Caroline Carlson: Der weltbeste Detektiv

Ich weiß nicht mehr, wo ich über „The World’s Greatest Detective“ von Caroline Carlson gestolpert bin, aber ich weiß noch, dass ich die Inhaltsangabe vielversprechend fand. Als ich nun die Gelegenheit hatte, die deutsche Ausgabe zu lesen, habe ich mich sehr gefreut. Die Geschichte dreht sich um den elfjährigen Toby Montrose, der vor einiger Zeit seine Eltern verloren hat und nun von einem Verwandten zum nächsten geschoben wird. Seine letzte Chance, dem Waisenhaus zu entgehen, ist sein Onkel Gabriel Montrose, der als Detektiv arbeitet und gemeinsam mit vielen Konkurrenten in der Schnüfflergasse lebt. Toby tut alles in seiner Macht stehende, damit Onkel Gabriel zufrieden ist, aber er muss Tag für Tag beobachten, wie vor der Tür des berühmten Detektivs Hugo Abercrombie die Klienten Schlange stehen, während bei seinem Onkel nur Rechnungen und Mahnungen eintrudeln. Als Toby es dann auch noch fertig bringt, die einzige potenzielle Klientin seit Wochen zu vergraulen, ist er bereit, alles zu unternehmen, damit er an Geld kommt, um für Onkel Gabriel von Nutzen zu sein.

So setzt Toby alle Mittel in Bewegung, um an dem großen Detektivwettbewerb teilzunehmen, der von Hugo Abercrombie ausgerufen wurde. Während Onkel Gabriel verreist ist, um in einem schon älteren Fall Nachforschungen anzustellen, gelingt es Toby die Anwesenheit seines Onkels in Coleford Manor vorzutäuschen und als „Detektivassistent“ von Onkel Gabriel Teil der Ermittlungen rund um einen fiktiven Mordfall zu werden. Dummerweise stolpert Toby aber schon an seinem ersten Abend in dem Herrenhaus über eine echte Leiche, so dass aus dem spielerischen Wettbewerb eine Angelegenheit um Leben und Tod wird. Zum Glück findet er in der gleichaltrigen Ivy, die auf Coleford Manor lebt und eine begeisterte Detektivin ist, eine Verbündete, die mit ihm gemeinsam die Ermittlungen aufnimmt.

Ich muss zugeben, dass ich mich beim Lesen von „Der weltbeste Detektiv“ wirklich gut unterhalten habe. Ich mochte die vielen verschiedenen (skurrilen) Charaktere, ich mochte Toby und ich konnte mich im Laufe der Zeit sogar mit Ivy anfreunden. Auch war der Kriminalfall rund um den ermordeten Hugo Abercrombie gut erzählt, obwohl die verschiedenen Hintergründe stellenweise etwas arg durchsichtig waren – aber der Roman wurde ja auch für eine jugendliche Zielgruppe geschrieben und ich halte der Autorin wirklich zugute, dass sie trotzdem eine recht solide Krimihandlung konstruiert hat. Was mich aber im Laufe der Zeit immer mehr störte, war die Welt, in der die Geschichte spielte. Ich fand es unstimmig, dass es zwar Polizei gab, aber die Detektive viel mehr bei einem Mord zu sagen hatten. Das Ganze ging so weit, dass die Polizei drei Tage vor den Toren des Herrenhauses warten musste, bis sie endlich hereingelassen wurden (weil die Detektive noch keinen Schuldigen gefunden hatten).

Die Welt fühlte sich stellenweise sehr britisch an und es gibt auch einige Anspielungen auf klassische britische Kriminalromane, aber die Autorin erwähnt in der ganzen Zeit nur drei Länder (inklusive dem, in dem Toby und sein Onkel leben) und alles, was man über das Heimatland von Toby erfährt, ist, dass dort alle Detektivgeschichten mögen und Detektive sein wollen, während im Nachbarland nicht einmal Kriminalromane gelesen werden und man in Land Nummer drei Ausgrabungen machen kann. Die Welt, die Caroline Carlson da geschaffen hat, ist einfach unrund. Sie ist nicht skurril genug, um für sich zu funktionieren, aber auch nicht normal genug, dass man sie als Teil unserer Welt akzeptieren könnte. Diese Unstimmigkeiten haben mich nicht daran gehindert die Geschichte zu genießen – und ich bin mir sicher, dass viele (gerade jugendliche) Leser darüber hinwegsehen können -, aber sie sorgen dafür, dass ich froh bin, dass ich den Roman nur geliehen und nicht gekauft habe.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert