Nachdem Tine mich am Wochenende gefragt hatte, ob dieser Titel der Seraph-Gewinner (für den besten Debüt-Roman) sei, kann ich nun bestätigen, dass Akram El-Bahay mit „Flammenwüste“ wirklich den Seraph gewonnen hat. (Da sieht man mal wieder, wie gut ich zur Zeit informiert bin. 😉 ) Allerdings frage ich mich nun, ob die Konkurrenz so schwach gewesen ist oder ob es preiswürdige Aspekte an diesem Roman gibt, die mir entgangen sind. „Flammenwüste“ ist definitiv kein schlechtes Buch, aber so begeistert bin ich davon nicht, dass ich es mit einem Preis auszeichnen würde.
Die Geschichte dreht sich um den jungen Anûr, der sich in einem leichtsinnigen Moment als sein Großvater, der berühmte Geschichtenerzähler Nûr el-Din, ausgibt und so in ein gefährliches Abenteuer stolpert. Denn der Sultan von Nabija sucht den Rat des weisen Geschichtenerzählers bei der Jagd nach einem Drachen, der einige Ansiedlungen in der Wüste zerstört und dabei viele Menschen getötet haben soll. Obwohl viele Menschen in Nabija davon ausgehen, dass Drachen reine Sagengestalten sind und dass das Wüstenvolk der Harschirim für die Gräueltaten verantwortlich ist, schickt der Sultan einen Trupp aus, um den Drachen zu töten. Anûr wird mit diesen Kriegern mitgeschickt – einerseits als Bestrafung, weil er eine falsche Identität angegeben hat, andererseits als Anerkennung für die Tatsache, dass es ihm gelungen war, ein uraltes Rätsel zu lösen.
Ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass Anûr natürlich einige Abenteuer besteht und im Laufe der Zeit nicht nur Freunde findet, sondern sehr viele fantastische Orte erkunden kann. Akram El-Bahay hat wirklich viele fantastische Einfälle gehabt und ich mochte die diversen Völker, ihre Wohnorte und ihre Lebensweise. Diese Details und zum Teil auch die Vermischung von orientalischen Einflüssen mit Elementen aus der klassischen westlichen Fantasyliteratur hat mir sehr gut gefallen. Der Autor beschreibt die Wüste mit all ihren Facetten sehr schön atmosphärisch und es wurden von ihm immer wieder Märchen in die Geschichte eingeflochten, die von geschichtlichen Ereignissen berichten oder von Figuren, von denen man dachte, dass es reine Sagengestalten seien.
Doch trotz all dieser wirklich hübschen und reizvollen Szenen und Ideen hat mich das Buch nicht richtig packen können. Die Geschichte war nett, aber nicht so spannend, dass ich jetzt unbedingt hätte weiterlesen müssen. Die Figuren waren sympathisch und hatten auch ihre Schwächen und doch muss ich – gerade mal einen halben Tag nach dem Auslesen des Romans – schon genau darüber nachdenken, wer denn nun alles dabei war. So richtig hat sich keiner bei mir eingeprägt, keiner hat mich so sehr berührt, dass er bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen hätte. Der Protagonist Anûr muss schnell feststellen, dass seine Vorstellung vom „Heldendasein“ etwas illusorisch war und so wäre er doch eigentlich gern wieder nur ein einfacher Geschichtenerzählerlehrling. Doch die Umstände sorgen dafür, dass er seiner Rolle als „Held“ nicht entkommen kann – und in diesem Fall sind es wirklich zwingende Umstände (verflixt schwierig, wenn ich nicht spoilern will), die den jungen Mann in den entscheidenden Situationen wie eine Marionette wirken lassen.
Ich glaube, das war mein größtes Problem mit der Geschichte: Auch wenn es in der Regel Anûrs Entscheidung ist, die dafür sorgt, dass der Kampf gegen das Böse weitergeht, so scheint er bei den wirklichen Kämpfen doch nicht so recht anwesend zu sein. Es sind nicht seine Fähigkeiten, die ihn dazu bringen, Rätsel zu lösen oder Kämpfe zu bestehen. Es handelt sich immer um Wissen oder Fertigkeiten, die er nicht bewusst einsetzen kann. Dazu kommt noch, dass mir die Beziehungen zwischen den Figuren häufig ebenso ein Rätsel sind wie ihre Motive. Beides ist für mich nicht wirklich nachvollziehbar dargestellt: Auf der einen Seite gibt es Szenen, in denen die Reisegefährten handeln, als wären sie die besten Freunde, auf der anderen Seite wird kaum beschrieben, wie sich die Personen näher kommen und mehr über den anderen herausfinden und sich so Sympathien entwickeln können.
Ich glaube, ich bleibe dabei und lese es nicht. 😉
Ich kenne nur die Vorgeschichte und fand, das die eigentlich sehr reizvoll klang – Fantasy in der Wüste reizt mich immer, gibt es aber nicht so häufig. Ich habe mich kurz nach dem Lesen aber auch gefragt, was genau ich eigentlich gelesen habe – das war alles nicht schlecht, nett geschrieben, aber eine gute Geschichte, die in Erinnerung bleibt, sieht definitiv anders aus.
Du verpasst auf jeden Fall nichts, wenn du es nicht liest. 🙂 Es ist nett, es strotzt von guten und fantastischen Ideen, aber es fehlt leider das gewisse Etwas, das einen Roman aus der Masse hebt.
Hmm, interessant. Ich bin nach wie vor unschlässig, ob ich das Buch noch lesen möchte oder nicht. Nanni und ich verfolgen den SERAPH ja schon seit ein paar Jahren und können uns mit den Nominierungen auch immer nicht so ganz anfreunden. Trotzdem reizt es mich, das Gewinnerbuch zu lesen.
Vielleicht stolpere ich ja irgendwann ein Mal über das Buch. Und wenn nicht, dann eben nicht 😉
@Tine: Es gibt wirklich nette Elemente bei der Geschichte, aber insgesamt würde ich sagen, dass man sie nicht gelesen haben muss. 🙂
Vielleicht guck ich mal, wie teuer das Ebook ist. Aber derzeit warten sowieso so viele tolle Bücher auf mich, da muss ich eigentlich gar nicht konkret drüber nachdenken 😀
Hm, der Roman hat mich nach Erscheinen sehr neugierig gemacht, aber die meisten scheinen ja nicht so begeistert davon zu sein. Mal sehen, ob ich ihn dennoch lese.
@Neyasha: Wenn du es noch lesen willst, dann leih dir das Buch irgendwo. Es gibt wirklich nette Ideen darin, nur als Gesamtpaket kann es mich einfach nicht überzeugen.
Danke, das ist lieb. Aber abgesehen davon, dass das wohl nur schwer umzusetzen wäre (das Buch nach Deutschland zurückzuschicken, würde mich mehr kosten, als es mir gleich zu kaufen ;-)), gibt es das eh in der Bücherei. Ich kanns also einfach mal ausprobieren.
@Neyasha: Über die Porto Osten darf man vermutlich wirklich nicht nachdenken …
Portokosten! Blöde Autokorrektur …