Estelle Laure: Gegen das Glück hat das Schicksal keine Chance

Noch so ein Buch, das eigentlich auf zu vielen Blogs auftauchte, um mich zu interessieren, bei dem mich dann aber eine Rezension von Tine dazu gebracht hat, dem Roman eine Chance zu geben. (Merkt man eigentlich, dass ich gerade meine Bibliotheks-Merkliste abarbeite? 😉 ) Lucille ist siebzehn und sollte sich eigentlich auf ihr letzten Schuljahr konzentrieren, doch nach dem Vorfall mit ihrem Vater (über den man erst später im Roman mehr erfährt) läuft in ihrem Leben nichts mehr normal. Als kurz vor Beginn des neuen Schuljahrs auch noch ihre Mutter verschwindet, muss Lucille die Verantwortung für ihre kleine Schwester Wren und den gemeinsamen Alltag übernehmen.

Estelle Laure konzentriert sich in „Gegen das Glück hat das Schicksal keine Chance“ weniger auf das Drama in Lucilles Leben, als auf die Schritte, die das Mädchen unternimmt, um dafür zu sorgen, dass es weiter geht. Dabei steht Lucille von Anfang an ihre Freundin Eden zur Seite und hilft ihr Prioritäten (Job suchen/Arbeiten, während Eden auf Wren aufpasst/Rechnungen bezahlen/in die Schule gehen und Hausaufgaben machen/dafür sorgen, dass niemand Verdacht schöpft/hin und wieder lächeln) zu setzen. Lucille hat relativ viel Glück bei all diesen Vorhaben, als ihr zum Beispiel ein Mädchen auf dem Spielplatz erzählt, dass sie ihr einen Job vermitteln könnte, oder allein schon dass ihre Freundin Eden und deren Zwillingsbruder Digby so viel Zeit mit Wren verbringen, damit Lucille überhaupt arbeiten kann.

Aber einfach ist das Ganze für Lucille natürlich trotzdem nicht. Sie ist ganz allein und muss in jeder Hinsicht die Rolle der Erwachsenen in ihrer kleinen Familie übernehmen. Da ist es vermutlich kein Wunder, dass sich von ihren Sorgen ablenkt, in dem sie über ihre Verliebtheit in Digby nachdenkt. Sie weiß selber nicht, wann Digby für sie von jemanden, den man gut kennt und mit dem man befreundet ist, zu einem Jungen wurde, von dem sie mehr als Freundschaft möchte, aber diese Gefühle bringen ihre eh schon auf dem Kopf stehende Welt noch mehr durcheinander. Dabei ist Lucille durchaus bewusst, dass Digby schon lange eine Freundin hat, mit der er – beginnend mit dem gemeinsamen Studium bis zur Hochzeit – eine langfristige Zukunft plant.

Ich mochte es, dass die Geschichte trotz des schwerwiegenden Themas nicht allein um Lucilles Probleme als Versorgerin ihrer kleinen Schwester drehen. Die Gedanken an Digby sind – vielleicht gerade deshalb, weil er vergeben ist – etwas Sicheres und Schönes, das ihr Halt gibt. Trotzdem wird deutlich, wie herausfordernd es für das Mädchen ist einen Alltag mit Schule, Job und der Beschäftigung mit ihrer kleinen Schwester auf die Reihe zu bekommen. Lucille ist oft erschöpft, weiß keinen Ausweg oder trifft die falschen Entscheidungen, aber das macht es für mich realistischer.

Bei einer der Rezensionen, die ich gelesen habe, stand, dass Lucille es zu einfach hat, dass sie zu erwachsen beschrieben würde. Aber ich denke, dass ein Mädchen von fast achtzehn Jahren schon in der Lage ist, in einem Notfall so erwachsen zu handeln – vor allem, da sie ja nicht allein ist und Hilfe von ihren Freunden bekommt. Während es auf der anderen Seite genügend Menschen gibt, die auch mit Mitte Dreißig nicht in der Lage sind so viel Verantwortung zu übernehmen und Lucilles Mutter scheint dazu zu gehören. Ich würde nicht soweit gehen und sagen, dass „Gegen das Glück hat das Schicksal keine Chance“ ein Wohlfühlbuch ist, dafür gibt es zu viele Probleme in Lucilles Leben, die nicht durch die Freundschaft oder Hilfsbereitschaft anderer aufgefangen werden können. Aber es war eine Geschichte voller interessanter, realistischer und sympathischer Figuren, die im Laufe des Romans zum Teil tolle Entwicklungen durchgemacht haben, und das war gut zu lesen.

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