Maria Lang: Nicht nur der Mörder lügt

„Nicht nur der Mörder lügt“ von Maria Lang habe ich bei Kiya entdeckt, die mich mit ihrer Rezension schon vor einer ganzen Weile neugierig gemacht hatte. Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Ich mochte es, wie man durch die Augen von Puck Ekstedt die Beteiligten kennenlernt und an den Ermittlungen teilnimmt. Gemeinsam mit der jungen Frau reist der Leser auf eine kleine Insel in einem See in der Nähe von Forshyttan, um dort ein paar entspannte Tage mit einer Gruppe Gleichgesinnter zu verbringen und den Sommer zu genießen. Das Ferienhaus auf der Insel gehören Rutger Hammar und seiner Frau Ann-Sofi und der Großteil der Gäste besteht aus Personen, die schon lange mit Rutger befreundet sind und die auf eine Weise miteinander verbunden sind, die für Puck manchmal nur schwer zu durchschauen ist.

Unübersehbar ist allerdings, dass es zu einer gewaltigen Störung des zuvor recht entspannten Ferienalltags auf der Insel kommt, als erst Lil Arosander unangekündigt den gutaussehenden George Malm mit zu Besuch bringt und dann noch überraschend Marianne Wallman, die früher einmal mit Rutger verlobt war, und Viveka Stensson einen Zwischenstopp auf der Insel einlegen. Von diesem Moment an kann Puck nur noch beobachten wie die anderen Inselgäste zwischen all den Gefühlen schwanken, die (unerwiderte) Liebe und Eifersucht mit sich bringen – bis es zu einem Mord kommt.

Ich mag es grundsätzlich, wenn sich ein Kriminalroman vor allem damit beschäftigt eine Gruppe von Menschen zu studieren und darzustellen wie sie miteinander interagieren. Da Puck die anderen Gäste bis zu ihrem Eintreffen auf der Insel eigentlich nur flüchtig kennt, beobachtet sie ganz genau, um herauszufinden, was da alles unter der Oberfläche brodelt und warum es Spannungen zwischen den verschiedenen Charakteren gibt. Dieses genaue Beobachten führt dann auch dazu, dass sie nach dem Mord eine Art „Assistentenstelle“ bei der Polizei einnimmt, obwohl sie strenggenommen ebenfalls zu den Verdächtigen zählt.

Neben den genauen Beschreibungen zu den verschiedenen Protagonisten spielt der schwedische Sommer auf dieser Insel im See eine große Rolle. Die Insel ist nicht gerade klein und weist eine überraschend abwechslungsreiche Landschaft auf, was dazu führt, dass man als Leser viele Szenen miterleben kann, die sich um die Natur drehen. Mir haben diese atmosphärischen Beschreibungen von heißen Sommernächten auf der Wiese vor dem Haus, von spontanen Bootstouren um die Insel, von Wanderungen, bei denen die Zapfen unter den Füßen knirschen, und vom Schwimmen im See gut gefallen. Und diese entspannten Sommerinsel-Beschreibungen bildeten einen wunderbaren Kontrast zu dem Mord und dem Wissen, dass einer der Gäste der Täter sein muss.

In einigen Rezensionen gibt es Vergleiche zwischen Agatha Christie und Maria Lang und ja, beide Autorinnen zeichnen ein Bild ihrer Zeit, konzentrieren sich mit ihrer Geschichte auf einen kleinen Personenkreis, den sie dafür umso intensiver beleuchten, und beide bauen Liebesgeschichten in ihre Kriminalromane ein. Aber Maria Lang setzt – zumindest mit diesem Roman – von Anfang an auf einen glaubwürdigen Einsatz der Polizei, außerdem ist sie viel deutlicher in ihrer Sprache und bei der Darstellung des Verhaltens der verschiedenen Personen. So wirkt „Nicht nur der Mörder lügt“ trotz einer relativ ruhigen Handlung weniger betulich und deutlich moderner als ein Agatha-Christie-Roman.

10 Kommentare

  1. Eva-Maria H.

    Hallolo,
    schön hast das beschrieben, nur ich bin absolut kein Krimileser.
    Bei der Christie war es was anderes. Das möchte ich, weil es doch so ja, ich kanns nicht beschreiben, es war einfach klasse, wie sie ihren Hercule agieren hat lassen.
    Weiterhin viel Spass mit deinen Büchern, ich lese es gerne.

    Lieben Gruß Eva

  2. Zum Glück mögen wir alle unterschiedliche Bücher, sonst wäre es ja langweilig. 🙂 Hast du denn noch andere Romane von Agatha Christie gelesen oder hast du dich auf die Hercules-Poirot-Titel konzentriert? Wenn dir nämlich grundsätzlich Agatha Christies Geschichten gefallen, könntest du (wenn du überhaupt magst) noch weitere Romane bei den eher gemütlichen historischen Kriminalromanen finden.

  3. Maria Lang hatte ich mir aufgrund Kiyas Vorstellung ja auch bereits vorgemerkt, aber aktuell bin ich mit Miss Marple beschäftigt, da ich ja noch immer nicht meinen letzten Poirot von Christie ("Curtain") lesen will. Mal sehen. 😉

  4. @Natira: Ich bin gespannt, ob du danach erst einmal ihre Einzeltitel liest, bevor du dich doch an deinen letzten Poirot wagst. 😀

    Maria Lang hat mir wirklich gut gefallen – zu schade, dass die Bibliothek den zweiten übersetzen Titel nicht auch im Angebot hat.

  5. Ich habe ja schon etwas länger einen Einzeltitel von ihr auf dem Tub "Detah comes as the end". 😀
    Maria Lang war zumindest vor einigen Monaten mit zwei Titeln bei skoobe vertreten. Ob das noch immer so ist – je nach Lizenzablauf dort – weiß ich gerade nicht. 😉

  6. @Natira: Ah, ihr "historischer" Krimi. Sie ist ja von Archäologen dafür wohl sehr gelobt worden, aber er ist nicht mein Lieblingsroman von ihr. 😉

    Ich drücke die Daumen, dass es noch so ist, wenn du irgendwann Lust auf die Autorin haben solltest.

  7. Danke! 🙂

    Und zumindest in Hörversionen kenne ich auch "Crooked House", "The Mouse Trap" und "Endless Night" (letzteres gefiel mir sogar ein Tick besser als die von mir gehörte Version der Mausefalle).

  8. @Natira: Ich muss ja immer schauen, welcher Roman sich hinter welchem englischen Titel versteckt. *g* Von "Endless Night" gibt es noch eine Kurzgeschichte, die den selben Inhalt, aber andere Figuren hat – das finde ich auch spannend zu sehen.

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