„Ausflug“ mit Shandy

Irgendwie schaffen es Katzen ja grundsätzlich so krank zu werden, dass der Tierarzt gerade nicht erreichbar ist. Gestern Abend habe ich beim Wegwischen einer seiner Pfützen feststellen müssen, dass Shandy Blut im Urin hatte – natürlich zu einer Zeit, als der Tierarzt schon geschlossen hatte. Aber so dringend, dass ich nun in die Notfallklinik hätte fahren müssen, war es zum Glück nicht. Der Kater benahm sich relativ normal, hat gut gefressen, bewiesen, dass er pinkeln konnte, mit mir gekuschelt und schien sein ganz normales grumpiges Selbst zu sein. Trotzdem waren wir natürlich die Nacht über unruhig und da ich (dank Erkältung) gerade eh nicht gut schlafen kann, habe ich immer mal wieder ein Ohr auf seine Aktivitäten gehabt.

Heute morgen habe ich dann eine Minute nach Öffnung in der Praxis angerufen, mir einen Termin geben lassen (zum Glück klappte es noch am späten Vormittag) und ausnahmsweise war ich sogar relativ froh über die Pfütze, die ich kurz vor der Abfahrt im Badezimmer fand – so konnte ich immerhin gleich eine Urinprobe mit zum Tierarzt nehmen. Auch das Einladen ging gut, Shandy hatte anscheinend nicht erwartet, dass er dieses Mal einen Ausflug machen würde und ließ sich problemlos in den Transportkorb setzen, und ab ging es auf die Autobahn. Dort hatte ich wieder eine Menge Glück, denn wenige Fahrzeuge vor mir löste sich ein LKW-Reifen in seine Bestandteile auf. Reifenfetzen flogen über die Fahrbahn (die sind selbst kaputt überraschend groß), es kam auf zwei gut gefüllten Fahrbahnen zur kollektiven Vollbremsung, aber es passierte kein einziger Auffahrunfall. Der LKW landete am Ende auf dem Standstreifen (wo er zwei Stunden später immer noch war), der Rest von uns fuhr vorsichtig und langsam an den Reifenresten vorbei und niemandem ist was geschehen – das hätte auch anders ausgehen können.

Beim Tierarzt wurde Shandy dann von Kopf bis Pfote durchgecheckt inklusive Urinuntersuchung und großem Blutbild. Er hat eine Blasenentzündung, die Nierenwerte sind leicht erhöht (was bei seinem Alter häufiger der Fall ist) und müssen im Auge behalten werden (im Dezember gibt es also noch einmal Bluttests). Wenn er gut auf die Tabletten anspricht, die wir mitbekommen haben, dann ist die Sache mit der Blasenentzündung in ein paar Tagen erledigt. Während er die gesamte Fahrt hindurch in einer Tonlage seinen Unmut in die Welt hinausbrüllte, dass mir die Ohren klingelten, war er beim Tierarzt erstaunlich ausgeglichen und ließ alles mit sich machen. Überhaupt scheint es ihm überraschend gut zu gehen, wenn man bedenkt, dass er heute beim Tierarzt war. Seine Hauptsorge bei der Heimkehr war die kurz darauf folgende Fütterung, die natürlich wieder viel zu spät erfolgte und viel zu wenig Futter für ihn versprach, und danach hat er sich auf mir zusammengerollt und ein Verdaungsnickerchen genossen. Irgendwie hatte ich mir die Ergebnisse der heutigen Untersuchung etwas dramatischer vorgestellt und bin sehr erleichtert, dass der Kater so gut beieinander ist.

Gut genug beieinander, um sogar die Aufmerksamkeit bei einer kleinen Fotorunde zu genießen (und irgendwann hätte ich gern eine Kamera, die auch bei diesem Licht schnell genug ist, um seine „auf dem Rücken liegen und das Bauchkraulen genießen“-Bewegungen einzufangen):

19 Kommentare

  1. BücherFähe

    Da musst du ja richtig erleichtert sein! Ist aber auch eine Menge passiert, bei deinem Ausflug heute. Oo Ich hätte mich ja mega erschrocken, wenn plötzlich Reifenteile quer über die Fahrbahn fliegen!
    Freut mich, dass es deinem Kater, entsprechend der Umstände, so gut geht. Man macht sich ja doch immer arg Sorgen, wenn es dem geliebten Tier nicht gut geht…

  2. Das war auf jeden Fall ein erstaunlich anstrengender Tag mit all den Befürchtungen, dem Schreck und dann der Erleichterung. Nach den fliegenden Reifenteilen war ich auf jeden Fall richtig wach und voller Adrenalin und wenig später fingen die Knie an zu zittern, weil mir durch den Kopf ging, was alles hätte passieren können.

    Ich bin wirklich erleichtert. Katzen neigen dazu jedes Anzeichen von Schwäche zu verbergen und da bekommt man oft erst recht spät mit, dass ein Tier krank ist. Bei Shandy hat das in der Vergangenheit schon zu einigen Notfallaktionen und bangen Tagen geführt, umso schöner ist es, dass es dieses Mal so (relativ) harmlos zu sein scheint. 🙂

  3. Gute Besserung für den stolzen schwarzen Kater!

    Aly, die von Tierarztbesuchen auch eine ganze Oper singen kann

  4. @Aly: Dankeschön! Inzwischen reagiert er auf die Medikamente und ist ziemlich platt (und überraschend appetitlos). Ich denke, er schläft sich gerade gesund.

    Ich hoffe, dass du mit deiner Bande so schnell keinen Tierarzt mehr siehst! Egal wie nett sie sind, je weniger man sie sieht, desto besser!

  5. @Neyasha: Ich will mir auch lieber nicht vorstellen, was da alles hätte passieren können.

    Im Moment schläft er sehr und hält sich von den anderen Katern fern, was zeigt, dass er sich recht angeschlagen fühlt, aber geht ihm auf jeden Fall nicht schlechter. 🙂

  6. Na da scheint ihr ja beide einen tüchtigen Schutzengel zu haben.
    Das mit dem Tierarzt kenne ich. Ich musste auch schon mehrmals zum Notfalltierarzt. Einmal sogar an Heilig Abend und während der Arbeitszeit. 🙁
    Ich hoffe das die Blasenentzündung bald vorbei ist. Darf ist fragen wie du den Urin auffängst bzw. in was du ihn transportierst?
    LG
    Sunny

  7. @Sunny: Das oder einfach nur Glück. 🙂

    Früher haben wir mit Shandy auch schon einige solcher Notfallrunden durchmachen dürfen – im Vergleich dazu sind wir gerade super gelassen und ganz entspannt, auch wenn wir uns schon sorgen um den Grummelkater machen.

    Ich transportiere den Urin in Spritzen. So lässt er sich gut aufziehen, auch wenn die Pfütze etwas kleiner ist, und wenn ich eine Kanüle vorsetze, dann läuft auch nichts aus. Trotzdem packe ich das Ganze dann für den Weg vorsichtshalber noch einmal in eine Plastiktüte.

    Wenn man direkt beim Pinkeln was auffangen will, kann man es mit einer Suppenkelle versuchen, die man der Katze unter den Hintern schiebt. Aber das geht bei uns nur bei Baltimore, der pinkelt mit dem Hintern zur Katzenklotür und ist gelassen genug, dass ihn das nicht irritiert. Alle anderen bevorzugen doch ihre Ruhe beim Geschäft. 😉

  8. Oh Gott, gut, das anscheinend alle anderen Fahrer auch so umsichtig auf der Autobahn waren!

    Die Fotos sind übrigens richtig schön geworden. Ich hoffe, Shandy gehts schon wieder etwas besser?

  9. @Hermia: Ich war total baff, dass das so gut und unaufgeregt ablief. Es war auch nicht gerade wenig los, um die Uhrzeit prallen der erste Feierabendverkehr und die normalen Freitagsgeschäftsreisenden hier auf der Autobahn aufeinander und es wird immer ganz schön eng.

    Danke! Es ist so selten der Fall, dass ich den schwarzen Kerl mal einigermaßen vor die Kamera bekomme. Er ruht viel und die Antibiotika-Spritze, die es gestern beim Arzt gab, scheint seinen Appetit doch etwas beeinträchtigt zu haben, aber er frisst immerhin etwas und bewegt sich zwar vorsichtig, aber doch regelmäßig durch die Wohnung, was ein gutes Zeichen ist. Wenn es ihm schlecht ging, würde er sich so verkriechen, dass weder wir noch die anderen Kater ihn so sehen könnten. Mal schauen, wie es morgen wird, wenn wir mit der Tablettengabe anfangen. 🙂

  10. Oha, ich leide mit Dir und Shandy. Solche Aktionen sind ja immer nervenaufreibend – selbst wenn man es schon "gewöhnt" ist.
    Und was für ein Glück Ihr auf der Autobahn hattet!! Vor solchen Unfällen habe ich immer große Angst. Liebe Grüße und gute Besserung an den kranken Kater, der endlich mal Lust auf ein Fotoshooting hat …

  11. @Sayuri: Ich musste mir Freitag auch ständig sagen, dass das letzte Mal schließlich schon fünf Jahre her ist und dass wir dafür ganz schön dankbar sein können. Und ja, ich habe auch immer vor solchen Unfällen Angst – egal wie vorsichtig man fährt, auf so etwas hat man eben keinen Einfluss und es kann so schnell schief laufen …

    Die Grüße und die Besserungswünsche richte ich aus! Im Moment schläft er schön auf dem Büroschrank, da hat er alles im Blick und trotzdem seine Ruhe. 🙂

  12. Ich wünsche Shandy noch gute Besserung!
    Charly hat ja auch immer wieder mal Probleme mit Blasenentzündungen, aber inzwischen ist sie klug genug, bei schlechten Wetter nicht mehr die Wohnung zu verlassen.

    Vor mir ist vor Jahren mal ein Auto ins Schleudern gekommen, ich sah den Fahrer direkt in die Augen und war unfähig irgendwas zu machen. Irgendwie hat er es aber geschafft an mir und den Autos auf der rechten Seiten vorbeizukommen.

    P.S. : Irgendwie stehe ich mit Blogspot auf Kriegsfuß, ich habe den Kommentar schon einmal geschreiben und als ich "Veröffentlichen" gedrückt habe, war er weg. Also nicht wundern, falls der Kommentar 2x auftaucht.

  13. @Pashieno: Danke! Bei ihm liegt es wirklich an Harngrieß und nicht am kalten Wetter, da hat er einfach eine Veranlagung für.

    Das war gewiss auch ein Erlebnis, das du nie vergessen wirst! Und gut, dass der Fahrer noch an euch vorbeikam, auch da hätte so viel passieren können. Ich habe vor ein paar Jahren mal gesehen wie ein Wagen von einem anderen geschnitten wurde, darauf hin in den Lärmschutzhügel raste und sich überschlug – seitdem halte ich grundsätzlich einen wirklich großen Sicherheitsabstand ein, man kann oft genug einfach nicht so schnell reagieren wie etwas passieren kann. Nur gut, dass wir bislang so etwas zwar gesehen, aber nicht selber involviert waren.

    Ich weiß auch nicht, was da gerade wieder mit Blogspot los ist. Hermia meinte auch schon, dass sie in der letzten Woche Probleme hatte, wenn sie mit Google Chrome kommentiert hat.

  14. So, jetzt hab ich auch endlich nachgelesen, was Shandy fehlt …

    Glücklicherweise ist es ja nicht so schlimm wie befürchtet – ich bin auch immer in Alarmbereitschaft, wenn bei unseren was nicht stimmt. Da kommen gleich wieder die Bilder hoch von den Zeiten, wo es richtig schlimm war und wir mit allem rechnen mussten. Aber immerhin packt mich inzwischen nicht mehr sofort die Panik, sondern ich schaffe es, mir klarzumachen, dass es den beiden verhältnismäßig gut geht und wir bislang alles in den Griff bekommen haben und ein kleines Niesen oder Sichkratzen nicht gleich eine Katastrophe ist.

    Ich hoffe, die Medikamente haben gut angeschlagen und Shandy ist weiter auf dem Weg der Besserung. Kraul ihn mal von mir. 🙂

  15. @Sunny: Bei unserer Katze kann man den Urin in einem Plastikschälchen auffangen, das man ihr unterschiebt. Begeistert ist sie natürlich nicht, aber "abbrechen" kann sie dann auch nicht mehr, muss es also erdulden. Wir haben aber auch keine Haube über dem Katzenklo, man kommt also gut dran. Transportieren musste ich bislang noch nie, würde dafür aber ein ausgewaschenes Schraubglas nehmen oder so.

  16. Meine Güte, als würde die Sorge um den Kater bei Blut im Urin nicht schon reichen! Katzenunmutgeschrei während der Fahrt kenne ich auch zur Genüge, gerade, wenn man auf der Autobahn ist, macht es die Fahrerei nicht einfacher. Und dann noch diese Reifengeschichte. Gut, dass alle so gut reagiert haben! Dein und Shandys Schutzengel waren wohl auch nah dabei – nicht nur in Bezug auf die Fahrt, sondern auch was das Bemerken, den schnellen Termin und die offenbar gute Reaktion auf die Medikation angeht. Toi, toi, toi u. gute Besserung für den schwarzen Helden weiterhin!

  17. @Ariana: Da bin ich auch wirklich erleichtert! Und seitdem wir gestern auf die Tabletten umgestellt haben, benimmt er sich auch fast wieder normal – mit allen guten und schlechten Aspekten. 😉

    Du hattest ja schon öfter geschrieben, dass deine beiden chronisch belastet sind, da muss man sich wirklich immer wieder bewusst machen, wie viel die Tiere schon durchgestanden haben und dass es bislang immer "gut" ausgegangen ist. 🙂

  18. @Natira: Shandy hat es bei solchen Fahrten wirklich drauf Atmosphäre zu schaffen! Ich werde nie vergessen, wir mal in der Dämmerung unterwegs waren und durchgehend hinter uns ein unglaublich dunkles "Jaaawoll" aus dem Transportkorb schallte. Das war wirklich, wirklich unheimlich!

    Ich bin so froh, dass wir dieses Mal so früh festgestellte haben, dass etwas nicht in Ordnung ist. Er benimmt sich schon fast wieder wie immer, ist aber trotzdem so superbrav, dass er sich die Tabletten einfach einwerfen lässt, solange ich dabei mit einem Leckerli vor seiner Nase wedel.

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