Diana Pharaoh Francis: The Black Ship (The Crosspointe Chronicles 2)

„The Black Ship“ ist der zweite Teil der Crosspointe Chronicles von Diana Pharaoh Francis und dieses Mal dreht sich die Geschichte um Thorn, einen Lotsen, der bei seiner Gilde in Ungnade gefallen ist. Ich muss gestehen, dass ich etwas Schwierigkeiten hatte in die Handlung reinzufinden, weil ich beim Lesen der ersten Kapitel ständig versuchte, mich an Details aus „The Cipher“ zu erinnern. Da das Lesen des ersten Bandes schon über ein Jahr her ist und die Autorin nichts wiederholt – was ich eigentlich angenehm finde – brauchte es etwas, bis ich die verschiedenen Namen zuordnen konnte.

Thorn (der anfangs noch Sylbrac genannt wird) ist ein Lotse (Pilot), was in der Welt von Crosspointe bedeutet, dass er Schiffe über die „Schwarze See“ steuern kann, in dem er seine Magie, die ihn mit dem Meer verbindet, nutzt, um Gefahren aufzuspüren und zu vermeiden. Denn die Schwarze See ist durch die wilde Magie, die in ihr vorhanden ist, stetigen Veränderungen ausgesetzt, die die Seefahrt zu einer besonders gefährlichen Angelegenheit macht. Vor allem die Sylveth, die bei Berührung Personen oder Gegenstände verwandeln können, stellen eine Herausforderung da, und so wäre ein Schiff ohne Lotse, von vornherein verloren.
Doch so kostbar Thorns Fähigkeiten als Lotse sind, so wenig wird er als Person von seinen Kollegen geschätzt – was dazu führt, dass seine Gilde ihn an ein „Schwarzes Schiff“ verkauft. Schwarze Schiffe sind Schiffe ohne jegliche Legitimation, die häufig zum Schmuggeln oder ähnliche verbotene Tätigkeiten genutzt werden. In Thorns Fall häufen sich die ungünstigen Bedingungen, denn die „Eidolon“, auf der seine Dienste benötigt werden, ist nicht nur ein schwarzes Schiff, sondern sticht auch noch mit einer verfluchten Besatzung, einem wahnsinnigen Kapitän und einer gefährlichen Fracht in See.
Das alles führt dazu, dass Thorn anfangs vor allem damit beschäftigt ist, den Kapitän im Zaum zu halten und die Mannschaft dazu zu bringen, einigermaßen zusammenzuarbeiten. Erst nach und nach erfährt er mehr über die Gefahren, die mit seiner Reise verbunden sind, mehr über die Geschehnisse, die zum Tod seines Bruders (in „The Cipher) geführt haben und mehr Details über die Fracht, mit der die „Eidolon“ unterwegs ist. So scheint auf den ersten Blick nicht so viel in „The Black Ship“ zu passieren, aber Diana Pharaoh Francis gelingt es die Reise mit all ihren Herausforderungen so spannend und atmosphärisch zu beschreiben, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.
Die Auseinandersetzungen innerhalb der Mannschaft, zwischen der Mannschaft und dem Kapitän oder Lotsen und natürlich auch die Reibungen zwischen dem Kapitän und Thorn sorgen für genügend Spannungen. Dazu kommen noch all die Passagen, in denen die Autorin beschreibt, welche Herausforderungen das Meer und die Unwetter in diesem ersten Frühlingsmonat für das Segelschiff und Besatzung bereit halten, die ich ebenfalls faszinierend fand. Die Vorstellung Stunde um Stunde Eis von der Takelage und dem Deck zu hämmern, damit das Schiff manövrierfähig bleibt, während Schnee und Gischt ständig neue Eisschichten erzeugen, hat mich beim Lesen noch einmal ein Stückchen tiefer unter meine Decke kriechen lassen. 😉
Ich mochte es, wie Thorn und all die anderen auf dem Schiff so nach und nach zusammenwachsen und ich fand es schön zu lesen, wie sich der Lotse im Laufe der Geschichte weiterentwickelt. Bei all diesem zwischenmenschlichen Aspekten waren die Szenen, in denen die „Eidolon“ in Gefechte verwickelt wurde oder gegen Sabotage in den eigenen Reihen kämpfen musste, dann nur noch das Sahnehäubchen auf einer eh schon atmosphärischen Geschichte. So schön ich es in „The Cipher“ fand, wie Diana Pharaoh Francis das Leben in einer Hafenstadt beschrieb, so hat mich die Autorin mit den Beschreibungen von dem Leben auf See noch mehr überzeugt. Auch finde ich die Welt, die sie für „The Crosspointe Chronicles“ geschaffen hat, wirklich faszinierend und freue mich über jedes weitere Detail, das diese Welt noch etwas stimmiger und noch etwas komplexer werden lässt. 
Und nachdem ich in der Rezension zu „The Cipher“ kritisiert hatte, wie die Autorin die feindlichen Jutras beschrieben hat, möchte ich hier noch anmerken, dass Diana Pharaoh Francis dieses Mal die Gelegenheit genutzt hat, um mehr zu diesem Volk zu sagen und es etwas differenzierter darzustellen. Ich finde zwar immer noch, dass die Grundidee (dunkle Haut, gelbe Augen, lockige Haare und sie stampfen und tanzen im Kreis, wenn sie ihre Götter beschwören) erschreckend billig ist, bin aber etwas damit versöhnt durch die Darstellung der verschiedenen Jutras in diesem zweiten Band.

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