Diana Wynne Jones: The Merlin Conspiracy (Magids 2)

Während „Deep Secrets“ in der Regel als Fantasy für erwachsene Leser eingestuft wird, zählt der zweite Magids-Band anscheinend wieder zu den Jugendbüchern von Diana Wynne Jones. Auf die Idee zu dem Roman ist die Autorin gekommen, als ein Leser sie fragte, was denn aus Nick Mallory (der eine Nebenfigur in „Deep Secrets“ war) geworden sei. Trotzdem kann man die beiden Bücher eigentlich vollkommen unabhängig voneinander lesen kann, obwohl man hier etwas über Nicks Familie erfährt, dass erst am Ende des ersten Romans enthüllt wird. In „The Merlin Conspiracy“ wird die eine Hälfte der Geschichte von Nick Mallory erzählt, während die zweite Hauptfigur Roddy (genauer gesagt Arianrhod) Hyde ist, die in einer Welt lebt, die unserer in vielen Dingen sehr ähnlich ist, die aber über eine Menge Magie verfügt und in der England von einem König regiert wird, der das ganze Jahr über durch sein Land reist (unter anderem um dafür zu sorgen, dass die Magie im Gleichgewicht bleibt).

Mir hat „The Merlin Conspiracy“ deutlich besser gefallen als „Deep Secret“, unter anderem weil ich mit Roddys Heimatwelt deutlich besser zurecht kam als mit dem Koryfonic-Imperium. Roddy gehört zu dem Tross des Königs und reist seit ihrer Geburt mit der Bus-Karawane durchs Land. Als Tochter des königlichen Wettermagiers gehört sie zum Hofstaat, auch wenn das in ihrem Alter nicht mehr bedeutet als auf Wunsch anwesend zu sein und sich gut zu benehmen und ansonsten nicht im Weg rumzustehen. Ihr bester Freund ist Grundo, ein etwas jüngerer Junge, der von seiner Mutter und seiner Schwester regelmäßig gemobbt wird. So hat es sich Roddy zur Aufgabe gemacht Grundo vor seiner Familie zu beschützen – was zu Beginn der Geschichte dazu führt, dass die beiden Jugendlichen hinter einen Komplott kommen, bei dem eine mächtige Magierin und ihre Verbündeten das sensible Gleichgewicht der Magie für ihre eigenen dunklen Zwecke ausnutzen wollen.

Auf der Suche nach Hilfe stolpert Roddy über Nick, der aufgrund unglücklicher Umstände dem Schattenpfad zwischen den Welten folgt und somit verpflichtet ist, drei Personen zur Seite zu stehen, bevor er den Pfad wieder verlassen kann. Nick hat sich seit den Ereignissen in „Deep Secret“ nicht viel verändert. Noch immer ist er fasziniert von der Magie und träumt davon selber eines Tages ein Magid zu werden, während er auf der anderen Seite alles dafür tut, um bloß keine Verantwortung übernehmen zu müssen. Doch im Laufe seiner Reise muss er feststellen, dass all seine Handlungen Konsequenzen (vor allem für andere) haben, selbst wenn er das Gefühl hat, er würde doch nichts tun und sich weiterhin geschickt durch alle Herausforderungen mogeln.

Für mich beinhaltet „The Merlin Conspiracy“ wieder ganz viel dieser ganz speziellen Diana-Wynne-Jones-Atmosphäre. Es gibt ganz viele skurrile und witzige Szenen, die für den Außenstehenden unfassbar erscheinen, während sie für die Beteiligten eigentlich vollkommen alltäglich sind, Außerdem finden sich fantastische Orte und Menschen in der Geschichte, die man sofort ins Herz schließt, während man bei all den amüsanten Momenten trotzdem immer wieder schlucken muss, weil die Autorin mit erschreckender Leichtigkeit gravierende Probleme streift, die ohne großes Umdenken auf unseren Alltag und unsere Welt übertragen werden können. Ich mochte es auch sehr, wie sie keltische Elemente in ihre Geschichte einbaut, ohne diese dabei groß zu erklären oder sich starr an eine bestimmte Vorstellung zu halten. Insgesamt war „The Merlin Conspiracy“ (trotz aller gesellschaftskritischer Ideen) wieder einmal eine wunderbare Wohlfühllektüre, die meine Lust auf Diana-Wynne-Jones-Romane nur weiter angefacht hat.

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