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Jane Austen: Emma (Hörbuch)

Ich weiß, dass es mehrere Leser meines Blogs gibt, die „Emma“ von Jane Austen sehr mögen. Bei mir hingegen hat Jane Austen ihr Ziel erreicht, eine Figur zu schaffen, die nur die Autorin mögen kann. Dabei kann ich die Erzählweise, die Grundidee und viele kleine Szenen und Dialoge wirklich würdigen, ich habe aber ein so großes Problem mit der Protagonistin, dass ich mich jedes Mal wieder zwingen muss, die Geschichte überhaupt anzufangen – und mich bis zu einem Punkt durchzuarbeiten, an dem ich Emma erträglich finde.

Vielleicht weil Emma in dieser Geschichte so sehr im Mittelpunkt steht und deshalb in meiner Wahrnehmung die vernünftigeren Figuren so wenig präsent sind und mir keine ausreichende Ruhepause vor Emma bieten können. Da hilft es auch nicht, dass ich weiß, dass sie sich weiterentwickelt und einsichtiger wird. Trotzdem habe ich, als mir vor ein paar Wochen bewusst wurde, dass ich gerade riesige Entscheidungsprobleme habe und mich nicht auf ein neues Hörbuch festlegen konnte, zu „Emma“ gegriffen, in der Hoffnung, dass Eva Mattes Vortrag mir über die für mich schwierigen Teile der Geschichte hinweghelfen kann.

Eva Mattes hat ihre Arbeit wie gewohnt gut gemacht. Sie hat die verschiedenen Charaktere wunderbar gelesen und es war ein Vergnügen ihr zuzuhören – trotzdem habe ich Wochen für das Hörbuch benötigt und zwischendurch lieber ohne Unterhaltung etwas gemacht als weiterzuhören. Dabei kann ich es gar nicht mal Emma zum Vorwurf machen, dass sie so von sich überzeugt ist. Ihr Vater, ihre Gouvernante und ihre restliche Umgebung haben sie ihr Leben lang darin bestätigt, dass sie unfehlbar sei. Und als noch die – von ihr eigentlich nur flüchtig angedachte – Verbindung zwischen ihrer Gouvernante Miss Taylor und Mr. Weston zustande kommt, fühlt sie sich in dieser Überzeugung nur noch bestärkt. In den folgenden Monaten versucht Emma weitere Ehen zu stiften und es ist am Ende nicht ihr zu verdanken, dass es für alle Beteiligten gut ausgeht.

Erst ab dem Zeitpunkt, an dem Mrs. Elton und ihr „innerer Reichtum“ auftauchen, kann ich mich mit Emma aussöhnen. Im Vergleich mit dieser Figur wird sie geradezu sympathisch. Denn trotz ihres Selbstbewusstseins, ihres Standesdünkels und ihrer Überzeugung, dass es ihr Recht sei, anderer Menschen Leben zu beeinflussen, ist sie nicht boshaft. Sie ist sogar in der Lage sich selbst gegenüber – wenn sie ihr denn überhaupt bewusst werden – ihre Fehler einzugestehen und daraus (zumindest für kurze Zeit) zu lernen. Trotzdem fällt es mir schwer, ihr ihre Einmischungen zu verzeihen und die Probleme, die sie damit anderen Menschen bereitet. Dabei finde ich schon, dass Emma einige vernünftige Ansichten hat – nur ist sie nicht erwachsen und reif genug, um zu verstehen, dass sie den Personen in ihrer Umgebung keinen Gefallen mit ihren Einmischungen und Beeinflussungen tut.

Komischerweise ist „Emma“ auch der einzige Jane Austen Roman, bei dem sich im Laufe der Zeit meine Sicht auf die Figuren und die Geschichte nicht verändert. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass ich in meinem Leben schon genügend Menschen kennengelernt habe, die anderen keine eigenen Entscheidungen zugestehen wollten. Bei allen anderen Werken der Autorin finde ich bei jedem neuen Lesen andere Aspekte, die mich faszinieren, oder Personen, die mir dieses Mal näher stehen als beim vorherigen Lesen. „Emma“ hingegen ist jedes Mal wieder eine Herausforderung für mich und – wie ich inzwischen sagen kann – es ist egal, ob ich die Geschichte lese oder höre, es fällt mir schwer mich darauf einzulassen.

Margaret C. Sullivan: The Jane Austen Handbook – A Sensible Yet Elegant Guide to Her World

„The Jane Austen Handbook“ von Margaret C. Sullivan gehört zu den Titeln, die ich auf anderen Blogs entdecke und dann selber unbedingt lesen muss. 😉 So war das mit der Sachbuch-Challenge zwar eigentlich nicht geplant, ursprünglich wollte ich doch meine eigenen ungelesenen Sachbücher mal in Angriff nehmen. Auf jeden Fall hat mir Hermias Meinung zu diesem Titel Lust auf das Buch gemacht, über Natira gelangte es dann in meine Hände und während der „7 Days – 7 Books“ habe ich mir immer wieder ein paar schöne Momente damit gemacht.

Aufgeteilt ist „The Jane Austen Handbook“ in vier Kapitel, dazu kommen dann noch einige Anhänge zu Jane Austen, ihrem Werk und Veröffentlichungen (Buch und Film), die darauf basieren. Im ersten Kapitel, „Jane Austen’s World And Welcome To It“, wird darauf eingegangen, was eine wahre Lady ausmacht. Dabei wird nicht nur auf ihre Herkunft eingegangen, sondern selbstverständlich auch auf ihre Erziehung und auf die Art und Weise, wo und wie man die verschiedenen Jahreszeiten verbringt und ähnliches. Die weiteren Kapitel („A Quick Succession of Busy Nothings; or, Everyday Activities“, „Making Love“ und „The Best Company; or, Social Gatherings“) beschäftigen sich dann mit den Kriterien, die ein potenzieller Ehemann zu erfüllen hat, mit der Kindererziehung, mit Haushaltsfragen und vielen andere Details bis hin zu der Frage, wie eine Lady selbst auf ehrbare Art und Weise Geld verdienen kann, wenn es das Schicksal (oder das Vermögen ihres Vaters) es nicht gut mit ihr gemeint hat.

Ich muss gestehen, dass ich das Vorwort an diesem Buch am wenigsten mochte, nicht nur weil Margaret C. Sullivan den Begriff „Janeites“ verwendet (ich mag solche Schubladenbegriffe nicht), sondern auch weil sie der Leserin unterstellt, dass sie Jane Austens Romane vor allem wegen der Liebesgeschichten, der Happy Ends, der Beschreibungen von Kleidern und Bällen lesen würde. Ich gebe zu, dass das eine nette Dreingabe ist, aber ich mag in erster Linie die Charaktere, die wundervollen Dialoge (gerade zwischen Figuren, die eben nicht in Begriff stehen sich ineinander zu verlieben) und die häufig sehr pragmatisch wirkenden Aussagen zum Leben in dieser Zeit.

Wer Jane Austens Geschichten oder Romane vergleichbarer zeitgenössischer Autoren gelesen hat, wird nicht so viele neue Informationen in „The Jane Austen Handbook“ finden. Auch wiederholen sich einige Details, weil sie eben zu unterschiedlichen Themengebieten passen und deshalb mehrfach aufgegriffen werden wie zum Beispiel die Tatsache, dass sich eine Lady um die Bedürftigen und Kranken zu kümmern hat und wie dieses geschehen sollte. Aber all diese Informationen werden wirklich in ansprechender Form präsentiert und immer wieder mit Zitaten aus Jane Austens Romanen oder Verweisen auf ihre Figuren belegt.

So bekommt man einen schönen Einblick in das Leben Anfang des 19. Jahrhunderts (zumindest für diese Gesellschaftsschicht), während die vielen verschiedenen Details und Informationen auf humorvolle Weise präsentiert werden. Vor allem den Teil des Buches, der sich mit dem Thema Kindererziehung beschäftigt, habe ich mit einem ständigen Schmunzeln gelesen. So ist „The Jane Austen Handbook“ informativ, unterhaltsam und sorgt mit den vielen kurzen Abschnitten zu den verschiedenen Themen für entspannte Lesestunden. Dazu kommen noch die liebevollen Illustrationen von Kathryn Rathke (bei Hermias Rezension könnt ihr davon ein paar Beispiele sehen), die die verschiedenen Aussagen ganz entzückend unterstreichen – und mich immer wieder an bestimmte Szenen aus Jane Austens Romanen erinnert haben.

Jane Austen: Überredung

Seitdem ich vor zwei Jahren den Jane-Austen-Schuber zum Geburtstag bekommen habe, möchte ich die Romane wieder lesen. Als ich dann Mitte November feststellte, dass mir die Zeit für die „100 Bücher“-Challenge davonlief (und dass die Bibliothek die dafür vorgemerkten Titel wohl nicht mehr rechtzeitig zur Verfügung stellen kann), nahm ich mir vor, dass ich diese Challenge – und somit vermutlich auch mein „Lesejahr“ – mit einem Titel von Jane Austen beenden werde. Meine Wahl dafür ist auf „Überredung“ gefallen, eine meiner Lieblingsgeschichten von Jane Austen, die aber – zumindest empfinde ich das so – von den meisten Leuten weniger geschätzt wird als „Stolz und Vorurteil“, „Verstand und Gefühl“ oder „Emma“.

Ich muss zugeben, dass Anne als Hauptfigur deutlich weniger im Mittelpunkt der Geschichte steht als andere Charaktere von Jane Austen. Während sich bei den anderen Romanen die Handlung zum Großteil um die Protagonisten arrangiert und die Nebenfiguren nicht so präsent sind wie diese, habe ich bei „Überredung“ das Gefühl, dass Anne deutlich weniger ins Auge fällt. Sie hat so viele Jahre ihre Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche unterdrückt, dass sie dem Leser vor lauter Zurückhaltung weniger nah kommt – und doch lernt man all die Nebenfiguren vor allem dadurch kennen, wie sie Anne behandeln, wie sie sie und ihre Aufmerksamkeit als selbstverständlich nehmen und wie sie sie ebenso selbstverständlich zugunsten ihrer eigenen (und häufig sehr egoistischen)Wünsche in die Ecke drängen.

Durch diese erzwungene Passivität ist Anne aber auch eine perfekte Beobachterin geworden. Sie sieht die Gefahr, die von einer Bekannten ihrer älteren Schwester Elizabeth ausgeht, sie ist gegenüber dem wiederentdeckten Cousin Mr. Elliot zurückhaltender als der Rest ihres Bekanntenkreises und wenn man es genau nimmt, dann sah sie schon als junge Frau die Qualitäten in Kapitän Wentworth, die letztendlich zu seinem beruflichen und finanziellen Erfolg führten. So bescheiden sie in allen Dingen ist, so haben die Jahre, in denen sie bedauerte, dass sie sich nicht über den Einfluss von Freunden und Verwandten hinweggesetzt hat und dass sie nicht ihrem Herzen gefolgt ist, dann doch dafür gesorgt, dass sie – bei aller Zurückhaltung und Höflichkeit – ein Rückgrat und feste Ansichten entwickelt hat.

Angenehmerweise schreckt sie auch nicht davor zurück, diese Ansichten zu teilen. Für mich sind das häufig die schönsten Szenen im Buch, diese kleinen Momente, in denen sie im Gespräch mit einer anderen Person ist und ihre Meinung äußert. Hier wird oft deutlich, dass die meisten ihrer hochgeborenen Gesprächspartner recht dumm und oberflächlich sind, weil sie Annes wohldurchdachte Meinung herabsetzen oder nicht ernst nehmen. Diese subtile Kritik an der Oberflächlichkeit einer Gesellschaft, die auf den Rang, den Namen und das Äußere einer Person setzt, statt sich auf das Benehmen und die Intelligenz zu konzentrieren, mag ich sehr. Ebenso schön finde ich es, dass in „Überredung“ immer wieder betont wird, dass die Herkunft oder das manchmal etwas ungehobelte Benehmen einer Figur vollkommen verzeihlich ist, wenn Herzensgüte, Bildung und Anstand ihr Verhalten bestimmen.

Und gerade nach dem Lesen von „Jane Eyre“, wo von der Erzählerin auf jede Gemütsregung eingegangen und ständig eine Nabelschau abgehalten wird, genieße ich die Zurückhaltung und Einfachheit der Erzählweise in „Überredung“. Anne ist in allen Belangen sehr vorsichtig, sie will weder verletzen noch verletzt werden, und so kann man als Leser nur hier und da erahnen, wie sehr sie in den vergangenen Jahren gelitten hat und wie sehr sie nun aufgewühlt ist, weil es ein Wiedersehen mit Kapitän Wentworth gibt. Besonders deutlich wird Annes Situation in den kleinen Nebenbemerkungen, wenn sie zum Beispiel über die innige Verbundenheit der Schwestern Musgrove nachdenkt oder über die Ehe der Crofts und dadurch deutlich wird, wie sehr sie eine Vertraute vermissen muss und wie sehr sie sich nach einer harmonischen Beziehung sehnt. Aber nicht einmal in diesen Szenen klagt sie über ihr Schicksal, sondern arrangiert sich mit ihrer lieblosen Familie und versucht, das Beste aus ihrer Situation zu machen.

Ich habe zwei schöne Tage mit Anne verbracht und mich an all den kleinen Momenten erfreut, in denen sie Hoffnung schöpfte, Rückgrat zeigte und mich mit ihren – zum Teil erstaunlich spitzen – Beobachtungen unterhalten hat. So hat mir die „100 Bücher“-Challenge das Jahr hindurch nicht nur erlaubt, einige Neuentdeckungen zu machen, sondern auch die Gelegenheit gegeben, einige schon bekannte Klassiker neu zu entdecken. Ich finde es immer wieder schön und spannend, welche neuen Facetten mir an einer Geschichte auffallen und an welche Aspekte ich mich noch klar erinnerte, obwohl das letzte Lesen einige Jahre her ist.

[Graphic Novel] Jane Austen (und Nancy Butler): Sense and Sensibility

Nach „Pride and Prejudice“ hat sich Nancy Butler für die Reihe „Marvel Classics“ auch Jane Austens Roman „Sense and Sensibility“ angenommen und die Geschichte für eine Comicumsetzung bearbeitet. Dabei wurde für diesen Band nicht wieder Hugo Petrus engagiert, dessen Charaktere in „Pride and Prejudice“ (trotz des im Vorwort angekündigten Authentizität-Anspruchs von Zeichner und Autorin) eher an amerikanische Superhelden-Comics erinnerten und weniger zu einer Jane-Austen-Handlung passten. Stattdessen kommt bei „Sense und Sensibility“ Sonny Liew zum Einsatz, dessen Darstellungen deutlich reduzierter und weniger „realistisch“ sind als die von Hugo Petrus.

Ich muss gestehen, dass der Zeichenstil mir in diesem Band wesentlich besser gefällt, da es Sonny Liew meiner Ansicht nach schon auf den ersten Seiten gelingt, die typischen Charaktermerkmale auszuarbeiten. Allein schon der Anblick von Fanny Dashwood (Schwägerin von Elinor, Marianne und Margaret) bringt mich zum Schmunzeln. Ihre spitze Nase ist schon beim Einzug in das Haus hochnäsig erhoben, ihr Kinn wird auf den nächsten Panels so überdeutlich dargestellt, dass man den verkniffenen und missbilligenden Zug um den Mund gar nicht übersehen kann. Gerade mal zwei Blicke benötigt es und schon ist man über ihre Person im Bilde!

Die Dashwoods müssen ihr Heim verlassen …

Ihr Mann John wird hingegen angemessen nachgiebig und weich gezeichnet, Marianne sticht mit ihrem lebhaften Gesicht und den recht großen Gesten heraus, ihre Mutter wirkt eher zerbrechlich und kummervoll (aber immer bereit, auf die emotionalen Ausbrüche ihrer Tochter einzugehen), während Elinor wunderbar zurückhaltend und mit dementsprechend feinen Bewegungen dargestellt wird. Gewöhnungsbedürftig könnten für einige Leser die etwas überspitzten Darstellungen sein, die der Zeichner verwendet, wenn es darum geht, eine Entwicklung oder rasantere bzw. amüsantere Ereignisse zusammenzufassen, mir persönlich erschien diese Präsentation sehr passend zum Gesamtwerk. Der einzige Kritikpunkt wäre vielleicht, dass die Figuren – vor allem Elinor und ihr Edward – manchmal wesentlich älter wirken, als sie sind.

London: Sorgen um Marianne

Da in dieser Graphic Novel – aufgrund des Umfangs von gerade mal 120 Seiten – die Geschichte nur sehr gekürzt wiedergegeben werden kann, sind wieder deutliche Einschnitte in der Handlung zu spüren. Aber hier finde ich, dass Nancy Butler diese Kürzungen recht geschickt vorgenommen hat. Die von ihr ausgewählten Szenen setzen die Charaktere ins rechte Licht, geben einen guten Überblick über die jeweiligen Probleme der Figuren und die Gesamtstimmung des Romans bleibt auf jeden Fall erhalten. Die Autorin bemüht sich aufzuzeigen, wie schwer das Leben für die Dashwood-Schwestern und ihre Mutter nach dem Tod des Vaters ist und wie viel Haltung es erfordert, mit dem lieblosen Benehmen des Bruders umzugehen. Und dann gibt es natürlich noch die verschiedenen Indiskretionen von Mrs. Jennings und das Gefühlwirrwarr zwischen Elinor und Edward und Marianne und Willoughby. Da in „Sense und Sensibility“ viele Entwicklungen in Briefen erzählt werden, musste Nancy Butler für die Graphic Novel eine neue Erzählweise finden, was sie aber in meinen Augen gut gelöst hat. Somit ist für mich „Sense and Sensibility“ sowohl inhaltlich gelungen als auch optisch ansprechend, wenngleich ich zugeben muss, dass der Zeichenstil für einige Betrachter wohl etwas gewöhnungsbedürftig ist.

[Graphic Novel] Jane Austen (und Nancy Butler): Pride and Prejudice

Eigentlich hatte ich diese Graphic Novel ja mit dem Hintergedanken an die „I’m in English“-Challenge noch im SuB-Regal liegen lassen. Aber letztes Wochenende hatte ich dann doch  zuviel Lust auf die Geschichte, um sie nicht endlich zu lesen. In der Reihe „Marvel Classics“ wurden hauptsächlich Romanklassiker wie „Picture of Dorian Gray“, „The Three Musketeers“ und „The Iliad“ umgesetzt. Diese Themen sprechen – nach Meinung der Autorin Nancy Butler – vor allem Jungen an, und so war sie sehr erfreut über die Möglichkeit für Marvel eine Geschichte umsetzen zu können, die eher Mädchen ansprechen und in die Comicläden locken sollte. Und bei der witzigen Coveridee könnte das sogar funktioniert haben, wenn die kaufenden Mädchen keine Ahnung hatten, was das für eine Geschichte ist.

Im Vorwort informiert Nancy Butler nicht nur darüber wie es zu der Grundidee zu dieser Graphic Novel kam, sondern erzählt auch wie sie versuchte die Sprache Jane Austens zu modernisieren, um dann einzusehen, dass das Original doch die ansprechendste Version ist. So hat sie die Dialoge des Romans unangetastet gelassen und nur durch eine Erzählperspektive die Geschichte (deutlich) gekürzt. Trotzdem hatte ich beim Lesen von „Pride an Prejudice“ das Gefühl ein sprachlich stimmiges Gesamtwerk vorzufinden – was mir gut gefallen hat.

Deutlich mehr Kritikpunkte finde ich allerdings an den Zeichnungen. Obwohl Hugo Petrus sich merklich Mühe gegeben hat, um die Atmosphäre der Zeit einzufangen, und obwohl viele Details liebevoll und stimmig dargestellt werden, habe ich mich beim Betrachten der Bilder immer wieder geärgert. Versteht mich nicht falsch, es gibt wunderschöne Zeichnungen in diesem Comic – vor allem, wenn man an amerikanische Superheldencomics (samt üppiger Lippen und wallenden Haarmähnen bei den Damen) gewöhnt ist, dann gibt es eigentlich an den Darstellungen nichts zu meckern. Aber wenn man die Abbildungen vor dem Hintergrund betrachtet, dass das eine Geschichte ist, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts spielt, dann gibt es so viele Ärgernisse. Allein über die Frisuren hätte ich mich aufregen können, denn adrett zu sein galt damals doch zu viel, als dass eine Frau so rumgelaufen wäre. 😉

Wenn man aber über dieser Kleinigkeiten hinwegsehen kann, dann bietet einem „Pride and Prejudice“ als Graphic Novel eine gute Möglichkeit mal in die Geschichte hineinzuschnuppern. Wer noch nicht mit Jane Austen vertraut ist, kann so herausfinden, ob ihm die Sprache und die Geschichten, die dieser Autorin erzählt, zusagen. Für „Zwischendurch“ ist diese Präsentationsform auf jeden Fall geeignet, auch wenn viel von dem Witz und der Gesellschaftskritik Jane Austens – natürlich – auf diese Weise verloren geht. Da „Sense and Sensibility“ von einem anderen Zeichner umgesetzt wurde und ich mal wieder neugierig bin, wird diese Geschichte demnächst auch noch bei mir als Graphic Novel einziehen.

Jane Austen: Verstand und Gefühl

Ausnahmsweise gibt es hier mal den Klappentext der CD-Box und keine eigene Inhaltsangabe zu der Geschichte: Elinor und Marianne Dashwood sind so verschieden, wie zwei Schwestern nur sein könnten: Während die eine diszipliniert und vernünftig ist, handelt die andere emotional und impulsiv. Dennoch verbindet die beiden das scheinbar ausweglose Schicksal, sich im England des achtzehnten Jahrhunderts den gesellschaftlichen Zwängen unterwerfen und auf die große Liebe verzichten zu müssen …

Ich habe in diesem Jahr so viele Sachen von Jane Austen gelesen oder gehört, dass ich doch an der Jane-Austen-Challenge von Sarah hätte teilnehmen können. Bei der Wohnzimmerrenovierung gab es die ungekürzte Lesung von „Verstand und Gefühl“, für die ebenfalls von Eva Mattes vorgetragene Version von „Stolz und Vorurteil“ habe ich allerdings noch keine Zeit gefunden. Dafür habe ich in diesem Monat „Emma“ und „Mansfield Park“ gelesen und im Herbst habe ich „Anne Elliot oder Die Kraft der Überredung“ genossen. Nach einem kleinen Anstupser von Holly fiel mir auf, dass ich noch keine Rezension für den „Klassiker“-Teil der „Ich bilde mich weiter“-Challenge geschrieben habe – irgendwie hatte ich mit dem Lesen des letzten Buches die Challenge innerlich abgeschlossen.

Doch bei soviel Auswahl habe ich kurzfristig beschlossen nicht über „Mansfield Park“ zu schreiben, sondern über „Verstand und Gefühl“, denn diese Geschichte klingt immer noch in mir nach. Den Roman hatte ich das erste Mal als Teenager gelesen und als Studentin noch einmal verschlungen – und jedes Mal fühlte ich mich zwiegespalten. Ich mag Elinor und Marianne, ich mag die Geschichte, aber ich hatte lange Zeit ein Problem mit der Grundaussage des Buches.

Denn während Elinor immer brav, geduldig und vernünftig ist und deshalb miterleben muss wie der Mann, den sie liebt, immer unerreichbarer wird, so führt die blinde Verliebtheit von Marianne zu großem Unglück für das Mädchen. Neben Elinors Ängsten um das Glück ihrer Schwester, ihrem stummen Leiden wegen ihrer eigenen unglücklichen Liebe und Mariannes Höchflügen und Depressionen lebt das Buch – wie es sich für einen Austen-Roman gehört – von den wunderbaren Dialogen und Nebenfiguren. So viele wohlmeinende Menschen und soviel Möglichkeiten für Missverständnisse, Lebensweisheiten und Dummheiten.

Ich liebe schon allein den Anfang der Geschichte, wenn die Schwägerin der Dashwood-Mädchen mit ihrem Mann darüber diskutiert, wie weit man die Familie nach dem Tod des Vaters finanziell unterstützen müsste. In diesen wenigen Zeilen gelingt es Jane Austen soviel über ihre Zeit und die Situation der Frauen auszusagen, so treffend die biestige Schwägerin und ihren nachgiebigen Mann darzustellen – und dabei so amüsant zu sein -, dass ich jedes Mal wieder begeistert bin. Je älter ich werde, desto mehr stehe ich übrigens auf der Seite der vernünftigen Elinor. Was ich auch faszinierend finde … ich glaube, es gibt wenige Bücher, bei denen mir so sehr auffällt, dass ich sie bei jedem Lesen wieder mit anderen Augen entdecken kann.

Natürlich ist es schön von der großen Liebe zu träumen und noch schöner wäre es, wenn jede Frau einen Mann heiraten könnte, den sie liebt und für den sie die einzige Frau auf der Welt ist. Aber wenn ich mich so in meinem Bekanntenkreis umgucke, dann bin ich immer etwas irritiert von all den Frauen, die keine Augen für die Männer in ihrer Umgebung haben, weil sie auf der Suche nach der großen Liebe sind. Und zu Jane Austens Zeit wäre ein solches Verhalten einfach dumm gewesen. Nur wenige Frauen hatten eigene finanzielle Sicherheit oder gar die Gewissheit, dass die Familie sie für den Rest ihres Lebens versorgen könnte. So war es umgemein wichtig sich an die gesellschaftlichen Regeln zu halten und sich gut zu verheirateten. Und ich glaube, dass einige dieser Vernunftehen gar nicht schlecht waren, solange beide Parteien gewillt waren das Beste aus ihrer Situation zu machen.

Somit ist Elinors Haltung (auch wenn sie nicht immer ihren eigenen Gefühlen entspricht) nicht nur vernünftig, sondern auch der beste Selbstschutz, den sie finden kann. Wenn man nicht das große Glück erwartet, dann kann man auch in einer nicht so gefühlvollen Ehe vermutlich Zufriedenheit finden. Wenn man aber wie Marianne von der einen großen Liebe träumt, sich seinen Hoffnungen hingibt und sich am Ende mit einem fürsorglichen, aber deutliche älteren Mann abfinden muss, dann ist es wohl schwierig nicht den Rest seines Lebens dem einen hinterherzutrauern, in dem man so verliebt war.

Obwohl Jane Austen meiner Meinung nach verhältnismäßig wenig auf die Männer eingeht, habe ich mich dieses Mal doch gefragt wie für Mariannes Ehemann wohl die Zukunft aussieht. Ob er wirklich damit leben kann, dass seine Frau eigentlich einen anderen Mann liebte? Und ob es ihm gefällt, dass aus dem lebenslustigen und übermütigen Mädchen eine zurückhaltende Frau geworden ist, die ihn aufgrund von Vernunft und Freundschaft geheiratet hat, während er sich – entgegen aller Vernunft – in sie verliebte …

[DVD] Stolz und Vorurteil

Natira war so lieb und hat mir ihre „Stolz und Vorurteil“-DVD mit Greer Garson und Laurence Olivier geliehen, damit ich mir den Film einmal angucken kann. Dabei hat sie mich schon vorgewarnt, dass der Film sie eher an eine Screwball-Komödie erinnert, als dass er eine werkgetreue Wiedergabe des Romans sei. Greer Garson spielt Elizabeth Bennet ganz wunderbar, ihr nehme ich sowohl das spröde und zurückhaltende Verhalten, als auch die liebevollen Gefühle gegenüber ihrer Familie ab, während der gute Laurence Olivier einen – phasenweise – erstaunlich unsicheren Mr. Darcy abgab.

Die Grundgeschichte wird trotz der einen oder anderen Änderung liebevoll wiedergegeben und so kann man als Zuschauer verfolgen, wie sehr sich Mrs. Bennet anstrengt, um ihre fünf Töchter irgendwie unter die Haube zu bekommen. Und während sich Elisabeth Bennets Schwester Jane und der neue Nachbar Mr. Bingley näher kommen, beschnuppern sich die beiden Hauptfiguren eher misstrauisch. Ach, ich denke, die Geschichte ist soweit allgemein bekannt – und wer sie noch nicht kennt, der sollte sie mal selber lesen. 😉

Während ich normalerweise bei guten Jane-Austen-Verfilmungen mit einem Schmunzeln die Dialoge verfolge, so habe ich bei dieser Variante von „Stolz und Vorurteil“ herzhaft lachen müssen. Hier handelt es sich halt weniger um eine detailgetreue Umsetzung, als um eine wunderbare schwarz-weiß-Komödie. Um es als „Screwball“ einzuordnen, waren mir die Dialoge zu wenig rasant, zum Teil sogar zu nah am Roman, und mein größtes Vergnügen fand ich vor allem in den Charakterinterpretationen. Frieda Inescord als Caroline Bingley war wunderbar hassenswert, so arrogant, so kühl so … es juckte regelrecht in den Fingern, diese Dame mal von ihrem inneren Thron zu stoßen. Mrs. Bennet und ihre beiden leichtlebigen Töchter waren so herrlich laut und ordinär, dass man bei ihren „großen“ Szenen mit Schamesröte vor dem Bildschirm saß.

Einer der unangenehmsten Handlungsteile ist für mich immer die Hochzeit zwischen dem pompösen Mr. Collins, der seine Wichtigkeit aus der Gunst seiner Gönnerin zieht, und Charlotte, einer Freundin der älteren Bennet-Schwestern. Ich kann die Notwendigkeit dieser Heirat nachvollziehen, aber es ist eine Schande, dass Charlotte kein anderer Ausweg bleibt. Bei dieser Verfilmung hingegen kam es mir so vor, als ob die gute Charlotte bald in ihrem Haushalt die Hosen anhaben wird – und dann könnte ihr Leben gar nicht so übel verlaufen. 😉 Doch vor allem die Darstellung der Lady Catherine de Bourgh unterscheidet sich in dieser Version sehr vom literarischen Vorbild, was mir ein wirklich wunderbar komisches und schönes Ende bescherte. Mehr möchte ich hier nicht verraten, falls doch noch einer von euch diesen Film sehen und den überraschenden Schluss genießen möchte.

Insgesamt kann man zwar nicht behaupten, dass diese „Stolz und Vorurteil“-Verfilmung sich nah an den Roman von Jane Austen hält, aber dafür wird so liebevoll mit der Originalgeschichte umgegangen, dass ich jedes Schießen mit Pfeil und Bogen, jede Neuinterpretation eines Charakters und jede Auslassung in der Handlung verzeihen kann. Statt dessen hat dieser Film für einen wunderbar amüsanten Sonntagnachmittag gesorgt – und die gute Laune hält bei mir immer noch an (dabei ist heute wirklich ein ekelhaft grauer Februar-Montagmorgen!). 🙂 Allerdings darf ich nicht darüber nachdenken, dass diese Leihgabe meinen Wunschzettel schon wieder hat anwachsen lassen …