Auralee Wallace: In the Company of Witches (Evenfall Witches B&B 1)

Ich weiß nicht mehr genau, wo ich über „In the Company of Witches“ gestolpert bin, aber da das Buch als „herbstlich“, „cozy“ und „wohltuend“ beworben wurde, habe ich es mir als Herbstlektüre besorgt. Am vergangenen Montag dachte ich, dass das der passende Titel wäre, um mich von einem ziemlich frustrierenden Tag zu erholen, und ich fürchte, dass ich damit nicht ganz richtig lag. Das lag aber eher an meinen Erwartungen an den Roman als an der Geschichte, die ich vermutlich mehr genossen hätte, wenn ich nicht so sehr im Hinterkopf gehabt hätte, dass sie „heimelig“ und „wohltuend“ sei, um dann über Elemente zu stolpern, die ich persönlich definitiv nicht in diese Kategorien stecken würde.

Erzählt wird die Handlung aus der Perspektive von Brynn Warren, die gemeinsam mit ihren beiden Tanten Nora und Izzy das Bed & Breadfast „Ivywood Hollow“ führt, in dem auch ihr Onkel Gideon lebt. Brynn ist 31 Jahre alt und seit dem überraschenden Tod ihres Mannes Adam vor über einem Jahr verwitwet. Außerdem ist sie – ebenso wie der Rest der Familie – eine Hexe und sorgt wie schon ihrer Vorfahren dafür, dass es den Anwohnern des kleinen Ortes, in dem sie leben, gut geht, auch wenn natürlich niemand wissen darf, dass die Warrens Hexen sind. Dummerweise wird dann Constance Graves, die wegen einer Renovierung ihres eigenen Hauses im B&B wohnt, ermordet, und bei all den Gerüchten rund um den Mord fällt der Verdacht nicht nur auf Brynns Tante Nora, sondern es gibt natürlich auch die eine oder andere Person, die zu einer Hexenjagd aufruft. Klingt wirklich gemütlich, nicht wahr? 😉

Lustigerweise gibt es wirklich viele schöne und heimelige Elemente in „In the Company of Witches“. Ich mochte es sehr, wie die Magie der Warrens beschrieben wurde, ich habe gern von Brynns Zuneigung zu ihrer Familie und von ihrer Liebe zu ihrem verstorbenen Mann gelesen, und ich habe mich amüsiert über all die Geplänkel zwischen Nora und … ach, eigentlich dem gesamten Rest der Welt. Sehr vieles daran hat mich an den Film „Practical Magic“ erinnert, aber auch bei dem würde ich halt nicht sagen, dass er rundum wohltuend und heimelig ist, denn schließlich gibt es da all die unverarbeitete Trauer von Sally und einen Geist, der ausgetrieben werden muss. So ist es im Prinzip auch bei „In the Company of Witches“, wo Brynns Trauer um ihren Mann der Grund dafür ist, dass sie ihr Leben (und ihre Magie) fast vollständig aufgegeben hat, während die Ermordung von Constance dafür sorgt, dass Brynn nicht nur ihre Beziehung zu ihrer Familie – vor allem zu ihren sich ständig einmischenden Tanten – aufarbeiten, sondern sich auch noch mit Constances vollkommen miteinander verfeindeten Geschwistern beschäftigen muss.

So ist dieser Roman zwar definitiv von einer herbstlichen Atmosphäre geprägt und es gibt viele schöne Momente rund um Brynns Familie und ihre Magie, die ich sehr genossen habe, aber die Geschichte war für mich definitiv nicht „fluffy“ oder „gemütlich“ zu lesen. Dafür gibt es zu viele Szenen, die von Trauer, von Wut oder der kleinlichen Rache von Familienmitgliedern geprägt sind, es gibt zu viele verletzte Gefühle und zu viele Geheimnisse. Natürlich mischen sich darunter auch einige lustige und wohltuende Momente, außerdem habe ich Brynns Familie sehr gemocht, und das, obwohl ihre Tanten in ihrer Zuneigung für Brynn stellenweise wirklich fürchterlich übergriffig handeln. Insgesamt denke ich sogar, dass ich dem zweiten Band der Reihe eine Chance geben werde, nachdem ich nun weiß, dass es weniger „cozy“ sein wird, als ich ursprünglich gedacht hatte. Es waren wirklich vor allem meine Erwartungen an das Buch, die mir den Spaß daran etwas verdorben haben. Wenn ich gewusst hätte, was für Themen in der Geschichte dominieren, hätte ich nicht an einem Tag dazu gegriffen, an dem ich etwas Tröstendes lesen wollte. Wer also kein Problem damit hat, in „In the Company of Witches“ von unverarbeiteter Trauer und von einander hassenden Familienmitgliedern eines Mordopfers zu lesen, wird mit dieser Cozy-Mystery-Variante von „Practical Magic“ bestimmt viel Spaß haben

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