„Lightning Falls“ ist die neuste Veröffentlichung von Amy Wilson und die perfekte Lektüre, um ein paar heimelig-herbstliche Stunden mit einem Buch zu verbringen. Die Protagonistin Valerie wurde vor zehn Jahren von Lord Rory auf dem Friedhof seines Anwesens „Lightning Falls“ gefunden. „Lighning Falls“ ist ein Geisterhaus, und bei den Bewohnern handelt es sich zum Großteil um die verstorbenen Familienmitgliedern und Bediensteten des Hauses. So ist es kein Wunder, dass Lord Rory vor allem damit Geld verdient, dass er sein Haus an Gäste vermietet, die sich gern einmal gepflegt gruseln möchten. Doch Valerie ist anders als die anderen Bewohner des Hauses, denn sie ist ein „Hallowed Ghost“, ein Geist, der altert und Nahrung benötigt und trotzdem durch Wände gehen und sich unsichtbar machen kann. Valerie liebt das Leben in „Lightning Falls“ sehr, und nur manchmal fragt sie sich, wie es überhaupt dazu kam, dass sie als Kleinkind auf dem Friedhof gefunden wurde.
Erst als ein geheimnisvoller Junge auftaucht und behauptet, dass Valerie – genau wie er selbst – aus einer anderen, einer magischen Welt stammt, fängt das Mädchen an, all die Informationen, die es bislang über sein Leben hatte, zu hinterfragen. Nach und nach deckt Valerie diverse kleinere und größere Geheimnisse rund um „Lightning Falls“ und seine Bewohner auf, und am Ende benötigt sie die Hilfe ihrer gesamten Familie, um ihrer aller Existenz zu retten. Diese kleine Zusammenfassung klingt jetzt dramatischer, als die Geschichte rund um Valerie wirklich ist, denn obwohl wirklich das Fortbestehen einer Welt auf dem Spiel steht, liest sich „Lightning Falls“ recht entspannt. Im Mittelpunkt der Geschichte steht weniger die Gefahr, in der alle schweben, als das Verhältnis zwischen Valerie und ihrer ungewöhnlichen „Pflegefamilie“. Dabei hat Amy Wilson mit dem Geisterhaus, in dem die Protagonistin aufwächst, eine großartige Kulisse für ihre Geschichte geschaffen.
Ich habe es sehr genossen, von all den verschiedenen Geistern, ihren Aufgaben im Haus und ihrem Verhältnis zu Valerie zu lesen. Besonders eng fühlt sich Valerie mit Meg verbunden, die so etwas wie eine Schwester für sie ist. Ich mochte es sehr, dass die Autorin dabei aufzeigt, wie sich das Verhältnis zwischen Valerie und Meg im Laufe der Zeit verändert hat. Denn während Meg als „normaler“ Geist nicht weiter altert, ist Valerie inzwischen zu einem Teenager geworden, was die beiden Mädchen ungefähr gleich alt erscheinen lässt, obwohl Meg jahrelang dabei geholfen hat, Valerie aufzuziehen. Die gegenseitige Unterstützung, die sich Meg und Valerie zukommen lassen, ist einfach wunderschön zu verfolgen. Ebenso hat es mir gefallen, wie Amy Wilson dafür sorgt, dass sich das dunkle und unheimliche Geisterhaus beim Lesen so sehr nach „Zuhause“ anfühlt. Für mich ist „Lighning Falls“ ein Ort, den ich mir als perfekte Unterkunft für ein gemütliches Halloween-Wochenende vorstellen könnte. 😉
Die fantastische Welt Orbis hingegen ist deutlich strahlender, ein magischer Ort voller Farben und wundervoller Dinge – was aber auch dazu führt, dass diese Welt so viel zerbrechlicher wirkt als die, in der Valerie aufgewachsen ist. Ich mochte den Gegensatz zwischen diesen beiden Welten, aber ich muss zugeben, dass sich „Lightning Falls“ für mich – trotz aller Gefahren – deutlich heimeliger anfühlte, weshalb ich die Szenen, die dort spielten, auch etwas mehr genossen habe. So ist es auch das Geisterhaus, das beim Lesen meine Fantasie anregte und dafür sorgte, dass ich mich fast ein bisschen ärgerte, weil sich der Roman so zügig lesen ließ und die Handlung deshalb viel zu schnell vorbei war. Ich wollte „Lighning Falls“ und seine Bewohner einfach nicht verlassen, und ich hätte gern noch viel mehr über Valerie und ihre Zukunft zwischen zwei so unterschiedlichen Welten gelesen. Wenn ihr also auf der Suche nach einem flüssig zu lesenden Wohlfühlbuch voller Geister und anderer fantastischer Elemente seid, bei dem die Geschichte in einem großartigen düsteren Haus spielt und das eine ungewöhnliche Adoptivfamilie zum Thema hat, dann kann ich euch „Lightning Falls“ nur ans Herz legen.
Das klingt ja wirklich nach einem perfekten Halloween-Buch. Da mir sonst Romane mit dieser Thematik meist zu gruselig sind, wäre das ja vielleicht das passende Buch, falls mir trotzdem mal nach gespenstischer Lektüre ist.
„Lightning Falls“ ist trotz all der Geister wirklich nicht gruselig und wäre damit vermutlich wirklich die perfekte Halloween-Lektüre für dich. Ich mag die Erzählweise von Amy Wilson so gern, weil sie einem so viel Raum für eigene Gedanken gibt und einem auf der anderen Seite das Gefühl gibt, dass eigentlich alles gut ist. *g*