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Diana Pharao Francis: Putting the Fun in Funeral (Everyday Disasters 1)

Von Diana Pharao Francis kenne ich bislang die „Hornblade Witches“-Serie und zwei von vier Büchern der „Crosspoint Chronicles“ – beide Reihen fand ich sehr unterhaltsam mit gut geschriebenen Actionszenen, einem großartigen Weltenbau und stimmige und sympathische Charakteren. Als ich also über Twitter mitbekam, dass die Autorin Anfang September den Auftaktband einer neue Reihe (bislang ausschließlich als englisches eBook erhältlich) veröffentlicht hatte, habe ich relativ kurzentschlossen zugeschlagen und den Roman dann überraschend zügig durchgelesen. Doch obwohl ich „Putting the Fun in Funeral“ so intensiv gelesen habe, gibt es eine Menge Dinge an dieser Geschichte, die mir eigentlich nicht zugesagt haben und die ich angesichts der früheren Veröffentlichungen der Autorin recht enttäuschend fand.

Die Protagonistin von „Putting the Fun in Funeral“ ist die 26jährige Beck Wyatt. Beck ist eine erfolgreiche Geschäftsfrau, die ihren Lebensunterhalt mit dem Kauf und Verkauf von Waren bestreitet, die sie bei Haushaltsauflösungen ergattert hat. Ihre wichtigsten Bezugspersonen sind ihre Freundinnen Lorraine, Jennifer und Stacey, die mit ihr seit vielen Jahren durch dick und dünn gehen, während das Verhältnis zwischen Beck und ihrer Mutter so schlecht war, dass Beck sehr versucht ist, eine große Party zu schmeißen, als sie erfährt, dass ihre Mutter ermordet wurde. Schon bevor man Details über Becks Kindheit erfährt, wird für den Leser sehr deutlich, dass ihre Mutter eine ausgeprägte sadistische Ader besaß, die sie ihrer Tochter gegenüber hemmungslos ausgelebt hat. Einzig ihre drei Freundinnen – die nur ein wenig von dem erahnen, was Beck daheim durchmachte – sind der Grund, warum die Protagonistin trotz ihre Kindheit zu einer relativ normalen Frau werden konnte. „Relativ normal“, weil Beck zwar grundsätzlich ein hilfsbereiter Mensch, eine aufmerksame Freundin und eine gute und verantwortungsvolle Chefin ist, aber auf der anderen Seite auch sehr aggressiv werden kann, wenn sie das Gefühl hat, dass ihr jemand Vorschriften machen will.

Die Ermordung ihrer Mutter führt nicht nur dazu, dass Beck von der Polizei als Verdächtige behandelt wird (schließlich macht sie keinen Hehl daraus, wie froh sie über diesen Todesfall ist), sondern auch zu einigen merkwürdigen Vorfällen in ihrem Leben. Vor allem die Beinahe-Entführung durch Damon, ein Fluch und weitere gefährliche Ereignisse machen Beck klar, dass mehr hinter der Ermordung ihrer Mutter steckt, als sie ursprünglich gedacht hatte. Bislang ging Beck davon aus, dass sie die Einzige war, die wusste, dass ihre Mutter (ebenso wie Beck selbst) über Magie verfügte und diese auch regelmäßig einsetze, doch nun muss sie nicht nur feststellen, dass es noch mehr Menschen gibt, die Magie benutzen können, sondern auch, dass damit eine Gesellschaft voller machthungriger Personen, Intrigen und zweifelhafter Familienbande verbunden ist.

Den Weltenbau – auch wenn er nicht gerade innovativ gestaltet war – mochte ich sehr gern, ebenso wie die vielen kleinen Elemente rund um Becks Leben, wie etwa ihre Freundschaft zu Lorraine, Jennifer und Stacey, ihr Verhältnis zu ihren Angestellten und ihre Bereitschaft, sich für einen ihr vollkommen unbekannten Hund einzusetzen. Zum Teil mochte ich sogar die langsam wachsende Beziehung zwischen Beck und Damon, aber leider nur zu einem Teil. Mir gefiel es, dass er ihre Unabhängigkeit, ihren Mut und ihre Starrköpfigkeit ebenso anziehend fand wie ihr Äußeres, aber ich verstehe nicht, warum er von der Autorin zu Beginn als machohafter Entführer angelegt wurde, der Beck gegen ihren Willen küsst – was dann zu dieser unglaublichen körperlichen Anziehung zwischen den beiden führt.

Überhaupt muss man mir als Leserin schon einen sehr guten Grund für solch eine extreme körperliche Anziehung bieten, damit ich das einfach hinnehmen kann, und hier war das nicht der Fall. Die beiden sehen sich und denken von diesem Augenblick an nur noch an Sex (wobei ich hier mal spoilere und verrate, dass es keine einzige richtige Sexzene in diesem Roman gibt, denn mehr als Küssen passiert eigentlich nicht). Und weil er nur noch an Sex denken kann, will er sein kleines Frauchen natürlich auch ständig beschützen, obwohl er doch eigentlich ihre Unabhängigkeit so sehr bewundert – irgendwie passt das für mich nicht. Wenn es neben all den „er ist so heiß“- und „sie streiten sich, weil sie sich nicht beschützen lassen will und er das nicht versteht“-Szenen nicht auch noch genügend Momente gegeben hätte, in denen sich die beiden langsam kennenlernen und mehr als nur die körperliche Anziehung miteinander teilen, hätte ich das Buch abgebrochen.

Auch hatte ich häufig ein Problem mit der Ausdrucksweise von Beck (und ihren Freundinnen) und den Themen, die sie beschäftigten. Obwohl Beck nach einem unangenehmen Erlebnis auf dem Autorücksitz einen Mitschülers angeblich vollkommen dem Sex abgeschworen hat, scheinen sie und ihre Freundinnen – solange kein Notfall vorliegt – über nichts anderes als Männer und Sex zu reden. Ihre drei Freundinnen sind selbst in dieser Hinsicht sehr aktiv und allesamt der Meinung, dass auch Beck unbedingt Sex braucht, während Beck selbst jedem gutaussehenden Mann hinterhersabbert, der ihr begegnet, und überlegt, ob er ein potenzieller Bettgefährte wäre oder nicht. Ich frage mich, ob die Rezensentinnen, die all die positiven Meinungen zu „Putting the Fun in Funeral“ veröffentlich haben, diese Szenen auch so lustig fänden, wenn ein Autor so über eine Gruppe von Männern geschrieben hätte, die jeder vorbeikommenden attraktiven Frau hinterherhecheln. Mich persönlich hat es unglaublich geärgert, dass eine Geschichte, die für mich eigentlich sehr viele ansprechende und unterhaltsame Elemente beinhaltete, durch diese Passagen so getrübt wurde. Am Ende weiß ich nicht, ob ich mir die Fortsetzung auch besorgen werden, obwohl ich eigentlich gern mehr über die Magie, die fantastischen Kreaturen (Gargoyles!) und sogar Becks Schicksal erfahren würde.

Diana Pharaoh Francis: The Black Ship (The Crosspointe Chronicles 2)

„The Black Ship“ ist der zweite Teil der Crosspointe Chronicles von Diana Pharaoh Francis und dieses Mal dreht sich die Geschichte um Thorn, einen Lotsen, der bei seiner Gilde in Ungnade gefallen ist. Ich muss gestehen, dass ich etwas Schwierigkeiten hatte in die Handlung reinzufinden, weil ich beim Lesen der ersten Kapitel ständig versuchte, mich an Details aus „The Cipher“ zu erinnern. Da das Lesen des ersten Bandes schon über ein Jahr her ist und die Autorin nichts wiederholt – was ich eigentlich angenehm finde – brauchte es etwas, bis ich die verschiedenen Namen zuordnen konnte.

Thorn (der anfangs noch Sylbrac genannt wird) ist ein Lotse (Pilot), was in der Welt von Crosspointe bedeutet, dass er Schiffe über die „Schwarze See“ steuern kann, in dem er seine Magie, die ihn mit dem Meer verbindet, nutzt, um Gefahren aufzuspüren und zu vermeiden. Denn die Schwarze See ist durch die wilde Magie, die in ihr vorhanden ist, stetigen Veränderungen ausgesetzt, die die Seefahrt zu einer besonders gefährlichen Angelegenheit macht. Vor allem die Sylveth, die bei Berührung Personen oder Gegenstände verwandeln können, stellen eine Herausforderung da, und so wäre ein Schiff ohne Lotse, von vornherein verloren.
Doch so kostbar Thorns Fähigkeiten als Lotse sind, so wenig wird er als Person von seinen Kollegen geschätzt – was dazu führt, dass seine Gilde ihn an ein „Schwarzes Schiff“ verkauft. Schwarze Schiffe sind Schiffe ohne jegliche Legitimation, die häufig zum Schmuggeln oder ähnliche verbotene Tätigkeiten genutzt werden. In Thorns Fall häufen sich die ungünstigen Bedingungen, denn die „Eidolon“, auf der seine Dienste benötigt werden, ist nicht nur ein schwarzes Schiff, sondern sticht auch noch mit einer verfluchten Besatzung, einem wahnsinnigen Kapitän und einer gefährlichen Fracht in See.
Das alles führt dazu, dass Thorn anfangs vor allem damit beschäftigt ist, den Kapitän im Zaum zu halten und die Mannschaft dazu zu bringen, einigermaßen zusammenzuarbeiten. Erst nach und nach erfährt er mehr über die Gefahren, die mit seiner Reise verbunden sind, mehr über die Geschehnisse, die zum Tod seines Bruders (in „The Cipher) geführt haben und mehr Details über die Fracht, mit der die „Eidolon“ unterwegs ist. So scheint auf den ersten Blick nicht so viel in „The Black Ship“ zu passieren, aber Diana Pharaoh Francis gelingt es die Reise mit all ihren Herausforderungen so spannend und atmosphärisch zu beschreiben, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.
Die Auseinandersetzungen innerhalb der Mannschaft, zwischen der Mannschaft und dem Kapitän oder Lotsen und natürlich auch die Reibungen zwischen dem Kapitän und Thorn sorgen für genügend Spannungen. Dazu kommen noch all die Passagen, in denen die Autorin beschreibt, welche Herausforderungen das Meer und die Unwetter in diesem ersten Frühlingsmonat für das Segelschiff und Besatzung bereit halten, die ich ebenfalls faszinierend fand. Die Vorstellung Stunde um Stunde Eis von der Takelage und dem Deck zu hämmern, damit das Schiff manövrierfähig bleibt, während Schnee und Gischt ständig neue Eisschichten erzeugen, hat mich beim Lesen noch einmal ein Stückchen tiefer unter meine Decke kriechen lassen. 😉
Ich mochte es, wie Thorn und all die anderen auf dem Schiff so nach und nach zusammenwachsen und ich fand es schön zu lesen, wie sich der Lotse im Laufe der Geschichte weiterentwickelt. Bei all diesem zwischenmenschlichen Aspekten waren die Szenen, in denen die „Eidolon“ in Gefechte verwickelt wurde oder gegen Sabotage in den eigenen Reihen kämpfen musste, dann nur noch das Sahnehäubchen auf einer eh schon atmosphärischen Geschichte. So schön ich es in „The Cipher“ fand, wie Diana Pharaoh Francis das Leben in einer Hafenstadt beschrieb, so hat mich die Autorin mit den Beschreibungen von dem Leben auf See noch mehr überzeugt. Auch finde ich die Welt, die sie für „The Crosspointe Chronicles“ geschaffen hat, wirklich faszinierend und freue mich über jedes weitere Detail, das diese Welt noch etwas stimmiger und noch etwas komplexer werden lässt. 
Und nachdem ich in der Rezension zu „The Cipher“ kritisiert hatte, wie die Autorin die feindlichen Jutras beschrieben hat, möchte ich hier noch anmerken, dass Diana Pharaoh Francis dieses Mal die Gelegenheit genutzt hat, um mehr zu diesem Volk zu sagen und es etwas differenzierter darzustellen. Ich finde zwar immer noch, dass die Grundidee (dunkle Haut, gelbe Augen, lockige Haare und sie stampfen und tanzen im Kreis, wenn sie ihre Götter beschwören) erschreckend billig ist, bin aber etwas damit versöhnt durch die Darstellung der verschiedenen Jutras in diesem zweiten Band.

Diana Pharaoh Francis: The Cipher (The Crosspointe Chronicles 1)

„The Cipher“ von Diana Pharaoh Francis gehört zu den Romanen, zu denen ich unglaublich gern eine lange und begeisterte Rezension schreiben möchte – und dann fallen mir tagelang nur so eloquente Aussagen wie „Das war so unglaublich cool!“ ein. 😉 Die Autorin hatte ich im November 2013 durch ihre Urban-Fantasy-Reihe rund um die „Hornblade Witches“ kennengelernt. Schon da hatte mir der Weltenbau sehr gut gefallen, ebenso wie die vielen Details rund um die Hexen, ihre Krieger und das komplexe soziale Gefüge zwischen diesen Personen und ihren Gegnern.

„The Cipher“ ist der Auftakt einer vierteiligen Reihe und dieser erste Band spielt in einem kleinen Inselkönigreich, in dem ganz eigene (strenge) Gesetze herrschen. Anfangs ist es etwas verwirrend, weil einen die Autorin mitten in die Welt wirft und relativ wenig erklärt wird, aber das macht auch einen Reiz des Romans aus, weil man so viel entdecken und zusammenpuzzeln kann. Ich fasse hier ein paar Sachen zusammen, die man eigentlich erst im Laufe des Romans erfährt, werde aber nichts spoilern, was für die Handlung relevant ist.

Crosspointe ist ein kleines Inselkönigreich, das vor allem von den rätselhaften Sylveth lebt. Sylveth sind – und das ist jetzt schwierig zu beschreiben – eine Art wilde und gefährliche Magie, die durch das umliegende Meer immer wieder auf die Insel zugetrieben wird. Einige Magier der Insel sind in der Lage mit diesen Sylveth kleine nützliche Dinge wie zum Beispiel Straßenbeleuchtung herzugestellen – Dinge, die eben auch zu guten Preisen exportiert werden. Import und Export sind von großer Bedeutung für das Königreich und so ist es kein Wunder, dass eine Position beim Zoll eine wichtige Aufgabe in diesem Land ist.

Lucy Trenton, Nichte des Königs und Protagonistin von „The Cipher“, arbeitet beim Zoll und gilt als vertrauenswürdige und zuverlässige Mitarbeiterin – zumindest bis zu dem Tag, an dem sie beschuldigt wird, ein besonders kostbares Stück Fracht gestohlen zu haben. Doch das ist nicht das einzige Problem, mit dem sie sich innerhalb kürzester Zeit herumschlagen muss, und so ändert sich ihr Leben innerhalb weniger Tage radikal. Obwohl Lucy immer – bis auf eine kleine Ausnahme – gesetztestreu war und ein sehr langweiliges und berechenbares Leben geführt hat, wird sie auf einmal von allen Seiten gejagt.

Eine Teilschuld daran trägt Kapitän Marten Thorpe – ein fantastischer Seemann und ein fanatischer Spieler und berüchtigter Lebemann. Ich verrate nicht zu viel, wenn ich schreibe, dass zwischen Lucy und Marten sehr schnell eine gewisse Anziehung entsteht und dass ihre „Beziehung“ eine nicht unerhebliche Rolle in der Geschichte spielt. Trotzdem habe ich diesen Roman nicht als „romantisch“ empfunden, denn beide haben ihre eigenen (eigennützigen) Motive, um sich (körperlich) auf den anderen einzulassen. Es ist schwierig mehr dazu zu schreiben, ohne zu viel zu verraten, also lasse ich das jetzt einfach mal so stehen. 😉

Einer der großen Pluspunkte an diesem Roman sind die atmosphärischen Szenen rund um das Leben auf dieser speziellen Insel. Diana Pharaoh Francis spielt mit dem Wetter, mit dem magischen Sturm (so coole Passagen!), mit der Rivalität zwischen dem Königshaus und den Kaufleuten, die der Meinung sind, dass sie die Insel regieren sollten. Das ganze Buch strotzt nur so vor Insel- und Hafenelemente und das macht eine Menge Spaß. Auch die Protagonisten mochte ich sehr gern. Lucy wirkt anfangs etwas langweilig, während sie sehr pflichtbewusst ihrer Arbeit nachgeht und sich abends mit einem Buch vor dem Feuer einrollt, aber sie entpuppt sich als einfallsreiche Kämpferin. An Marten hingegen verzweifelt man beim Lesen immer wieder, aber auf eine Art und Weise, dass ich der Autorin am Ende jede Dummheit, die dieser Charakter zustande bringt, verzeihen kann.

Es gibt allerdings eine Sache, die mir beim Lesen von „The Cipher“ nicht gefallen hat, weil ich das (selbst bei wohwollender Sicht, weil mir die Handlung ansonsten so gut gefallen hat) billig und unüberlegt finde: Die Feinde des Inselkönigreichs, die Jutras, sind dunkelhäutig, haben gelbe Augen und tanzen und stampfen im Kreis, wenn sie ihre Magie wirken. Zum Teil liegt das vermutlich/hoffentlich daran, weil die Insulaner in dieser Geschichte nur in so eindeutig erkennbaren Personen ihre Feinde sehen sollen. Aber eine Autorin, die ansonsten so tolle und ungewöhnliche Einfälle hat, hätte da definitiv einen anderen Weg finden müssen, um ein Feindbild zu schaffen.