Eigentlich hatte ich diese Graphic Novel ja mit dem Hintergedanken an die „I’m in English“-Challenge noch im SuB-Regal liegen lassen. Aber letztes Wochenende hatte ich dann doch zuviel Lust auf die Geschichte, um sie nicht endlich zu lesen. In der Reihe „Marvel Classics“ wurden hauptsächlich Romanklassiker wie „Picture of Dorian Gray“, „The Three Musketeers“ und „The Iliad“ umgesetzt. Diese Themen sprechen – nach Meinung der Autorin Nancy Butler – vor allem Jungen an, und so war sie sehr erfreut über die Möglichkeit für Marvel eine Geschichte umsetzen zu können, die eher Mädchen ansprechen und in die Comicläden locken sollte. Und bei der witzigen Coveridee könnte das sogar funktioniert haben, wenn die kaufenden Mädchen keine Ahnung hatten, was das für eine Geschichte ist.
Im Vorwort informiert Nancy Butler nicht nur darüber wie es zu der Grundidee zu dieser Graphic Novel kam, sondern erzählt auch wie sie versuchte die Sprache Jane Austens zu modernisieren, um dann einzusehen, dass das Original doch die ansprechendste Version ist. So hat sie die Dialoge des Romans unangetastet gelassen und nur durch eine Erzählperspektive die Geschichte (deutlich) gekürzt. Trotzdem hatte ich beim Lesen von „Pride an Prejudice“ das Gefühl ein sprachlich stimmiges Gesamtwerk vorzufinden – was mir gut gefallen hat.
Deutlich mehr Kritikpunkte finde ich allerdings an den Zeichnungen. Obwohl Hugo Petrus sich merklich Mühe gegeben hat, um die Atmosphäre der Zeit einzufangen, und obwohl viele Details liebevoll und stimmig dargestellt werden, habe ich mich beim Betrachten der Bilder immer wieder geärgert. Versteht mich nicht falsch, es gibt wunderschöne Zeichnungen in diesem Comic – vor allem, wenn man an amerikanische Superheldencomics (samt üppiger Lippen und wallenden Haarmähnen bei den Damen) gewöhnt ist, dann gibt es eigentlich an den Darstellungen nichts zu meckern. Aber wenn man die Abbildungen vor dem Hintergrund betrachtet, dass das eine Geschichte ist, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts spielt, dann gibt es so viele Ärgernisse. Allein über die Frisuren hätte ich mich aufregen können, denn adrett zu sein galt damals doch zu viel, als dass eine Frau so rumgelaufen wäre. 😉
Wenn man aber über dieser Kleinigkeiten hinwegsehen kann, dann bietet einem „Pride and Prejudice“ als Graphic Novel eine gute Möglichkeit mal in die Geschichte hineinzuschnuppern. Wer noch nicht mit Jane Austen vertraut ist, kann so herausfinden, ob ihm die Sprache und die Geschichten, die dieser Autorin erzählt, zusagen. Für „Zwischendurch“ ist diese Präsentationsform auf jeden Fall geeignet, auch wenn viel von dem Witz und der Gesellschaftskritik Jane Austens – natürlich – auf diese Weise verloren geht. Da „Sense and Sensibility“ von einem anderen Zeichner umgesetzt wurde und ich mal wieder neugierig bin, wird diese Geschichte demnächst auch noch bei mir als Graphic Novel einziehen.
Bei "Graphic Novel" und "Pride und Prejudice" dachte ich sofort: Das ist was für mich. Aber ich muss leider sagen, dass mir die Zeichnungen (in diesem Fall die Gesichter)irgendwie gar nicht zusagen :-/ Schade, sonst hätte ich mir diese Graphic Novel gekauft…
Ich habe die auch gelesen und war – wie eigentlich immer – von der Mutter begeistert. Ich kann nicht sagen, dass ich sonderlich enttäuscht war, mir hat es gut gefallen. Ist eben mal was anderes und wie Du schreibst, so ist die Atmosphäre gut eingefangen worden. Auch in Mimik und Gestik, wie ich finde.
@Lucina: Die Zeichnungen sind wirklich Geschmackssache und ich bin mir sicher, dass es bessere Künstler dafür gegeben hätte. An der Aufbereitung durch die Autorin kann ich aber nicht meckern! 🙂 Nun bin ich nur gespannt, wie "Sence and Sensibility" mir gefallen wird. 🙂
@Soleil: An den Charakteren haben sie ja nicht viel verändern können – und ich hatte das Gefühl, dass sie sich auch an mindestens eine Verfilmung gehalten haben, als sie über das Charakterdesign sprachen. 😉
Du hast zwar zu mir gesagt, dass die Umsetzung als Graphic Novel wahrscheinlich nichts für mich ist, aber falls du sie behältst, würde ich sie trotzdem gern auf "die Liste" setzen. 🙂
@Irina: Ist erledigt! Ich bin ja immer froh, wenn wir mal was finden, was ich dir leihen könnte. 😀
Hm … also ich könnte mir ja vorstellen, dass man an eine Literaturadaption, die als Cover eine Modezeitschriften-Parodie hat, jetzt nicht unbedingt sooo mit dem Anspruch historisch korrekt recherchierter Frisuren herangehen sollte. 😉
@Jano: Ich wäre vielleicht auch nicht so kritisch gewesen, wenn die Autorin nicht im Vorwort darauf verwiesen hätte, wie wichtig ihr und dem Künstler die Authentizität gewesen wäre … 😀
Die Modezeitschriften-Parodie des Covers finde ich übrigens toll – die haben sie bei allen Einzel-Covern durchgezogen. Aber der Stil setzt sich ja im Inneren nicht weiter fort. 😉
Mich sprechen Graphic Novels nicht so an, aber was das Cover betrifft: die Frau sieht ja aus, als müßte sie ganz dringend aufs Klo!
*g* Ich glaube, sie soll sich nur "lässig" an eine Kante lehnen. Ich seh schon, du bist viel zu kritisch für Comics. 😉
Das gibt es als Graphic Novel??? WOW! Bin immer wieder begeistert, was ich hier noch alles lernen kann *ggg*
LG,
JED
Jupp, gibt es. 😀 Und wie schon erwähnt, geht es mit den Jane-Austen-Umsetzungen auch noch weiter. 😉