zeitreise-Geschichte ist, gibt es so einige Szenen, die natürlich seperat gedreht wurden, aber bei der Haupthandlung kann man eigentlich ganz gut verfolgen, dass da sehr viele Teile der Geschichte am Stück gedreht wurde. Die Handlung rund um den Cafébesitzer Kato, dessen privater Fernseher zwei Minuten in die Zukunft „schauen“ kann, während sein Café-Fernseher zwei Minuten in die Vergangenheit „sieht“, war sehr amüsant, ziemlich absurd und hat uns großen Spaß gemacht. Der Theaterhintergrund der Schauspieler war definitiv spürbar, ebenso die Vertrautheit, mit der sie miteinander umgingen. Der Film hat nicht umsonst den „Nippon Visions Audience Award“ (für Newcomer-Filme) gewonnen!
Da wir bei der Planung davon ausgingen, dass ein Zeitreise-Film vielleicht etwas mehr Aufmerksamkeit erfordern würde, hatten wir uns für den Nachmittag entspannte und leichte Unterhaltung vorgenommen. Mit dem Film „Can’t Stop the Dancing“ von Regisseur Shinobu Yaguchi haben wir genau das dann auch gefunden. Die Geschichte rund um die ehrgeizige Büroangestellte Shizuka, die nach dem Besuch eines Jahrmarkt-Hypnotiseurs anfängt zu singen und zu tanzen, sobald sie Musik hört, war zwar weniger Musical, als wir erwartet hatten, bot uns aber dafür ein wunderbar lustiges Roadmovie (mit gut platzierten Musical-Nummern). Ich mochte die Entwicklung, die die Protagonistin im Laufe des Films durchmachte, ebenso wie ihre Mitstreiterin wider Willen, und es war lustig einen altvertrauten Schauspieler (Akira Takarada) als alternden Hypnotiseur in den Film zu entdecken. Alles in allem hatten wir wirklich sehr viel Spaß mit diesem unterhaltsamen Film. 🙂
Schön, dass Ihr das Festival wieder genießen konntet! Ich habe ausgesetzt. Mein Internet-Anschluss ist seit ein paar Wochen instabil, bricht entweder ganz ab oder reduziert die Bandbreite auf 9 bis 10 MB (statt 100) und wenn ich bereits mit den Fingern auf Oberflächen trommeln kann, weil das Laden des news-feed mit Bildern dauert, dann kannst Du Dir vorstellen, dass ich keine Lust hatte, mich beim Streaming zu ärgern. :/
Nun, das nächste Festival kommt bestimmt (und ja, mein Anbieter ist informiert u. schickt dann nächste Woche auch einen Techniker).
Oh, das klingt ja wirklich mies, Natira! Und ja, ich kann verstehen, dass du unter diesen Umständen ausgesetzt hast, auch wenn es schade ist, dass du ein paar schöne Filme verpasst hast. Ich drücke die Daumen, dass der Techniker dir schnell (und dauerhaft!) helfen kann, dass du wieder ein anständiges Internet hast. Bei uns lief es eigentlich die ganze Zeit rund, nur gegen 17 Uhr gab es immer ein kurzes Stocken, weil dann wohl der Feierabendansturm aufs Internet kam. Aber wir haben selten länger als eine Minute den Film pausieren müssen, bevor es wieder rund lief. 🙂
Danke!