Bislang habe ich jeden „InCryptid“-Band mit großem Vergnügen gelesen, aber anscheinend habe ich nur bei den Bänden rund um Verity das Bedürfnis darüber zu schreiben. „Chaos Choreography“ ist der fünfte InCryptid-Roman und der dritte, in dem Verity die Hauptfigur ist, nachdem die vorhergehenden beiden Bücher aus der Sicht ihres Bruders Alex erzählt wurden. In „Chaos Choreography“ bekommt Verity eine letzte Chance, um sich als Tänzerin zu beweisen. Eigentlich war sie davon ausgegangen, dass sie nach ihrem letzten Auftritt in „Dance or Die“ das Tanzen vergessen könnte, weil es nun ihre Aufgabe sei das „Familiengeschäft“ weiterzuführen. Doch als der Produzent eine besondere Staffel ankündigt, in der die vier besten Tänzer der vergangenen fünf Staffeln gegeneinander antreten sollen, gerät Verity in Versuchung. Ihre Identität als „Valerie Pryor“ wurde nie aufgedeckt und so scheint es sicher zu sein, noch einmal vor die Kameras zu treten und Amerika zu beweisen, was für eine fantastische Tänzerin sie ist.
Doch so einfach ist es natürlich nicht. Inzwischen ist Verity verheiratet und so benötigt nicht nur sie ein Identität, die dem „Covenant of St. George“ unbekannt ist, sondern auch ihr Mann. Außerdem kommt es am Set zu „Dance or Die“ schnell zu merkwürdigen Vorkommnissen, die dafür sorgen, dass Verity nicht länger ihr hartes, aber unbeschwertes Leben als „Valerie“ führen kann, sondern herausfinden muss, wer die ausgeschiedenen Tänzer der aktuellen Staffel umbringt. Gemeinsam mit Dominic, den „übernatürlichen“ Teilnehmern bei „Dance or Die“ und ihrer Großmutter Alice Price-Healy macht sich Verity auf die Suche nach den Mördern – und muss dabei natürlich die eine oder andere gefährliche Situation überstehen.
In „Chaos Choreography“ setzt Seanan McGuire wieder auf viele bewährte Elemente. Es gibt die verschiedenen fantastischen Wesen, die nicht nur für sich genommen spannend und interessant sind, sondern bei denen ich es auch faszinierend finde, wie sie in unserer modernen Welt ein Auskommen finden. Dazu kommt noch die Interaktion zwischen den verschiedenen übernatürlichen Wesen und Verity, die als Mensch eigentlich nicht vertrauenswürdig ist, aber doch als Kryptozoologin manchmal sogar zur Freundin wird. Dazu noch die Aeslin-Mäuse, die dieses Mal schon fast zu kurz kommen, denn ich habe die verschiedenen skurrilen Feiertage vermisst, und natürlich Seanan McGuires Händchen für humorvolle Szenen und Dialoge. Etwas vorhersehbar, aber trotzdem amüsant waren die Interaktionen mit Veritys Großmutter Alice Price-Healy, die ganz eigene Vorstellungen davon hat, wie man verdeckt ermittelt und keine Aufmerksamkeit erregt.
Doch was mich vor allem bei diesem Roman gepackt hat, waren die Momente, in denen Verity tanzte. Seanan McGuire gelingt es fantastisch diese Mischung aus harter Arbeit, körperlichen Schmerzen und Erschöpfung und absoluter Befriedigung zu beschreiben, die mit dem Erlernen einer Choreografie einhergeht. Ebenso fand ich es stimmig wie die Tänzer voller Nervosität auf ihren Auftritt warteten, um dann auf der Bühne alles zu geben, – und kurz darauf bestimmen wieder die Gesetze des Show-Business jede Geste, jedes Wort, denn natürlich nehmen die Tänzer nur deshalb an solch einer Show teil, um durch ihren Tanz und ihr Benehmen, die Sympathien des Publikums und somit ihre Stimmen zu gewinnen. Ich fand all diese Momente wirklich atmosphärisch dargestellt und es hat Spaß gemacht eine Urban-Fantasy-Geschichte in diesem Umfeld zu lesen.
(Und jetzt warte ich ungeduldig darauf, dass ich endlich im nächsten Jahr den ersten InCryptid-Band rund um Veritys kleine Schwester Antimony lesen kann. Denn auf die freu ich mich schon sehr!)