So langsam arbeite ich mich durch meine Sammlung von Diana-Wynne-Jones-Titeln, die ich noch nicht kenne. In den vergangenen Tagen war das Buch „Archer’s Goon“ an der Reihe, das folgendes verspricht:
This book will prove the following ten facts:
1. A Goon is a being who melts into the foreground and sticks there.
2. Pigs have wings, making them hard to catch.
3. All power corrupts, but we need electricity.
4. When an irresistible force meets an immovable object, the result is a family fight.
5. Music does not always soothe the troubled breast.
6. An Englishman’s home is his castle.
7. The female of the species is more deadly than the male.
8. One black eye deserves another.
9. Space is the final frontier, and so is the sewage farm.
10. It pays to increase your word power.
Die Geschichte beginnt damit, dass der dreizehnjährige Howard Sykes eines Tages von der Schule kommt und Archer’s Goon in seiner Küche vorfindet, der behauptet, dass Howards Vater seinem Boss noch 2000 Wörter schuldet. Weder Howards kleine Schwester Awful noch die Studentin Fifi, die mit im Haus wohnt und nachmittags dafür sorgt, dass die beiden Kinder ihren Tee serviert bekommen, wissen, wer Archer ist oder was er mit den 2000 Wörtern tut, die ihm Mr. Sykes schulden. Doch so richtig seltsam wird die ganze Angelegenheit für Howard, nachdem sein Vater seine Schulden bezahlt hat und der Goon trotzdem bei Howards Schule auftaucht und darauf besteht, dass er und Howard nun Freunde seien, während gleichzeit diverse andere Personen auf einmal Interesse an Mr. Sykes‘ Wörtern entwickeln. Doch je mehr Personen von ihm einen Text geschrieben haben wollen, desto störrischer wird der Autor und verweigert jegliche Mitarbeit – was zu einigen dramatischen Entwicklungen für seine Familie (und sehr amüsanten Momenten für den Leser) führt.
Ich liebe die Charaktere in diesem Buch. Besonders Howards kleine Schwester Awful (eigentlich Anthea) ist so schrecklich, wie ihr Name andeutet, und dabei so großartig, dass ich jede einzelne Szene mit ihr genossen habe. Nicht alle Figuren sind detailliert ausgearbeitet, aber das macht überhaupt nichts, weil man schon bei einem kleinen Auftritt in der Regel ein genaues Gefühl für den Charakter bekommt. Dazu kommt ein kompliziertes Geflecht von Beziehungen zwischen den verschiedenen Figuren, das so nach und nach enthüllt wird, und ich war wieder einmal hingerissen von der Fähigkeit der Autorin, all diese kleinen zwischenmenschlichen Momente zu erfassen, die das Agieren verschiedener Menschen miteinander so sehr bestimmen. Dazu kommt, dass Howard, je intensiver er die Personen in seiner Umgebung und ihre Reaktion auf andere Menschen beobachtet, eine ganze Menge über sich selbst und seine Familie lernt.
Wie es sich für ein richtig gutes Diana-Wynne-Jones-Buch gehört, ist auch „Archer’s Goon“ voller skurriler und amüsanter Entwicklungen, die einem innerhalb dieser Romanwelt überraschend stimmig vorkommen. Dabei greift die Autorin wieder einmal auf Figuren zurück, die über Magie verfügen und dank ihrer Fähigkeiten gleich eine ganze Stadt unter ihrer Herrschaft haben. Da es sich jedes Mal neu und ungewöhnlich anfühlt, wenn Diana Wynne Jones mit dieser Idee spielt, kann ich sehr gut damit leben, dass sie immer wieder dieselbe Grundvoraussetzung in ihre Geschichten einbaut. In „Archer’s Goon“ gab es so viele überraschende und bizarre Momente, dass ich beim Lesen das Gefühl hatte, mir würde die perfekte Mischung aus vertrauten und geliebten Elementen und unverbrauchten Ideen präsentiert. So sehr ich die Romane der Autorin wie „Howl’s Moving Castle“ mag, die durchgehend in einer Fantasywelt angesiedelt sind: Ich genieße die Geschichten, die „britischen Alltag“ mit einer Spur von Magie versehen, doch noch ein bisschen mehr.
Klingt ja süß 🙂 Muss wirklich mal was von der Autorin lesen.
Ich wäre zumindest gespannt darauf, wie dir ihre Geschichten gefallen. Oh, und dieser Band wäre ein sehr gutes Starterbuch, wenn du wirklich mal was von ihr ausprobieren magst. 🙂